Österreichische Gesellschaft für Senologie: “Mein Krebs ist nicht dein Krebs”

Personalisierte Therapie und individuelle Betreuung bei Brustkrebs besonders wichtig

Wien (OTS) – Die Österreichische Gesellschaft für Senologie (ÖGS) hebt in ihrer Pressekonferenz am 25.9. die Bedeutung von personalisierten Brustkrebs-Therapien hervor, bei der die Frau mit ihren individuellen Bedürfnissen im Mittelpunkt steht. Mammographiescreening und Tumorboard sind wichtige Schritte am Weg zur optimalen Therapie, Case Manager garantieren als Ansprechpartner mit umfassendem Wissen die bestmögliche persönliche Betreuung.

Wahl der optimalen Therapie
Nach einer Brustkrebs-Diagonose können durch genetische Untersuchungen derzeit fünf verschieden Tumorarten unterschieden werden. Sie unterscheiden sich sowohl hinsichtlich ihrer Prognose wie auch in ihrer Therapie. Zudem können heute mittels neuer MRT Techniken mit bildbasierenden Biomarkern Tumore nach ihrer unterschiedlichen Aggressivität identifiziert werden. Des Weiteren gibt es große Unterschiede in den verschiedenen chirurgischen Therapieoptionen dank neuer onkoplastischer Ansätze, bei denen die Tumorentfernung mit einer sofortigen Defektdeckung kombiniert wird. Sie sind stark abhängig von der individuellen Brustform, Morbiditäten wie Rauchen und Gewicht, sowie von den persönlichen Wünschen der Patientinnen. In dieser großen Vielfalt an Behandlungsmöglichkeiten wird daher die Kommunikation zwischen dem Hauptbehandler (Case Manager), zumeist ein(e) operativ tätige/r Mediziner(erin) und der Patientin zunehmend bedeutender.

Kürzlich erschienene Amerikanische Studien zeigen, dass 50% der mit einer Behandlung nicht zufriedenen Frauen auf Basis einer Misskommunikation unzufrieden waren und 70% das Thema “Brustkosmetik” mehr diskutiert haben wollten.

Neues Mammographiescreening ab Frühjahr fördert persönliche Gespräche
Im April 2013 startet in Österreich das Mammographiescreening, zu dem Frauen im Alter von 45 bis 70 Jahren per Brief eingeladen werden. Ziel ist die nachhaltige Etablierung einer hohen Entdeckungsrate von Brustkrebs, vor allem in einem frühen Stadium. Der Programmerfolg wird stark von der gelungenen Kommunikation zwischen PatientInnen und ihrem Arzt (Hausarzt) und in weiterer Folge mit den Radiologen abhängen. Durchgeführt wird die Vorsorge-Untersuchung von speziell ausgebildeten Fachärzten, die großen Wert auf individuelle Betreuung im persönlichen Gespräch legen, wie Prof. Helbich, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Senologie (ÖGS), hervorhebt: “Beim Mammographiescreening steht die persönliche Kommunikation mit der Frau im Vordergrund. Bereits die Befundübermittlung geschieht nicht durch einen formlosen Brief, sondern durch das Gespräch mit dem Radiologen und in weiterer Folge mit dem Vertrauensarzt der Frau. Im Falle einer möglichen Brustkrebserkrankung wird die Patientin in einem Brustgesundheitszentrum individuell beraten, um die für sie optimale, personalisierte Therapie zu finden.”

Tumorboard steuert optimale Therapie
Das Tumorboard ist ein Ort der Kommunikation, an dem alle relevanten Informationen über die Brustkrebs-Patientin zusammenlaufen und von Experten aus unterschiedlichen Bereichen wie Radiologie, Chirurgie und plastische Chirurgie ausführlich diskutiert werden. Mit einem gemeinsamen Beschluss wird nach Berücksichtigung aller bekanten Indikatoren die beste Therapie für den persönlichen Krebsbefund der Patientin festgelegt.

Primar Koller, plastischer Chirurg und Präsident elect der ÖGS, betont die Bedeutung des Tumorboards auch für die rekonstruktive Chirurgie: “Der plastische Chirurg weiß von Anfang an über den aktuellen Stand der Tumortherapie Bescheid, um der Patientin optimale Lösungen anbieten zu können, die sehr verschieden aussehen und gestaltet werden können.” Dadurch könne nicht nur für den Erhalt des Lebens, sondern auch der Lebensqualität der betroffenen Frau gesorgt werden.

Case Manager mit umfassendem Wissen
Die Vielzahl an beteiligten Fachärzten bedeutet für die Patientin jedoch keinesfalls, dass die Kommunikation mit ihr unpersönlich abläuft. Der operativ tätige Arzt übernimmt als Case Manager die persönliche Betreuung und klärt über Diagnosepfade, Erkrankung und Therapiemöglichkeiten auf. “Vom Case Manager, der zur Patientin von Anfang an eine positive Bindung aufbaut, darf sich die Patientin ein allumfassendes Wissen zum Thema Brustkrebs und die Beantwortung aller offenen Fragen erwarten”, garantiert Prof. Fitzal, selbst Chirurg und Case Manager am AKH Wien. “Gerade bei existentiellen Bedrohungen wie Krebserkrankungen sei es besonders wichtig, Sicherheit zu geben. Das kann nur in einer individuellen, fachlichen Beratung unter Einbeziehung aller relevanten persönlicher Daten, Dispositionen etc. durch den Arzt geschehen,” so Fitzal weiter. Der Patient soll informiert werden, von einem “ergoogelten” Diagnosewissen wird hingegen gewarnt, da verallgemeinerte Informationen am jeweiligen individuellen Befund oft vorbeigehen und die Betroffene meist stark verunsichern.

Eindringlich wendet sich am Ende der Pressekonferenz Andrea Bocan an alle Frauen: “Ich hatte vor einigen Jahren eine Freundin verloren, die zu spät zum Arzt ging, weil sie Angst vor der Diagnose hatte. Und vor 2 Jahren bin ich selbst an Brustkrebs erkrankt, den ich heute in jeder Hinsicht gut überstanden habe. Mein Appell an alle Frauen: Habt keine Angst vor einer Diagnose und geht rechtzeitig und regelmäßig zu den empfohlenen Untersuchungen!”

Brustkrebs in Österreich
Das Mammakarzinom ist in Österreich die Krebserkrankung Nummer 1 der Frau. 30% aller Krebs-erkrankungen der Frauen fallen derzeit auf das Mammakarzinom (Stand 2009, Statistik Austria). Die Anzahl der Fälle pro Einwohner hat sich stabilisiert bis leicht reduziert und liegt derzeit bei 70/100.000 (Inzidenz), wobei es regionale nicht erklärbare Unterschiede gibt (Wien 60, Salzburg 80).

Veranstaltungshinweis
Jubiläumskongress “Rund um die Brust” 30 Jahre Österreichische Gesellschaft für Senologie am 27. und 28.9.2012, in der Aula der Wissenschaften, Wollzeile 27a, 1010 Wien

Die Österreichische Gesellschaft für Senologie feiert heuer ihr 30-jähriges Bestehen. Das Kongressprogramm mit zahlreichen Fachvorträgen renommierter Experten spiegelt die Zusammenarbeit der verschiedensten medizinischen Fächer in folgenden Themenbereiche wider: Krebs bei unter 35- und über 75-Jährigen, neue Wege in der personalisierten Therapie, die Wertigkeit der Psychoonkologie und Immunologie, Nachsorge und prognostische Marker sowie das brandaktuelle Thema Prävention und Screening bzw. der wichtige Aspekt der Palliativmedizin und Rehabilitation.

Weitere Informationen zu Programm und Anmeldung unter www.senologie.at

Die Österreichische Gesellschaft für Senologie (ÖGS) ist ein interdisziplinäres Forum für Brustgesundheit. Sie unterstützt den Erfahrungsaustausch zwischen verschiedenen klinischen und theoretischen Fachrichtungen auf den Gebieten der Medizin, der Biologie, der Physiologie und allen Personen, die sich mit Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Brustdrüse beschäftigen. Die ÖGS fördert darüber hinaus kooperative und interdisziplinäre Studien zur wissenschaftlichen Vertiefung der Kenntnisse in diesem Bereich.

Weitere Bilder unter: http://www.apa-fotoservice.at/galerie/3393

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