ÖGMBT: Kinderkrebsforschung, Energiegewinnung in Zellen, Gefäßmodelle auf dem Chip: Auszeichnungen für junge österreichische Forscherinnen und Forscher vergeben

13. ÖGMBT-Jahrestagung: international aufsehenerregende Publikationen mit Life Science Research Awards Austria 2021 ausgezeichne

Die Österreichische Gesellschaft für Molekulare Biowissenschaften und Biotechnologie (ÖGMBT) hat am Montag fünf junge Forscherinnen und Forscher für ihre international aufsehenerregenden Arbeiten ausgezeichnet. Anlässlich der 13. Jahrestagung der ÖGMBT gingen die Life Science Research Awards Austria 2021 an Domen Kampjut (Institute of Science and Technology Austria), Benjamin Salzer (St. Anna Kinderkrebsforschung) und Charlotte Zajc (St. Anna Kinderkrebsforschung/BOKU). Die mit jeweils 3.000 Euro dotierten Preise wurden mit der Unterstützung des Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) vergeben. Die beiden Dissertationspreise Life Science PhD Award Austria gingen an Stefan Terlecki-Zaniewicz (Veterinärmedizinische Universität Wien) und Barbara Bachmann (Technische Universität Wien).

Die Preisverleihung fand in kleinem Rahmen statt, Corona-bedingt wurden die Vorträge der Jahrestagung auch heuer online übertragen. Bundesministerin Margarete Schramböck: „Forschung und Innovation stärken den Standort Österreich und schaffen hochqualifizierte Arbeitsplätze. Dies gilt sowohl für die angewandte, als auch für die Grundlagenforschung. Als sehr erfreuliches Beispiel möchte ich hier die St. Anna Kinderkrebsforschung hervorheben, die heuer bei drei verliehenen Life Science Research Awards Austria beteiligt war. Durch die weltweit bedeutende Grundlagenforschung an diesem Institut wurde die Heilungsquote bei Leukämie von 20 Prozent im Jahr 1970 auf mittlerweile rund 85 Prozent erhöht.“

Detailreicher Einblick in eine der Grundlagen des Lebens 

Heuer geht der Life Science Research Award Austria 2021 in der Kategorie Grundlagenforschung an Domen Kampjut vom Institute of Science and Technology (IST Austria). In seiner in Science veröffentlichten Arbeit wird die dreidimensionale Struktur des sogenannten “Komplex I” durch ein hochauflösendes elektronenmikroskopisches Verfahren (Cryo–Elektronenmikroskopie) dargestellt. Dieser Komplex I ist eine Schlüsselstelle in der Energiegewinnung in beinahe allen Organismen. Er wird seit seiner Entdeckung in den Standardlehrbüchern der Zellbiologie und Biochemie beschrieben. Kampjut ist es nun erstmals gelungen, die Funktionsweise des aus 45 Proteinketten bestehenden, in molekularbiologischen Dimensionen also “riesigen” Komplexes auf molekularer Ebene im Detail zu klären. Diese Erkenntnisse verbessern unser Verständnis für einen grundlegenden biologischen Prozess, der für das Leben eine entscheidende Rolle spielt.

Schon zum zweiten Mal in Folge wird Benjamin Salzer von der St. Anna Kinderkrebsforschung (CCRI) ausgezeichnet – diesmal in der Kategorie anwendungsorientierte Forschung. Er erforscht die gezielte Kontrolle und Feinabstimmung der Aktivität von Immunzellen, die als CAR T-Zellen bezeichnet werden. Diese können gezielt an Krebszellen andocken und diese abtöten. Bis jetzt wurden CAR T-Zelltherapien nur bei bestimmten Formen von Blutkrebs (Leukämien) in der Klinik eingesetzt. Mit der neuen Methode sollen in Zukunft auch andere Krebserkrankungen mit CAR T-Zellen erfolgreich behandelt werden können.

Immuntherapie gegen Hirntumore bei Kindern und Erwachsenen

Der 2021 zum vierten Mal vergebene Sonderpreis für wissenschaftlich herausragende Forschung mit gesellschaftlicher Relevanz wird an Charlotte Zajc von der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) und der St. Anna Kinderkrebsforschung verliehen. Sie entdeckte ein neuartiges Verfahren zur Verbesserung von CAR T-Zelltherapien, die bei Kindern und Erwachsenen immer häufiger zur Behandlung von Blutkrebs eingesetzt werden. Durch ein über den Mund verabreichtes Medikament soll es in Zukunft möglich sein, dass auch derzeit unbehandelbare Krebserkrankungen wie Hirntumore mit CAR T-Zellen eingedämmt werden können. Die von ihr eingereichte Veröffentlichung ist in der renommierten Wissenschaftszeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America erschienen.

Erklärung für besonders problematische Leukämie-Form

NUP98-fusionsbedingte Leukämien haben sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen eine besonders ungünstige Prognose. Die dahinter liegenden molekularen Mechanismen waren bisher unbekannt. Stefan Terlecki-Zaniewicz von der Veterinärmedizinischen Universität Wien konnte nun einen wichtigen Teil dieser Mechanismen erklären. Er erhielt dafür den Dissertationspreis Life Science PhD Award Austria 2021 in der Kategorie Grundlagenforschung. Derzeit arbeitet Terlecki-Zaniewicz an der St. Anna Kinderkrebsforschung.

Chronisch degenerative Erkrankungen werden immer häufiger und haben dadurch eine besondere gesellschaftliche Bedeutung. Barbara Bachmann von der Technischen Universität Wien, Institut für Angewandte Synthesechemie Institute of Applied Synthetic Chemistry, entwickelt Organ-on-a-Chip-Systeme, um mechanische Stimuli auf zelluläre Systeme anzuwenden. Ein Organ-on-a-chip ist ein Biochip, der die Funktion von Organen künstlich nachbildet. Bachmann hat derartige Gewebsmodelle für Gefäße und Knorpel entwickelt. Die dadurch möglichen Erkenntnisse sind wichtig, um die Wirksamkeit von Impfstoffen und Chemotherapeutika zu verbessern, die über das lymphatische System verabreicht werden. Ihre Arbeit liefert auch wichtige Erkenntnisse über die Mechanobiologie des Knorpels, wo Funktionsstörungen zu Arthritis führen. Ihre Forschung hat bereits zu mehreren Patenten und einer Firmengründung geführt. Sie erhielt dafür den Dissertationspreis Life Science PhD Award 2021 in der Kategorie angewandte Forschung.

Rückfragehinweis:

Österreichische Gesellschaft für Molekulare Biowissenschaften und Biotechnologie
Mag. Andrea Bauer
Marxbox, Vienna BioCenter
Helmut-Qualtinger-Gasse 2, Stiege 02, EG L.01
1030 Wien 
office(at)oegmbt.at
+43 676 36 11 986

floorfour LifeScience + Health PR
Mag. Thomas Kvicala
kvicala(at)floorfour.at
+43 660 444 00 47

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