Im Gegensatz zum Gewebe von Erwachsenen kann sich fetaler Knorpel nach einer Schädigung vollständig wieder herstellen. Die Fähigkeit zur Regeneration bleibt auch bei in adulte Organismen transplantierten, fetalen Zellen bestehen. Erkenntnisse über den Ablauf der fetalen Heilung könnten somit wertvolle Hinweise zur Verbesserung der Knorpelheilung im Erwachsenen-Alter liefern.
Neue Therapie durch Nachahmung fetaler Zellprozesse
Ein Forschungsteam der Vetmeduni Vienna wird zukünftig gemeinsam mit der Firma IGOR, der Universität für Bodenkultur, dem Institut für Analytische Chemie und dem Erasmus Center Rotterdam an neuartigen Behandlungsstrategien arbeiten. Diese sollen die natürlichen Prozesse fetaler Heilung im adulten Knorpel anregen. Dazu werden die fetale und adulte Knorpelheilung im Lebendzustand verglichen. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Zellvermehrung im Gewebe, der Bindegewebsproduktion und den molekularen Prozessen in unterschiedlichen Zelltypen. Darauf aufbauend soll eine verwertbare Therapie entwickelt werden, die die natürlichen Prozesse bei der fetalen Heilung im adulten Gewebe umsetzt.
Das Projekt „Cartilage Regeneration - a biomimicry approach recapitulating fetal-like regeneration“ wird nun durch eine BRIDGE-Frühphase Förderung von knapp 550.000 Euro finanziert. Ziel dieser Förderschiene der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft ist die Unterstützung von grundlagennahen Projekte zwischen wissenschaftlichen Partnern und industriellen Verwertungspartnern.
Knorpelabbau bislang nicht therapierbar
Osteoarthritis (OA) ist eine degenerative Gelenkserkrankung, bei der Knorpel stetig abgebaut wird. Sie zählt zu den häufigsten Erkrankungen der westlichen Welt und stellt eine große individuelle, gesellschaftliche und wirtschaftliche Belastung dar. Das Problem ist umso größer, da adulter Gelenksknorpel nur eine sehr geringe Regenerationsfähigkeit aufweist. Verletztes Knorpelgewebe regeneriert nicht, sondern es kommt zur Bildung von Ersatzgewebe mit eingeschränkten biomechanischen Eigenschaften. Dies führt zu chronisch entzündlichen Reizen im Gelenk und in weiterer Folge zur Entwicklung des Krankheitsbildes der OA. Aktuell verfügbare Therapien verbessern zwar die mit der Krankheit einhergehenden Schmerzen und können im Idealfall den Krankheitsverlauf verzögern, die Integrität des Knorpels kann jedoch nicht wieder hergestellt werden. Das Fortschreiten der Erkrankung kann damit nicht verhindert werden.