"Implantatassoziierte Allergie - Mythos oder Wahrheit?":
Unter diesem Titel organisierte das Orthopädische Krankenhaus Gersthof des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV) das erste deutschsprachige Symposium zum Thema Implantatallergie. FachexpertInnen verschiedenster Länder und medizinischer Disziplinen tauschten sich dabei über Aspekte von Diagnostik bis Behandlung aus.
Künstliche Gelenke (Totalendoprothesen), zum Beispiel im Knie oder in der Hüfte, sind keine Seltenheit. Im Krankenhaus Gersthof wurden im Vorjahr 800 entsprechende OPs durchgeführt. Grund genug, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. "Wer allergisch auf ein Implantat reagiert, hat vor allem eines: permanente Schmerzen", weiß der Ärztliche Direktor des Orthopädischen Spitales, Peter Ritschl. "Die einzig mögliche Behandlung liegt im Wechsel des Implantats. Dieser ist unweigerlich mit einer Operation verbunden."
Allergisch auf Metalle
Metallallergien kommen bei etwa zehn Prozent der Bevölkerung vor. Bekannt sind vor allem Nickel- oder Chromallergien. In vielen Implantaten sind diese Metalle enthalten und können so allergische Reaktionen auslösen. Hinzu kommt, dass nach Erhalt eines Hüft- oder Knieimplantats die Metallsensibilisierung auf 25 Prozent steigt. Hat sich ein Implantat gelockert, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Allergie auf 60 Prozent.
Gersthof übernimmt Vorreiterrolle
OrthopädInnen, PathologInnen, ImmunologInnen, DermatologInnen: Die Liste der betroffenen medizinischen Fachbereiche ist lang. Doch nicht nur die Medizin ist gefragt, auch die Expertise von MaterialwissenschafterInnen ist bei der Bearbeitung dieser Problematik erforderlich.
Oberstes Ziel des Symposiums war, die Situation für PatientInnen zu verbessern. Ritschl ist stolz, hier einen erst Schritt gesetzt zu haben. "Es freut mich besonders, dass sich so viele ExpertInnen aus Wien, Graz, London, München und Trier beteiligt haben und viele Aspekte andiskutiert wurden. Das Symposium war ein Startschuss für einen weiteren wissenschaftlichen Dialog. Denn die Erforschung der Thematik steckt derzeit noch in den Kinderschuhen", so Ritschl.