Vetmeduni Vienna: Ötzis Magenbakterien geben Aufschluss über frühe Einwanderer Europas

Ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung der Veterinärmedizinischen Universität Wien entdeckte nun Spuren des Bakteriums Helicobacter pylori im Verdauungstrakt von „Ötzi“, der Gletschermumie aus der Steinzeit. Mit der Rekonstruktion des Bakterien-Genoms liegt nun der älteste bekannte Vertreter von H. pylori vor. Es zeigte sich, dass frühe Einwanderer aus Asien bei der Besiedlung Europas eine zentrale Rolle gespielt haben müssen. Das Bakterien-Genom stammt fast vollständig von asiatischen Vorfahren ab. Die Ergebnisse wurden im renommierten Journal Science veröffentlicht.

Das Bakterium Helicobacter pylori ist ein besonders interessanter Krankheitserreger und ein wichtiges Forschungsobjekt. Es ist seit mehr als 100.000 Jahren an den Menschen gebunden und hat sich an das Überleben im sauren Milieu des Magens angepasst. Etwa die Hälfte der Weltbevölkerung ist mit diesem Erreger infiziert, wovon die überwiegende Mehrheit von 90 Prozent jedoch nicht erkrankt. So wird Helicobacter pylori seit langem von einer Generation an die nächste weitergegeben, und hat damit eine geografische Verbreitung erlangt, die die Stammesgeschichte der Menschen genau widerspiegelt.

Die Helicobacter pylori-Genome der heutigen Europäer sind eine Mischung aus Bakterien afrikanischer und asiatischer Abstammung. Viele Fragen zum genauen Ursprung dieser Vermischung sind bis heute ungeklärt.
Ein interdisziplinäres Forschungsteam suchte nun nach Spuren von Helicobacter pylori im Magen der Gletschermumie Ötzi. Gemeinsam mit KollegInnen der Universität Wien, der Europäischen Akademie Bozen, und der Universität Kiel untersuchte Yoshan Moodley vom Konrad Lorenz Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Vetmeduni Vienna DNA-Sequenzen des Bakteriums Helicobacter pylori.

Urzeitliches H. pylori-Genom entspricht asiatischer Variante
Das Team bestehend aus GenetikerInnen und BioinformatikerInnen rekonstruierte das H. pylori-Genom aus Ötzis Magen und verglich die 5.300 Jahre alten Bakterien-Genome aus Ötzis Magen mit H. pylori-Genomen heutiger Europäer. Das Ergebnis: Das urzeitliche Genom entspricht so gut wie vollständig der asiatischen Komponente.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Hauptteil der afrikanischen Bevölkerungsgruppe erst nach Ötzis Lebenszeit, also in den letzten 5.000 Jahren, nach Europa eingewandert ist. Einwanderer aus Asien scheinen bei der Besiedelung Europas eine zentrale Rolle gespielt zu haben.

Der Artikel "The 5,300-year-old Helicobacter pylori genome of the Iceman" von Frank Maixner, Ben Krause-Kyora, Dmitrij Turaev, Alexander Herbig, Michael R. Hoopmann, Janice L. Hallows, Ulrike Kusebauch, Eduard Egarter Vigl, Peter Malfertheiner, Francis Megraud, Niall O´Sullivan, Giovanna Cipollini, Valentina Coia, Marco Samadelli, Lars Engstrand, Bodo Linz, Robert L. Moritz, Rudolf Grimm, Johannes Krause, Almut Nebel, Yoshan Moodley, Thomas Rattei, Albert Zink wurde im Journal Science veröffentlicht.

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