Richard Dawkins hat in seinem Buch "Das egoistische Gen" bereits in den 70er Jahren postuliert, dass sich Gene eigennützig verhalten können. Sogenannte egoistische genetische Elemente sind Regionen des Erbguts, die ihre eigene Vervielfältigung anstreben, obwohl sie mitunter sogar schädlich für das Individuum sein können. Mithilfe verschiedener Mechanismen umgehen sie auch die Gesetze der Mendelschen Vererbungslehre und lassen sich so einfach in die nächste Generation schmuggeln. Obwohl das Erbgut zu einem großen Teil aus egoistischen Elementen besteht, ist immer noch erstaunlich wenig über deren Verbreitung und Funktion in der Natur bekannt.
Molekulare Ursachen von Gene-Drive und Artenbildung
Alejandro Burga ist seit 2018 Gruppenleiter am IMBA und forscht an den evolutionären Mechanismen, die das Erbgut beeinflussen. Dabei studiert er, welche Rolle diese in Hinblick auf Variation und Artenbildung sowie Krankheitsentstehung spielen. Im Fokus des Forschers stehen bestimmte egoistische Gen-Paare, sogenannte Toxin-Antidote Elemente. Fehlt das Antidote, sprich das Gegengift, wird das Toxin aktiv – in diesem Fall ein Protein, das ohne die Aktivität des Genegifts zu bestimmten Fehlfunktionen im Körper führen kann.
Toxin-Antidote Elemente sind bereits seit Jahrzehnten bei Bakterien bekannt. „Wir konnten derartige Elemente auch im Tierreich bei einigen Arten von karibischen Fadenwürmen nachweisen. Im Zuge meines ERC Forschungsprojekts wollen wir nun einerseits herausfinden, ob sie auch bei Wirbeltieren vorkommen. Außerdem wollen wir den genauen Mechanismus der Toxin-Antidote Elemente auf einer molekularen Ebene studieren. Die Forschung soll uns helfen, biologische Prozesse wie Artenbildung sowie die beschleunigte Ausbreitung von Genen in Populationen, den sogenannten Gene-Drive, ganzheitlich zu verstehen,“ so Burga.
Über Alejandro Burga
Dr. Alejandro Burga ist in Lima, Peru, geboren und aufgewachsen. Sein Er studierte Biochemie an der Päpstlichen Katholischen Universität in Santiago, Chile. Anschließend zog er für seine Doktorarbeit nach Europa, wo er am Center for Genomic Regulation in Barcelona forschte. Sein Postdoktorandenprogramm absolvierte Alejandro Burga an der University of California, in Los Angeles, wo er sich unter anderem mit den molekularbiologischen Ursachen der Artenbildung befasste und nachweisen konnte, wie es zur Flugunfähigkeit des bekannten Galapagos Kormorans kam.
Über den ERC Starting Grant
Seit 2007 vergibt der Europäische Forschungsrat (European Research Council – ERC) Förderpreise, die herausragenden ForscherInnen die Durchführung innovativer Forschungsvorhaben ermöglichen. Die mit bis zu 2,5 Millionen Euro dotierten ERC Grants werden in hochkompetitiven Wettbewerben vergeben. Sie stellen für die geförderten ForscherInnen eine bedeutende wissenschaftliche Auszeichnung dar. Der ERC Starting Grant fördert junge WissenschafterInnen, die in Europa als "Principal Investigators" (Forschungs- bzw. ProjektleiterInnen) bahnbrechende Forschung betreiben wollen, beim Aufbau ihrer eigenen, unabhängigen Forschungsgruppe.
Über das IMBA
Das IMBA – Institut für Molekulare Biotechnologie ist das größte Institut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) mit dem Fokus auf zukunftsweisende Grundlagenforschung. 16 Forschungsgruppen stellen sich den molekularen Rätseln und unerforschten Gebieten der Molekularbiologie und Medizin. Erkenntnisse aus den Bereichen Zell- und RNA- Biologie, molekularer Medizin und Stammzellbiologie bilden den Nährboden für eine Medizin der Zukunft. www.imba.oeaw.ac.at
Über das Vienna BioCenter
Das Vienna BioCenter (VBC) ist einer der führenden Life Science-Standorte Europas. Herausragende Forschungseinrichtungen, Bildungseinrichtungen und Unternehmen sind hier auf einem Campus vereint. Rund 1800 Angestellte, 1300 Studierende, 96 Forschungsgruppen, 21 Biotech-Unternehmen und 1500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 90 Ländern schaffen ein internationales und dynamisches Umfeld. www.viennabiocenter.org