- "Wenn Neuraminidasehemmer in den ersten zwei Tagen der Erkrankung gegeben wurde, konnte die Mortalität sogar um 50 Prozent gesenkt werden", fasst Heinz Burgmann von der Klinischen Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin der MedUni Wien zusammen. "Dieser Effekt tritt allerdings nur bei Erwachsenen ein." Und nur bei H1N1-Influenza - nicht bei einem "normalen" grippalen Infekt. Damit konnten die internationalen WissenschafterInnen unter Leitung der "Division of Epidemiology and Public Health" der Universität Nottingham auch eine Metaanalyse der Cochrane Collaboration widerlegen, die Tamiflu eine sehr schwache Wirkung zugeschrieben hatte.
- "Neuraminidasehemmer sind keine Wundermedikamente", schränkt aber auch Burgmann ein. Aber es sei momentan das einzige Mittel, das bei einer möglichen H1N1-Pandemie, also einer länder- oder kontinent-übergreifenden Ausbreitung einer Krankheit, zur Verfügung stehe. Daher sei aus Sicht der öffentlichen Gesundheit eine vorbeugende Lagerung von Neuraminidasehemmern für den möglichen Ernstfall gerechtfertigt, so der MedUni Wien-Experte. Auch bei der so genannten Vogelgrippe mit dem H5N1-Virus ist Oseltamivir wirksam.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat zur Verhinderung einer von ihr befürchteten Influenza-Pandemie durch das Vogelgrippe-Virus allen Staaten geraten, so große Mengen dieses Mittels vorrätig zu halten, dass damit rund 25 Prozent der Bevölkerung versorgt werden könnten. Auch die Gesundheitsbehörde der USA (Centers for Disease Control and Prevention) empfiehlt Oseltamivir als sinnvollen Wirkstoff gegen eine H1N1-Influenza.
Service: The Lancet Respiratory Medicine
"Effectiveness of neuraminidase inhibitors in reducing mortality in patients admitted to hospital with influenza A H1N1pdm09 virus infection: a meta-analysis of individual participant data." Lancet Respir Med 2014, dx.doi.org/10.1016/S2213-2600(14)70068-2.
Fünf Forschungscluster an der MedUni Wien
Insgesamt sind fünf Forschungscluster der MedUni Wien etabliert, in welchen in der Grundlagen- wie klinischen Forschung vermehrt Schwerpunkte an der MedUni Wien gesetzt werden. Die Forschungscluster umfassen medizinische Bildgebung, Krebsforschung/Onkologie, kardiovaskuläre Medizin, medizinische Neurowissenschaften und Immunologie. In letzteren Cluster fällt auch die vorliegende Arbeit.