Der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) kommt der Fertigstellung des Krankenhauses Nord einen entscheidenden Schritt näher: Bei einer Pressekonferenz im KH Nord wurden am Donnerstag die Eckdaten für die Übersiedlungen der MitarbeiterInnen und Abteilungen aus anderen städtischen Spitälern präsentiert. „Der Übersiedlungsplan ist unser nächster Meilenstein auf dem Weg zur Fertigstellung des KH Nord. Wir bewältigen damit einen großen organisatorischen Aufwand und verlieren andererseits unser wichtigstes Ziel nicht aus den Augen:
Alles zum Wohle der Wiener Patientinnen und Patienten zu tun“, so Peter Hacker, Stadtrat für Soziales, Gesundheit und Sport.
Mit dem KAV-Vorstand – Evelyn Kölldorfer-Leitgeb, Herwig Wetzlinger und Michael Binder –, der Grünen Gesundheitssprecherin Birgit Meinhard-Schiebel und der Vorsitzenden der Hauptgruppe II in der Gewerkschaft Younion, Susanne Jonak, präsentierte Hacker auf der Pressekonferenz folgenden Ablauf: Anfang Juni 2019 starten die Übersiedlungen, die binnen eines Monats abgeschlossen sein werden. Bereits im Juni werden die ersten PatientInnen aufgenommen. Über den Sommer werden die Kapazitäten sukzessive hochgefahren, ehe das KH Nord im September 2019 im Vollbetrieb sein wird. Damit liege das Krankenhaus im Zeit- und Kostenplan, betonte der für das KH Nord zuständige KAV-Generaldirektor-Stellvertreter Herwig Wetzlinger.
Semmelweis-Frauenklinik, Spital Gersthof und KH-Floridsdorf übersiedeln komplett
Insgesamt werden drei Krankenhaus-Standorte komplett in das neue Krankenhaus übersiedeln: Die Semmelweis-Frauenklinik, das Orthopädische Spital Gersthof und das Krankenhaus Floridsdorf. Zusätzlich siedeln mehrere Abteilungen aus dem Otto-Wagner-Spital und dem Krankenhaus Hietzing, Kinderbetten aus der Krankenanstalt Rudolfstiftung und dem Wilhelminenspital sowie ein Teil der Unfallchirurgie aus dem Donauspital.
Jeweils im Wochentakt übersiedeln folgende Standorte in insgesamt vier Etappen:
- Das Krankenhaus Floridsdorf mit den Fächern Innere Medizin mit Akutgeriatrie, Allgemeinchirurgie, Anästhesie und Intensivmedizin sowie wesentlichen Funktionsbereichen wie der Zentralen Notaufnahme, Radiologie, Labor und Therapie sowie die 4. Psychiatrie aus dem Otto-Wagner-Spital. Zusätzlich wird die neue Kinder- und Jugendpsychiatrie in Betrieb genommen.
- Das Orthopädische Krankenhaus Gersthof sowie unfallchirurgische Betten aus dem Donauspital.
- Die Semmelweis Frauenklinik , die Kinder- und Jugendheilkunde-Station der Krankenanstalt Rudolfstiftung sowie 6 Betten der Neonatologie-Überwachung aus dem Wilhelminenspital.
- Herzchirurgie, Kardiologie, Teile der Anästhesie/Intensivmedizin sowie Radiologie aus dem Krankenhaus Hietzung sowie ein großer Teil der 1. Pulmologie und Thoraxchirurgie aus dem Otto-Wagner-Spital.
„Eng verzahnte Bereiche wie Unfallchirurgie und Orthopädie, Geburtshilfe und Neonatologie bzw. Kinderheilkunde, Herz‐ und Gefäßchirurgie und Kardiologie, Thoraxchirurgie und Pulmologie übersiedeln jeweils gemeinsam. Die Intensiv‐ und Überwachungsstationen sowie das OP‐Zentrum, aber auch die unterstützenden Bereiche und Institute werden Stufe für Stufe entsprechend der jeweiligen medizinischen Abteilungen in Betrieb genommen“, erläutert der Medizinische Direktor des KAV, Michael Binder.
Damit die Übersiedelung in den einzelnen Krankenhäusern reibungslos von statten gehen kann, verfolgt der Übersiedlungsplan zudem folgende Zielsetzungen: Es übersiedeln keine PatientInnen mit Ausnahme von gehfähigen PsychitatriepatientInnen und möglichst keine Medizintechnik mit definierten Ausnahmen, zudem keine EDV und Möbel. Das Krankenhaus Nord wird mit nötigem Material sowie Medizintechnik auf dem neuesten Stand ausgestattet, übersiedeln wird also fast ausschließlich das Personal. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden zeitgerecht informiert und sind in die Details der Übersiedlung eingebunden. Wir werden garantieren, dass der Informationsfluss gewährleistet ist und die Übersiedlung reibungslos abläuft“, so die Gesundheitssprecherin der Grünen Wien, Birgit Meinhard-Schiebel.
In den Tagen vor der Übersiedlung wird der Betrieb in den betreffenden Abteilungen sukzessive heruntergefahren und die Akutversorgung durch andere Abteilungen übernommen. Geplante Eingriffe und Geburten werden für den Zeitraum der Übersiedlung bereits vorab in anderen KAV-Spitälern geplant. „Wir haben viel Erfahrung mit Veränderungs- und Übersiedlungsprozessen bei laufendem Betrieb. Ein Verbund wie der KAV hat hier den großen Vorteil, dass durch die sehr gute Zusammenarbeit zwischen den Spitälern die PatientInnenversorgung zu jeder Zeit sichergestellt ist“, so KAV-Generaldirektorin Evelyn Kölldorfer-Leitgeb. Die Planungen wurde bereits mit den DirektorInnen aller KAV-Spitäler erörtert, zwischen Oktober und Dezember folgen Feinabstimmungen mit den MitarbeiterInnen vor Ort.
Technik im Betrieb – Vorbereitung für PatientInnenbetrieb laufen
Die Vorbereitung für den PatientInnen-Betrieb für geschätzte 46.000 stationäre PatientInnen und etwa 250.000 erwartete Ambulanzbesuche jährlich laufen auf Hochtouren. So ist das Krankenhaus Nord technisch bereits weitgehend in Betrieb: Heizung, Klima, Lüftung, Strom und Wasser laufen bereits. Das Zusammenspiel aller Anlagen und der Sicherheitseinrichtungen wird aktuell getestet. Derzeit werden zudem Möbel, EDV und Medizintechnik installiert, z. B. wurden im September die fünf Herz-Lungen-Maschinen und der Hybrid-OP-Tisch geliefert, aber auch Magnetresonanztomographen und Computertomographen.
Seit Jahresbeginn laufend Personalschulungen
Von Februar 2018 bis Sommer fanden laufend Personal-Schulungen zum künftigen Arbeitsplatz, zu Abläufen und zur Infrastruktur statt. Im September wurden die ersten Schulungen für ortsveränderliche medizinisch-technische Geräte, wie z.B. Defibrillatoren, Lasertherapiegeräte, Ernährungspumpen abgehalten. Die nächsten Schulungen der medizintechnischen Ausstattung ab Jänner 2019 finden bereits in den jeweiligen Bereichen des Krankenhauses Nord statt.
Im April 2019 beginnt die klinische Betriebssimulation. In Teams wird dabei der Echtbetrieb mit ProbepatientInnen, z. B. mit den Schülerinnen und Schülern aus den Wiener Kranken-pflegeschulen, geübt. „Mit dem Krankenhaus Nord entsteht eines der modernsten Krankenhäuser Europas. Die Anstrengungen der letzten Wochen und Monate werden sich ausgezahlt haben, wenn das Krankenhaus im Sommer nächsten Jahres für die Wienerinnen und Wiener seine Tore öffnet und die medizinische Versorgung in der Stadt weiter verbessern wird“, ist Stadtrat Hacker überzeugt.