Eine Kollaboration der European Foundation for the Care of Newborn Infants (EFCNI) und der Medizinischen Universität Wien mit der Neonatologie der Universitätskinderklinik am Dr. v. Haunerschen Kinderspital und dem Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement (INM) am LMU Klinikum München ermöglicht einen großen Schritt in Richtung PatientInnensicherheit für München und ganz Bayern: Mit dem weltweit kleinsten und modernsten Frühgeborenen-Simulator trainiert das Team der Neonatologie am LMU Klinikum die Behandlung der Allerkleinsten.
In Notsituationen muss jeder Handgriff sitzen, insbesondere bei der Behandlung der vulnerabelsten PatientInnengruppe der Frühgeborenen. In München kommt ab heute der lebensechte Frühgeborenen-Simulator „Paul“ bei situationsechten Schulungsszenarien zum Einsatz. Dabei soll die notwendige Routine in Stresssituationen sowie die optimale Zusammenarbeit und Aufgabenverteilung innerhalb der klinischen Versorgungsteams geübt werden. Entwickelt wurde das wegweisende Leuchtturmprojekt „Leben retten mit Paul“ durch den Zusammenschluss aus EFCNI, LMU Klinikum München und der MedUni Wien mit dem Ziel, standardisierte Simulationstrainings in der kontinuierlichen Aus- und Weiterbildung von klinischem Fachpersonal in der Neonatologie zu etablieren. Denn so kann die Versorgungsqualität von Früh- und kranken Neugeborenen auf der neonatologischen Intensivstation nachhaltig verbessert werden.
Im Gegensatz zur Luftfahrt ist medizinisches Simulationstraining nicht gesetzlich geregelt und diese sichere Art des Trainings gehört noch nicht zum Krankenhausalltag. Stattdessen schauen im medizinischen Betrieb junge MitarbeiterInnen häufig den erfahreneren KollegInnen bei Eingriffen aller Art über die Schulter – Lernen erfolgt so meist lediglich über Zuschauen und ‚Learning-by-doing‘ direkt am Patienten. „Wir trainieren in Wien schon lange mit dem Frühgeborenensimulator Paul und freuen uns, im Rahmen dieses Projektes unsere Erfahrungen mit unseren KollegInnen in München zu teilen“, erklärt Angelika Berger, Leiterin der Klinischen Abteilung für Neonatologie, Pädiatrische Intensivmedizin und Neuropädiatrie der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde und des Comprehensive Center for Pediatrics an der Medizinischen Universität Wien im AKH Wien.
Das fundierte Schulungskonzept sieht vor, neben ganzen Klinikteams auch Master-Trainer zu rekrutieren und unter Realbedingungen am Frühgeborenen-Simulator zu schulen, die in der zweiten Projektphase ihrerseits diese Trainings auf andere Geburtszentren in Bayern und perspektivisch auf ganz Deutschland (und schließlich Europa) ausweiten. „Wir möchten erreichen, dass in der Neugeborenenmedizin Simulationstrainings ebenso ein selbstverständliches Muss werden wie z.B. in der Luftfahrt und in anderen risikoreichen Branchen.“, schildert Silke Mader, geschäftsführende Vorsitzende und Gründerin von EFCNI.
Zusätzlich zu diesen flächendeckenden Schulungen soll eine Evaluation des Projekts unter Leitung von Andreas W. Flemmer, Leiter der Neonatologie am LMU Klinikum, durchgeführt werden. „Ich freue mich, dass wir als erste Klinik in München dieses wegweisende Projekt realisieren können, das besonders modellhaft Forschung, Lehre, Eltern und Industrie vereint. Dabei liegt mir die bestmögliche Ausbildung der Mitarbeiter*innen auf unseren Früh- und Neugeborenen-Intensivstationen ganz besonders am Herzen!“, so Flemmer. Das Training wird von der MedUni Wien in Kollaboration mit der Neonatologie am LMU Klinikum München und EFCNI evaluiert, um anhand von Daten für Deutschland zu zeigen, welchen Einfluss die Schulungen am Frühgeborenen-Simulator „Paul“ auf die PatientInnensicherheit sowie die Zufriedenheit und Selbstsicherheit des Klinikpersonals haben. EFCNI will über dieses Projekt dazu beitragen, dass regelmäßige Simulationstrainings Standard und Pflicht in der kontinuierlichen Aus- und Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten sowie dem Pflegepersonal werden und auf eine gesetzliche Regelung hinwirken.
Frühgeborenen-Simulator „Paul“ ermöglicht Training von Notfallsituationen