In Österreich leiden rund 12 Prozent der Bevölkerung an Asthma, im Kindesalter stellt Asthma bereits die häufigste chronische Erkrankung dar. Zugenommen hat auch die Häufigkeit von Allergien, weltweit leiden 300 bis 500 Millionen Menschen an allergischem Schnupfen, davon 200 Millionen zusätzlich an allergischem Asthma1. Umgekehrt leiden mehr als 80 Prozent der Patienten mit allergischem Asthma auch an einer allergischen Rhinitis, Tendenz steigend. Dieser "Etagenwechsel" kann durch adäquate, rechtzeitige Therapie möglicherweise verhindert werden.
Allergien haben sich in den letzten Jahren rasch und weit verbreitet. Rund 2,5 Millionen Österreicher leiden an Überempfindlichkeiten des Immunsystems gegen Eiweißstoffe in Pollen, Nahrungsmitteln oder im Fell von Haustieren. Obwohl die Allergieauslöser harmlos sind, entstehen im Organismus des Allergikers Abwehrreaktionen, die sich in den allermeisten Fällen in Form einer allergischen Rhinitis bemerkbar machen. Bis zu 40 Prozent der nichtbehandelten Patienten mit allergischem Schnupfen entwickeln innerhalb von fünf bis 15 Jahren Asthma.
"Viele Patienten nehmen allergische Reaktionen nach wie vor nicht ernst und suchen oft erst mit ausgeprägten Symptomen und bei starkem Leidensdruck einen Arzt auf. Eine exakte, ausführliche Diagnose der Allergie, bestehend aus gründlicher Anamnese, Prick-/Hauttest und Blutuntersuchung, ermöglicht eine optimales Management. Je früher eine Allergie diagnostiziert und adäquat behandelt wird, desto höher die Chance, einer Asthmaentwicklung vorzubeugen", schildert Prim. Priv.-Doz. Dr. Fritz Horak, Leiter des Allergie-Zentrum Wien-West.
Bei rund 40 Prozent2 der Patienten weitet sich die allergische Erkrankung auf die unteren Atemwege aus und führt zu Asthma bronchiale, allerdings werden die entsprechenden Asthma-Symptome oft längere Zeit nicht als solche erkannt. Allergiker, die zusätzlich zu den Symptomen ihrer allergischen Rhinitis Husten, Atembeschwerden, pfeifende Geräusche beim Luftholen beobachten oder Druck auf der Lunge verspüren, sollten daher dringend in Hinblick auf Asthma untersucht werden.
Viele Beschwerden werden bereits im Kindesalter geäußert
Mittlerweile leiden bereits zehn Prozent der österreichischen Kinder im Volksschulalter an allergischem Asthma. Als Ursachen dafür steht einerseits eine frühe Sensibilisierung (im ersten Lebensjahr) gegen Nahrungsmittel im Vordergrund, die das Risiko einer chronischen Atemwegserkrankung wie Asthma vierfach erhöht. Andererseits wirken sich ganzjährige Allergene wie Hausstaubmilben und Tierhaare bei einer Sensibilisierung in den ersten drei Lebensjahren mit einer schlechteren Lungenfunktion im späteren Kindesalter aus. Die Bereitschaft für Allergien ist auch genetisch veranlagt: sind beide Eltern Allergiker, beträgt das Risiko für das Kind zwischen 60 und 80 Prozent, ist nur ein Elternteil allergisch, liegt das Risiko bei 20 bis 40 Prozent. Experten fordern systematische Diagnosen und konsequente Therapien insbesondere für Kinder mit Allergien und Asthma. Bei einem diagnostizierten Asthma ist eine frühzeitige entzündungshemmende Therapie für die Asthmakontrolle oft entscheidend. Während der Pollensaison ist daher eine erhöhte Wachsamkeit von Asthmapatienten und deren behandelnden Ärzten nötig, da manchmal eine zusätzliche Medikation notwendig ist.
Asthma als Berufskrankheit
Beruf und Atemwegserkrankung stehen häufig in enger Wechselwirkung. Bei bereits bestehenden Beschwerden oder Erkrankungen ist es besonders wichtig, möglichst keinen Beruf zu wählen, der diesbezüglich negative Auswirkungen haben kann. Der ausgeübte Beruf bzw. das Berufsumfeld können aber auch zum Auslöser von Asthma werden.
"Bei etwa 10 bis 15 Prozent der Erwachsenen liegt die Ursache des Asthmas in beruflich bedingten Einflüssen. In diesem Fall ist es wichtig, die Beschwerden medizinisch abzuklären und zu behandeln, um einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes entgegenzuwirken. Falls eine Veränderung der Arbeitstechniken und -stoffe möglich ist, sollte dies erfolgen", erklärt Medizinalrätin Dr. Elisabeth Zehetner MSc, Fachärztin für Lungen- und Bronchialheilkunde.
Typische Auslöser berufsbedingten Asthmas sind Mehlstauballergien (Bäcker), Pflegemittelallergien (Friseur), Allergien gegen Farb- oder Lösungsmittel (Arbeiter in der Druckerei) oder Holzstauballergien (Tischler). Oft liegt dem berufsbedingten Asthma auch eine Reizung der Bronchien durch bestimmte chemische Stoffe wie Stickstoffdioxide, Schwefeldioxide, Metallsalze, Staub, Kunststoffe und Chemikalien zugrunde. Auch eine starke körperliche Beanspruchung kann je nach Schweregrad bedenklich sein.
Die Folgen einer ungeeigneten Berufswahl können die Zunahme der Beschwerden, ein erhöhter Bedarf an Medikamenten und möglicherweise auch gesundheitliche Schäden sein. Die Prognose des Berufsasthmas ist oft ungünstig. Bei etwa 70 Prozent der Patienten kommt es weiterhin zu Beschwerden, obwohl sie nicht mehr dem verursachenden Stoff ausgesetzt sind. Vielfach bleibt eine unspezifische Atemwegsüberempfindlichkeit bestehen. In besonders schweren Fällen ist dann ein Berufswechsel unumgänglich, der aber oft eine große psychische, zeitliche und wirtschaftliche Belastung darstellt. Wichtig ist jedenfalls, die recht- und frühzeitige Diagnostik und Begleitung durch Spezialisten. Erster Ansprechpartner ist der Lungenfacharzt mit allergologischer und arbeitsmedizinischer Orientierung.
Vorsorge und Aufklärung: Allergien werden unterschätzt und bleiben oft unbehandelt
Die Österreichische Lungenunion (ÖLU) lud am 7. April 2013 zum Tag der Lunge - Welt Allergie & Asthma Tag in das Wiener Rathaus. Die bundesweit aktive Selbsthilfegruppe arbeitet intensiv daran, das öffentliche Bewusstsein in Bezug auf den Stellenwert von Allergien und Atemwegserkrankungen zu erhöhen.
"Eine Befragung österreichischer Allergiker ergab, dass 40 Prozent der Patienten sich unzureichend über ihre Erkrankung informiert fühlen und 30 Prozent aller österreichischen Patienten mit allergischem Asthma oder Heuschnupfen gar nicht behandelt werden", erklärt Otto Spranger, Sprecher der Österreichischen Lungenunion. Im Rathaus wurden Erkrankungen wie Asthma und Allergien näher beleuchtet, sowie Behandlungsmöglichkeiten und Therapien aufgezeigt. Für eine wirksame Therapie ist eine genaue und frühe Diagnose unerlässlich: Neben Beratung und Information durch Experten gab es auch gratis Lungenfunktionsmessungen und Allergietestungen, um Schädigungen möglichst vorbeugen zu können.
Studie "Leben mit Asthma am Arbeitsplatz"
Die Österreichische Lungenunion startet in Kooperation mit Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Pohl, Leiter der Abteilung für Atmungs- und Lungenerkrankungen im KH Hietzing eine Untersuchung zum Thema "Situation von Menschen mit Asthma am Arbeitsplatz". Der Zweck dieser Studie ist es, mehr über die möglichen Auswirkungen dieser Erkrankung am Arbeitsplatz zu erfahren, um Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität zu erarbeiten. Wir laden Sie ganz herzlich ein an dieser Studie mitzumachen! Link zur Studie: www.lungenunion.at
Machen Sie bitte auch Kolleginnen und Kollegen, Freunde, Bekannte und Familienangehörige die an Asthma leiden und im Arbeitsleben stehen auf diese Umfrage aufmerksam.
Über P-AIR
P-AIR ist eine mehrmals pro Jahr stattfindende Presseveranstaltung, die 2008 von AstraZeneca Österreich ins Leben gerufen wurde. Ziel der Veranstaltungsreihe ist es, das Bewusstsein für die mittlerweile zur Volkskrankheit avancierten Indikationen Asthma und COPD zu steigern. Thematisiert und von renommierten Experten beleuchtet werden verschiedene Aspekte, die mit den Krankheitsbildern Asthma und COPD in Zusammenhang stehen. Das Thema der aktuellen P-AIR Pressekonferenz lautet: "Asthma und Allergien: Wechselwirkungen werden unterschätzt". Ziel der Veranstaltung soll sein, auf den Zusammenhang zwischen allergischen Erkrankungen und einer möglichen Entwicklung von Asthma bronchiale aufmerksam zu machen.
Referenzen
1 GINA Report 2011
2 Bergmann, Allergologie 2002