Jutta Bergler-Klein von der Abteilung für Kardiologie der Universitätsklinik für Innere Medizin II der MedUni Wien im AKH Wien beschreibt die Ausgangslage so: „Die Überlebensraten bei Krebs sind deutlich gestiegen, besonders bei Brustkrebs und Lymphomen. Aber viele Chemotherapien, vor allem die mittels Infusionen verabreichten Anthracycline, haben Nebeneffekte, die das Herz belasten und Herzschwäche verursachen können“.
Diese kardiotoxischen Schäden können sofort oder auch mit jahrelanger Verzögerung nach der Chemotherapie auftreten. Vor allem KrebspatientInnen im Kinder- und Jugendalter können später als Erwachsene hiervon betroffen sein.
Die Methode der liposomalen Verkapselung der Anthracycline – in dieser Studie experimentell „in vivo“ getestet – klingt simpel, ist aber effektiv. Die Ummantelung des Chemotherapie-Wirkstoffes durch eine Liposom-Kapsel führt dazu, dass dieser direkt die Krebszellen erreicht. Das Liposom wirkt dabei als Barriere und vermindert das Eindringen in gesunde Körperzellen. „Anthracycline sind ein wichtiger Eckpunkt der Krebsbehandlung. Aber je mehr Behandlungszyklen durchgeführt werden müssen, umso mehr kardiotoxische Nebenwirkungen können auftreten. Wir konnten zeigen, dass die Kardiotoxizität durch liposomale Einkapselung reduziert werden kann. Dennoch sind auch bei dieser Anwendung Beeinträchtigungen der Herzfunktion mit der Herzultraschall- (Echokardiographie) und Magnetresonanz-Untersuchung früh nachweisbar“, erklärt Bergler-Klein. Weitere Analysen an Herzgewebeschnitten und Genanalysen zeigen ebenfalls Unterschiede in den Chemotherapien, betont Gyöngyösi. Ein Herz-Monitoring der PatientInnen bei der Behandlung mit Anthrazyklinen bleibt daher unbedingt notwendig, um möglichst früh Schäden am Herz erkennen und behandeln zu können.