Die Robert Fraser Gordon Memorial Lecture wird seit 1983 jährlich zu Ehren des Namensgebers gehalten und stellt eine hohe Auszeichnung für ForscherInnen, die sich thematisch mit Geflügel befassen, dar. Der Robert F. Gordon Memorial Trust wählt dafür jedes Jahr eine Person aus, die bedeutende Leistungen in diesem Fachbereich erbracht hat. Die Wahl fiel 2016 auf Michael Hess, den Leiter der Klinischen Abteilung für Geflügelmedizin der Vetmeduni Vienna. Er reiht sich damit in eine Liste renommierter ForscherInnen ein und wurde für seine bisherige Forschungsarbeit vor internationalem Fachpublikum geehrt.
Vortrag über wichtige Erwägungen bei der Reproduktion von Krankheiten
Der Vortrag und die Vergabe der Robert F. Gordon Medaille fanden im Rahmen der Tagung des britischen Zweiges der World’s Poultry Science Association am 6. und 7. April an der University of Chester, England, statt. Hess referierte zum Thema „Commensal or pathogen in chickens – a challenge to fulfil Koch’s postulates“. Inhaltlich sprach er damit am Beispiel ausgewählter Erreger grundlegende Überlegungen und neue Erkenntnisse an, die es zu berücksichtigen gilt, wenn in Versuchen Krankheiten und bestimmte Symptome im Tier reproduziert werden.
Forschungsfokus Geflügelpathogene
„Für Reproduktion von Krankheiten muss eine Vielzahl von Einflüssen berücksichtigt werden, damit die Koch’schen Postulate erfüllt sind“, sagt Hess. „Insbesondere wenn diese von endemischen Erregern ausgelöst werden.“ Diese Einflüsse werden häufig unter dem Begriff „Wirt-Pathogen-Interaktion“ zusammengefasst. Kenntnisse über die Interaktion der Pathogene mit dem Wirt sind essenziell, um neue Bekämpfungsstrategien zu entwickeln. Dabei ist es das Ziel, einen Bogen vom klinischen Bild über die In-vitro-Kultivierung und Charakterisierung des Erregers bis hin zur Reproduktion im Tierexperiment zu spannen. Hess‘ wissenschaftliches Interesse richtet sich dabei auf verschiedene Geflügelpathogene, von Parasiten wie Histomonas meleagridis, dem Erreger der Schwarzkopfkrankheit, bis zu viralen Erregern wie den aviären Adenoviren.
Über Michael Hess
Der Preisträger Michael Hess stammt aus dem Rheintal aus der Nähe von Straßburg und ist seit 2001 Professor und Leiter der Klinischen Abteilung für Geflügelmedizin sowie der Universitätsklinik für Geflügel und Fische an der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Überdies steht er dem Department für Nutztiere und öffentliches Gesundheitswesen in der Veterinärmedizin am Campus vor. 2014 startete er ein Christian Doppler Labor für Innovative Geflügelimpfstoffe. Hess‘ Forschung wird außerdem vom Österreichischen Wissenschaftsfond (FWF), der EU und österreichischen Ministerien gefördert.
Die Universitätsklinik für Geflügel und Fische sowie die assoziierten Labore sind nach EC17025 akkreditiert und bieten eine Vielzahl an diagnostischen Dienstleistungen an, die pathologische sowie molekulare Untersuchungen beinhalten. In diesem Kontext etablierte die Universitätsklinik auch den ersten leistungsorientierten Ringversuch für den Vergleich und die Evaluierung von spezifischen PCR-Tests für Geflügelpathogene.
Über Robert Fraser Gordon
Der Namensgeber des Preises, Robert Fraser Gordon, stammte aus Aberdeen, Schottland, und war nicht nur Veterinärmediziner, sondern auch Zoologe und Geologe. 1948 gründete der leidenschaftliche Wissenschafter im Auftrag des britischen Animal Health Trust eine speziell auf Geflügel und Geflügelerkrankungen ausgerichtete Forschungsstation. Dieser Zweig der Tierproduktion kam zu diesem Zeitpunkt erst auf und sollte vor allem in den Fokus der Landwirtschaft rücken. Für sein Engagement wurde Robert F. Gordon 1972 zum Commander of the Order of the British Empire erhoben. Ihm zu Ehren wurde auch der Gordon Memorial Trust 1982, ein Jahr nach seinem Tod, gegründet. Die Medaille, die jeder Preisträger erhält, zeigt neben dem Konterfei Gordons auf der einen dem Anlass entsprechend Hahn und Henne auf der anderen Seite.