In Österreich erkranken jährlich etwa 1.600 Menschen an einem Karzinom der Harnblase (BCA), wobei Männer etwa vier Mal häufiger betroffen sind als Frauen. Allerdings ist die Sterblichkeitsrate bei Frauen um vierzig Prozent höher. Warum dieser geschlechtsspezifische Unterschied besteht, ist unklar.
Welche Risikofaktoren für Frauen maßgeblich sein könnten, war Ausgangsfrage der Studie einer Forschungsgruppe um den Urologen Mohammad Abufaraj von der Universitätsklinik für Urologie der MedUni Wien, sowie ForscherInnen der Abteilung für Epidemiologie vom Zentrum für Public Health der MedUni Wien und WissenschafterInnen der Harvard Medical School und weiterer Kliniken. Das Team untersuchte, ob hormonelle Prozesse im weiblichen Organismus eine Rolle in der Entstehung von Blasenkrebs spielen. Dafür wurde Datenmaterial aus der seit 1976 laufenden Langzeitstudie „Nurses‘ Health Study“ und „Nurses Health Study II“ analysiert.
Die „Nurses Health Study“ ist die weltweit größte Frauen-Gesundheitsstudie und hat wichtige Erkenntnisse zur Ernährungskunde und Krebsrisiken anhand Befragungen und klinischen Untersuchungen bei Frauen erbracht. Es wurden dafür in den Anfängen explizit Krankenschwestern zur Teilnahme eingeladen, weil diese ein überdurchschnittliches medizinisches Wissen aufweisen. Die Teilnehmerinnen werden alle zwei Jahre zu Kontrazeption, Ernährung und Lebensgewohnheiten befragt.
Das Studien-Team fand nun im Beobachtungszeitraum 629 Fälle von Blasenkrebs und verglich Daten von Frauen, die nach 50 Jahren in die Menopause gekommen waren, mit jenen von Frauen, die mit weniger als 45 Jahren in den Wechsel kamen. Dabei fiel auf, dass Frauen mit früherer Menopause häufiger an Blasenkrebs erkrankt waren. Es ließ sich statistisch ermitteln, dass Raucherinnen – die häufig wegen des Rauchens in eine vorzeitige Menopause kommen – ein um 53 Prozent höheres Risiko zur Erkrankung haben
Abufaraj: „Unsere Daten haben auch gezeigt, dass Faktoren wie das Alter zu Beginn der Periode, die Anzahl der Schwangerschaften, orale Kontrazeptiva oder die Anwendung einer Hormonersatztherapie das Risiko für Blasenkrebs nicht erhöhen“.
Die Resultate der noch nicht publizierten Studie wurden kürzlich am Kongress der European Association of Urology (EAU) 2019 in Barcelona präsentiert, an dem die Universitätsklinik für Urologie der MedUni Wien mit fünf Preisen inkl. zum 2. Mal dem angesehenen Platin Award an Shahrokh Shariat, Best Abstract und Best Poster an David D´Andrea, 12 Präsentationen sowie 43 Abstracts sehr erfolgreich beteiligt war.
Service:
The impact of hormones and reproductive factors on the risk of bladder cancer in women: Results from Nurses’ Health Study and Nurses’ Health Study II Results from Nurses’ Health Study and Nurses’ Health Study II". Abufaraj M, Shariat S, Moschini M, Rohrer F, Papantoniou K, Devore, McGrath M, Zhang X, Markt SC, Eva Schernhammer, präsentiert beim Kongress der European Association of Urology (EAU) in Barcelona.