Eine neue Software vergleicht die Körpermessdaten von Kindern und Jugendlichen mit aktuellen österreichischen und auch internationalen Vergleichsdaten und zeigt Eltern und ÄrztInnen auf einen Blick, ob Abweichungen vom altersgemäßen Referenzbereich erkennbar sind. Das in einer Kooperation zwischen Österreichischer Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde und der Medizinischen Universität Wien entwickelte Medizinprodukt ist unter www.wachstum.at frei zugänglich und benutzbar. Damit gibt es erstmals österreichweit ein einheitliches Tool zur Beurteilung von Körpermessdaten bei Kindern.
Die unter Projektleitung der Medizinischen Universität Wien (MedUni Wien) in Kooperation mit der Arbeitsgruppe Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie (APEDÖ) der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) erstellte Website stellt für ÄrztInnen und Eltern die für die Beurteilung des Gedeihens geeigneten Vergleichswerte gesunder Kinder und Jugendlicher zur Verfügung.
Dazu werden für Babys und Kleinkinder bis zum Alter von vier Jahren die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Verfügung gestellten sogenannten "WHO Standards" verwendet. Der Begriff "Standard" bedeutet, dass unter optimalen Bedingungen betreffend Ernährung, sozialer und Umweltfaktoren ein Verlauf der Längen und Gewichts/BMI-Werte im statistischen "Normbereich" erwartet wird. Die österreichischen Daten zur Verwendung im Alter von vier bis 19 Jahren stammen aus einer großangelegten österreichweiten Studie, bei der an über 14.000 Kindern und Jugendlichen in Kindergärten und Schulen Körpergröße und Gewicht gemessen und mit aktuellen statistischen Methoden ausgewertet wurden.
Angabe in Perzentilen
In der Praxis werden zur Beurteilung von Größe und Gewicht Perzentilenkurven verwendet, die auf den Werten großer Vergleichskollektive beruhen. Die Körpergröße oder das Gewicht eines Kindes in Perzentilen anzugeben, bedeutet, dass diese Werte in Bezug zu den Werten der Altersgenossen gesetzt werden. Liegt die Körpergröße eines 12 Monate alten Kindes auf der 10. Perzentile, bedeutet dies, dass 90 % der Kinder seines Alters und Geschlechts größer sind und 10 % kleiner.
„Diese Software erstellt keine medizinischen Diagnosen, sondern ist ein Hilfsmittel und dient zur Orientierung“, erläutert Projektleiterin Gabriele Häusler von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der MedUni Wien. „Wichtig ist es, den Verlauf zu beobachten, ein Einzelwert allein gibt wenig Aufschluss. Besorgte Eltern sollten mit den dokumentierten Messdaten eine(n) FachärztIn für Kinderheilkunde aufsuchen. Diese(r) kann, wenn nötig, eine medizinische Abklärung veranlassen.“
Das Portal "wachstum.at" wurde von der MedUni Wien in Kooperation mit der APEDÖ der ÖGKJ konzipiert und von einem österreichischen Spezialisten für Medizinsoftware, der Adliance GmbH, entwickelt und als Medizinprodukt umgesetzt. Die Software wurde Ende Mai 2019 bei der Tagung der APEDÖ der ÖGKJ in Salzburg präsentiert.