Stadt Wien vergibt erste 411.000 Euro für Coronavirus-Forschungsprojekte

Medizinisch-wissenschaftlicher Fonds des Bürgermeisters fördert sieben Projekte.

Die Stadt Wien stellt eine Million Euro für die anwendungsnahe Forschung zum Thema Coronavirus zur Verfügung. Bürgermeister Michael Ludwig hatte Anfang März angekündigt, diese Summe aus dem medizinisch-wissenschaftlichen Fonds zur Verfügung zu stellen, heute fiel der Beschluss, die ersten sieben Forschungsprojekte aus diesem Topf zu fördern. Die finanzielle Unterstützung soll dazu beitragen, dass möglichst rasch Antworten zu offenen Fragen im Zusammenhang mit dem Coronavirus gefunden werden. „Für mich als Bürgermeister von Wien ist es nicht nur Aufgabe, der Bevölkerung Lösungen für die Bewältigung des täglichen Lebens  in Zeiten von Corona zu bieten. Als Bürgermeister eines wichtigen europäischen Wissenschaftsstandortes und der größten Universitätsstadt im deutschsprachigen Raum ist es mir ein großes Anliegen, der Erforschung des Coronavirus finanzielle Unterstützung auch seitens der Stadt zuzusichern“, sagte Bürgermeister Ludwig heute, Dienstag, bei einem Mediengespräch im Wiener Rathaus.

Mit der Subvention solle auch das bestehende Netzwerk an Life-Science-Unternehmen in Wien unterstützt werden, denn „Wien sei eine Stadt der Wissenschaft mit einem großen Potenzial für den Standort“, sagte Ludwig. So unterstützt der Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) Wiener Universitäten und Forschungseinrichtungen mit der „Covid-19 Rapid Response Förderung“ 24 Projekte aus unterschiedlichen Disziplinen mit je maximal 50.000 Euro, um zeitnah potenziell lebensrettende Forschung zu betreiben und wertvolle Daten zu sammeln. Insgesamt stellt der WWTF hierfür mehr als eine Million Euro zur Verfügung, dotiert aus Mitteln des privat-gemeinnützigen WWTF sowie auch von weiteren privaten Akteuren. „Die klinische Forschung, die gerade jetzt gefordert ist, ist in Wien stark vertreten. In 25 privaten und öffentlichen Spitälern inklusive dem AKH wird auf international höchstem Niveau geforscht. Fünf Unternehmen, die in diesem Bereich weltführend sind, sind auch in Wien angesiedelt“, erläuterte der Bürgermeister.

Zwei Wissenschafterinnen gaben beim Medientermin einen Einblick in ihre vom medizinisch-wissenschaftlichen Fonds unterstützten Arbeiten. Das Forschungsprojekt der Virologin Judith Aberle beschäftigt sich mit der spezifischen Immunabwehr von Covid-19-PatientInnen, jenes der Internistin Alexandra Kautzky-Willer mit der Resilienz des österreichischen Gesundheitssystems in Krisenzeiten.

Hochrangige GutachterInnen bewerten die Einreichungen

Jede Einreichung um Förderung wird von jeweils zwei unabhängigen GutachterInnen bewertet, die alle in der medizinischen Forschung tätig sind. Diese kommen unter anderem von der Medizinischen Universität Graz, dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, der Berliner Charité und den Spitälern des Wiener Krankenanstaltenverbundes. Auf Basis dieser Gutachten und den Empfehlungen, die daraus folgen, fällt das Kuratorium des medizinisch-wissenschaftlichen Fonds die Entscheidung über die Förderung. Im Kuratorium sitzen VertreterInnen der Ärztekammer Wien, der Stadt Wien, der Wiener Spitäler sowie der Medizinischen Universität Wien. Von den bisher 16 eingereichten Projekten erhielten heute die ersten sieben Forschungsprojekte eine Finanzierungszusage in Höhe von insgesamt rund 411.000 Euro aus besagtem Sondertopf, der mit einer Million Euro dotiert ist.

Die ersten sieben geförderten Projekte im Detail

1. SARS-CoV-2-specific T cell and antibody response in COVID-19-patients: Establishment of standardized immunoassays

EinreicherIn: Assoc.Prof.in Priv.Doz.in Dr.in Judith ABERLE
Institution: Medizinische Universität Wien, Zentrum für Virologie

Kurzfassung: Der Schwerpunkt des Projekts liegt auf der Etablierung von standardisierten Tests zur Erforschung der neutralisierenden Antikörper und T-Zellabwehr bei einer Infektion mit SARS-CoV-2. Diese Komponenten des Immunsystems sind wahrscheinlich hauptverantwortlich für eine effektive Viruselimination bei COVID-19-PatientInnen. Das Projekt soll nicht nur grundlegende Einsichten in die spezifische Immunabwehr von COVID-19-Patientinnen liefern, sondern ist auch für die Etablierung diagnostischer Tests und für die Evaluierung von Impfstoffkandidatinnen von Bedeutung.

2. Monitoringsystem der Resilienz des Gesundheitssystems mit besonderer Berücksichtigung der österreichweiten strukturellen Kapazitäten

EinreicherIn: Univ-Prof.in Dr.in Alexandra KAUTZKY-WILLER

Institution: AKH Wien und Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Innere Medizin III, Klinische Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel

Kurzfassung: In diesem Projekt soll abgeschätzt werden, wie anfällig das österreichische Gesundheitssystem auf Schocks ist. Das soll helfen, Schwachstellen zu identifizieren, PatientInnenströme zu prognostizieren und besonders gefährdete Personengruppen aufzuzeigen. Die Ergebnisse werden in leicht verständlichen und interaktiven Landkarten dargestellt.

3. Diagnosis of SARS-CoV-2-infections and assessment of seroprevalence in medical personnel and blood donors using antibody assays with the highest performance

EinreicherIn: Assoc.Prof Priv.Doz. Dr. Lukas WESESLINDTNER

Institution: Medizinische Universität Wien, Zentrum für Virologie

Kurzfassung: Dieses Projekt hat das Ziel, antikörperbasierte Tests bei Patientinnen mit SARS-CoV-2-Infektionen im Hinblick auf ihre diagnostische Aussagekraft zu evaluieren. Mit jener Testkombination, die die höchste Sensitivität und Spezifität aufweist, soll danach das Vorkommen von Anti-SARS-CoV-2-Antikörpern bei medizinischem Personal und bei BlutspenderInnen während der fortschreitenden Pandemie nachgewiesen werden.

4. Simulation der SARS-CoV-2-Epidemie in Wien

EinreicherIn: Medizinischer Direktor Dr. Michael BINDER

Institution: Wiener Krankenanstaltenverbund, Generaldirektion

Kurzfassung: Dieses Projekt soll durch Szenarienrechnungen neben der Frage der Ausbreitungsabschätzung, der Ressourcenplanung und Untersuchungen zur Dunkelziffer asymptomatisch verlaufender Erkrankungen vor allem unterschiedliche Strategien und deren Auswirkungen auf die Ausbreitung simuliert werden. Ziel ist es, damit einerseits geeignete Interventionen zu finden, welche die Gesamtfallzahlen, vor allem jedoch die Fallzahlenpeaks, also den Maximalwert von gleichzeitig auftretenden Fällen, die behandelt werden müssen, reduzieren.

5. Gerinnungstests bei kritisch kranken Patienten: Ein neuer Ansatz mit dem Thrombomodulin-modifizierten Thrombingenerierungs-Test (TGA-TM)

EinreicherIn: Dr. Lukas Andreas INFANGER

Institution: AKH Wien und Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie, Klinische Abteilung für Allgemeine Anästhesie und Intensivmedizin

Kurzfassung: Kritische Infektionen und Veränderungen der Blutgerinnung sind untrennbar miteinander verbunden. Beinahe alle PatientInnen mir schweren Verläufen von COVID-19 („Coronavirus-Erkrankung“) zeigen verämnderungen der Blutgerinnung – doch Standard-Labortests bilden diese Veränderungen nicht detailliert ab. Das Projektteam wendet einen neuen Gerinnungstest an und hofft dadurch einen Beitrag zum Verständnis der Pathogenese der SARS-CoV-2-Infektion zu liefern.

6. Erleben und Verhalten während der Corona-Krise: Eine Online-Befragung in der österreichischen Bevölkerung

EinreicherIn: Prim.a Univ.Prof.in Dr.in Sibylle KIETAIBL, MBA

Institution: Evangelisches Krankenhaus Wien, Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin

Kurzfassung: Ziele der Studie sind, das verhalten und Erleben der österreichischen Bevölkerung in Zeiten von Corona aus gesundheitspsychologischer Perspektive zu erfassen.

7. Diagnostic Procedures, Incidence and Outcome of Pulmonary Embolism during the Corona Virus Desease (COVID-19) Outbreak – a retrospective analysis comparing 2018–2020

EinreicherIn: Assoc.Prof. Priv.Doz. Dr. Cihan AY

Institution: AKH Wien und Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Innere Medizin I, Klinische Abteilung für Hämatologie und Hämostaseologie

Kurzfassung: Untersuchung des Einflusses der Coronavirus (COVID-19)-Pandemie inklusive ihrer gesundheitspolitischen Maßnahmen auf die Diagnostik, Inzident und den Schweregrad von Lungenembolien während der Coronavirus (COVID-19)-Pandemie. 

Rückfragehinweis:

Mario Dujakovic
Mediensprecher Stadtrat Peter Hacker
Telefon: 01 4000-81244
E-Mail: mario.dujakovic(at)wien.gv.at

Paul Weis
Mediensprecher Bürgermeister Michael Ludwig
+43 1 4000 81846
paul.weis(at)wien.gv.at

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