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Österreichischer Generikaverband: Generika senken Behandlungskosten um 65 Prozent

- Die Finanzierung therapeutischer Innovationen wird durch Generika wesentlich unterstützt

- Zur Stärkung der Versorgungssicherheit braucht es eine europaweite Pharma-Strategie

Generika leisten einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung einer modernen Arzneimitteltherapie. Derzeit sind in Österreich 52 Prozent der Verordnungen auf Kassenrezept im patentfreien Bereich Generika. Jedes weitere Prozent Generika-Verordnung spart 10 Millionen Euro für andere Therapien. Nach Umsatz nehmen Generika und Biosimilars nur 20 Prozent, patentfreie Originale bzw. patentgeschützte Medikamente im Erstattungsmarkt[1] 31 bzw. 49 Prozent des Arzneimittelmarktes ein.

„Durch Generika sinken die Behandlungskosten um mindestens 65 Prozent[2]. Wenn Generika überall dort verordnet werden, wo es möglich ist, sichern sie den breiten Zugang zu innovativen Therapien. Gleichzeitig kann der Anteil der Arzneimittelausgaben an den gesamten Gesundheitsausgaben stabil gehalten werden“, erklärt Dr. Wolfgang Andiel, Präsident des Generikaverbandes Österreich (OeGV).

2019 waren 43 Prozent aller abgegebenen Arzneimittelpackungen preislich unter der Kostenerstattungsgrenze (Rezeptgebühr). Sie verursachten aber nur 12 Prozent der Arzneimittelausgaben. Betrachtet man die Entwicklung des Verbraucherpreisindexes im Vergleich zu den Generikapreisen, so sieht man, dass die durchschnittlichen Generikapreise in den letzten Jahren (2005 – 2018) konstant blieben, während der Verbraucherpreisindex im gleichen Zeitraum um 29,3 Prozent anstieg. Die Generikapreise werden somit niemals an die Inflation angepasst. Der durchschnittliche Preis einer Generika-Packung lag 2019 bei 5,92 EUR (Basis Herstellerabgabepreis), jener des patentfreien Originals bei 11,18 EUR. Eine Generika-Tablette kostet im Schnitt nur mehr 16 Cent.

Versorgungssicherheit in Österreich stärken

Dieser Preisdruck erklärt die zunehmende Abwanderung der Wirkstoffherstellung und auch Produktion von Medikamenten in die asiatischen Schwellenländer, insbesondere nach China und Indien. Die Fälle, in denen teils lebenswichtige Medikamente nicht mehr oder nur eingeschränkt lieferbar sind, nahmen in den letzten Jahren immer mehr zu. Lediglich 20 Prozent der in Europa zugelassenen Wirkstoffe werden auch lokal produziert. In der herausfordernden Zeit rund um die Covid-19-Krise wurde die Problematik um Lieferengpässe nochmals deutlicher. Ohne Generika könnten weniger Patienten und diese nur zu höheren Preisen versorgt werden.

„Wir brauchen eine effiziente, europaweite Pharma-Strategie, in der die globale Produktionsstruktur und Lieferketten resilienter gestaltet werden. Dafür müssen wir die Lehren aus der Covid-19-Krise, wie etwa die Abhängigkeit von Importen oder die Anfälligkeit und mangelnden Redundanzen in den Lieferketten, nutzen, um einen gesicherten Zugang zu Medikamenten zu gewährleisten“, so Andiel. Die aktuellen ökonomischen Rahmenbedingungen und eingeschränkte Planbarkeit schaden der Versorgungssicherheit und schwächen den Standort Österreich.

Ein erster Schritt zur besseren Versorgungssicherheit wurde mit dem Transparenzregister für Vertriebseinschränkungen schon gesetzt, bei dem seit April 2020 alle Medikamente, die nicht mehr oder nur eingeschränkt lieferbar sind, erfasst werden. Weitere Schritte müssen jetzt folgen, vor allem zur Verbesserung der ökonomischen Rahmenbedingungen und für eine bessere Planbarkeit. Dazu gehören die Entfristung der ASVG Preis-Regelungen und eine adaptierte Preisbildung für Produkte unter der Rezeptgebühr. „Es geht zunächst darum, die klaffende Schere zwischen steigenden Anforderungen an Arzneimittel und beständig sinkenden Preisen zu verkleinern. Im Weiteren müssen dann auch Investitionen in robuste Herstell- und Lieferprozesse im Preis berücksichtigt werden können“, fordert Andiel.

Mögliche Lösungsansätze auf Ebene der Herstellung wären etwa eine Sicherstellung der Produktion krisenkritischer Arzneimittel. Dies könnte durch entsprechende länderübergreifende Versorgungsmodelle erreicht werden. Das wirtschaftliche Risiko für die Bereitstellung von Produktionskapazitäten muss öffentlich abgesichert werden, um Anreize für das Vorhalten von ansonsten unwirtschaftlicher Produktion zu erzeugen. Dazu gehört z.B. auch die Einpreisung von mehr als einem Wirkstoffhersteller in den Produktionsprozess. Es braucht aber auch robustere Lieferketten. Diese zeichnen sich aus durch geringe Komplexität des Produktions-Setup (Zahl der Zulieferer und Lohnhersteller), durch Vorratshaltung wichtiger Ausgangs-, Wirk- und Hilfsstoffe, um auch einen mehrmonatigen Lieferausfall dieser Komponenten überbrücken zu können, sowie durch sinnvolle Redundanzen in der Versorgungskette. Das beinhaltet etwa Zweitlieferanten für wichtige Komponenten, insbesondere für den Wirkstoff.

Generika gleich gut und in manchen Fällen sogar besser als Originalpräparat

Ein weiterer Aspekt, den es zu verbessern gilt, ist die Skepsis, die bei Ärztinnen und Ärzten, aber auch Apothekerinnen und Apothekern teilweise immer noch gegenüber der Gleichwertigkeit, Wirksamkeit und Sicherheit von Generika besteht. So haben laut einer Studie des Österreichischen Generikaverbandes von 2019 ein Viertel der Ärzte und ein Drittel der Apotheker immer noch Bedenken gegenüber Generika. „Generika sind bewährte und kostengünstige Arzneimittel, die dem Original in Wirksamkeit und Sicherheit absolut gleichwertig sind“, so Andiel. Dies bestätigt nun auch eine neue Studie der MedUni Wien, bei der 17 Medikamente in Bezug auf ihre gleichwertige Wirksamkeit unter allen krankenversicherten Personen in Österreich untersucht wurden. Die Studie ergab, dass Generika zur Behandlung von Hypertonie, Hyperlipidämie und Diabetes mellitus in Bezug auf ihre Wirksamkeit gleich gut und in manchen Fällen ihren originären Referenzprodukten sogar überlegen sind[3].

Über den Österreichischen Generikaverband

Der Österreichische Generikaverband ist ein Zusammenschluss von 10 Generika-Produzenten, die sich zur optimalen Versorgung der österreichischen Patientinnen und Patienten mit hochwertigen, preiswerten Arzneimitteln bekennen. Das Ziel unseres Verbands ist einerseits, die Öffentlichkeit über die Vorteile von Generika zu informieren und andererseits aktuelle gesundheitspolitische Debatten mitzugestalten. www.generikaverband.at

[1] Ohne chefärztlich bewilligte No-Box-Produkte
[2] Wenn alle Stufen der Generika-Preisregelung durchlaufen wurden
[3] Tian Y, et al. Comparative effectiveness of branded vs. generic versions of antihypertensive, lipid-lowering and hypoglycemic substances: a population-wide cohort study. Sci Rep. 2020;10(1):5964

Rückfragen & Kontakt:

Für den Österreichischen Generikaverband
Ute Stocker
ute.stocker@gaisberg.eu
0664 88446426

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