Mit der „eHealth-Strategie Österreich“ haben Bund, Länder und Sozialversicherung die Schwerpunkte für die Digitalisierung des Gesundheitswesens bis 2030 definiert. Physio Austria konnte im Rahmen des zugrundeliegenden Stakeholder*innen-Prozesses einige wichtige Themen einbringen. Acht strategische Ziele wurden mit der „eHealth-Strategie Österreich“ vereinbart, so zum Beispiel die Schaffung und Verbesserung telegesundheitlicher Präventions- und Versorgungsangebote.
DiGA sind kein vollwertiger Therapieersatz
Die eHealth-Strategie Österreich listet als eine Maßnahme die Schaffung eines einheitlichen Prozesses zur Bewertung von digitalen Gesundheitsanwendungen. Bei DiGA handelt es sich um Apps mit medizinisch-therapeutischen Inhalten. Bereits ab Ende Juli 2024 sollen die Voraussetzungen für den flächendeckenden Einsatz von DiGA erarbeitet werden. Diese Apps sollen dann ab dem Folgejahr vorerst für Patient*innen mit chronischen Erkrankungen im Rahmen von Pilotprojekten nutzbar sein. Im Nachbarland Deutschland sind DiGA seit 2019 Teil der Gesundheitsversorgung. Das fachliche Netzwerk Telerehabilitation und assistierende Technologien von Physio Austria hat nach umfassenden und länderübergreifenden Recherchen bereits Ende April 2024 ein Positionspapier zu DiGA aus Sicht der Physiotherapie veröffentlicht. Constance Schlegl, Präsidentin von Physio Austria: „Wir begrüßen grundsätzlich die Vorhaben zur Digitalisierung, weisen jedoch mit dem Positionspapier darauf hin, dass die Verschreibung von DiGA mit physiotherapeutischen Inhalten und Interventionen ohne die Begleitung durch Physiotherapeut*innen problematisch ist. Die Einbindung von DiGA in den Versorgungszyklus ist nur dann zielführend, wenn dies als Teil der Gesamtbehandlung geschieht. Es darf Patient*innen auf keinen Fall suggeriert werden, dass DiGA ein vollwertiger Therapieersatz sind.“
Der Koordinator des fachlichen Netzwerks Telerehabilitation und assistierende Technologien, Lukas Maul, ergänzt: „Physiotherapie kann durch eine DiGA im Sinne des Blended-Care Konzepts ergänzt, jedoch nicht ersetzt werden – im Vordergrund muss die Präsenzphysiotherapie stehen, um Patient*innen mit ihren individuellen Herausforderungen abzuholen, einen sicheren therapeutischen Rahmen zu schaffen und gemeinsam festzustellen, ob ein therapiebegleitender Einsatz von DiGA für die Patient*innen sicher und sinnvoll ist. Deshalb muss Gesundheitsdiensteanbieter*innen (GDA) wie Physiotherapeut*innen auch die Möglichkeit gegeben werden, DiGA entsprechend verschreiben, einsetzen und mitentwickeln zu können. Die Schaffung von Parallelprozessen - DiGA oder Präsenztherapie - wie im Nachbarland Deutschland, ist weder für Patient*innen noch das Gesundheitssystem gewinnbringend. Das haben die dortigen Erfahrungen bereits gezeigt.“
Zugang zur Gesundheitstelematik-Infrastruktur
Die eHealth-Strategie Österreich folgt grundsätzlich der Vision digital vor ambulant vor stationär. Im strategischen Ziel S1 wird ergänzt, dass der Erstkontakt zum Gesundheitssystem im Regelfall digital unterstützt erfolgen soll. Analoge Wege sollen daher weiterhin angeboten werden und digital first muss laut dem Ziel S1 auf Freiwilligkeit beruhen. Physio Austria begrüßt diesen Ansatz, „sowie auch, dass die involvierten GDA dank eines umfassenden Rollenkonzepts Zugang zur Gesundheitstelematik-Infratstruktur (GTI) haben und an deren Weiterentwicklung wie z.B. der elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) mitwirken sollen“. In diesem Zusammenhang hält Constance Schlegl klar fest: „Dazu sollten wir allerdings auch Zugang zur ELGA erhalten und auch die Möglichkeit, Daten einzuspielen“, denn im entsprechenden operativen Ziel der eHealth-Strategie Österreich zur Anbindung von im Versorgungsprozess relevanten GDA an die GTI werden Physiotherapeut*innen nicht gelistet.
Physio Austria Positionspapier DiGA:
www.physioaustria.at/digitale-gesundheitsanwendungen
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