Die neue Aufforderung zur Interessenbekundung kommt als bisher letzte zu der bereits langen Liste der von der EU finanzierten Forschungs- und Innovationsmaßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus hinzu. Sie ergänzt frühere Maßnahmen zur Entwicklung von Diagnostika, Behandlungen und Impfstoffen durch den Ausbau der Kapazitäten für die Herstellung und den Einsatz bereits verfügbarer Lösungen. Auf diese Weise soll dringender Bedarf rasch gedeckt werden. Außerdem soll die Aufforderung die Auswirkungen auf das Verhalten der Menschen und die sozioökonomischen Folgen der Epidemie verstehen helfen.
Mariya Gabriel, Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend, erklärte: „Wir mobilisieren alle uns zur Verfügung stehenden Mittel, um diese Pandemie mit Tests, Behandlungen und Prävention zu bekämpfen. Um jedoch den Kampf gegen das Coronavirus zu gewinnen, müssen wir auch verstehen, welche Auswirkungen es auf unsere Gesellschaft hat und wie diese Schritte am besten und rasch umgesetzt werden können. Wir müssen technologische Lösungen prüfen, damit die Herstellung von medizinischer Ausrüstung und Ausstattung beschleunigt wird, die Ausbreitung der Krankheit überwacht und verhindert wird und die Patienten besser behandelt werden können.“
Thierry Breton, EU-Kommissar für Binnenmarkt, sagte: „Wir unterstützten die Gesundheitsbehörden, das Gesundheitspersonal und die Öffentlichkeit in allen Mitgliedstaaten bei der Bewältigung der Coronavirus-Krise. Wir setzen dafür innovative Technologien und Instrumente ein, die schnell für Maßnahmen zur Vorbeugung, optimalen Behandlung und Erholung im Kontext dieser Pandemie eingesetzt werden können und mit denen die Zeit danach vorbereitet werden kann. Dazu zählen digitale Lösungen und Technologien wie Telemedizin, Daten, KI, Robotik und Photonik.“
Die im Rahmen dieser Aufforderung zur Interessenbekundung finanzierten Projekte sollten darauf ausgerichtet sein, die Produktion rasch auf lebenswichtige medizinische Ausstattung und Ausrüstung für Tests, Behandlungen und Prävention umzustellen und Medizintechnologien und digitale Instrumente zur besseren Erkennung und Überwachung sowie zur Versorgung von Patienten zu entwickeln. Neue Forschungsarbeiten werden von großen Patientengruppen (Kohorten) in ganz Europa profitieren. Zudem könnte ein besseres Verständnis der Auswirkungen der Epidemie auf das Verhalten der Menschen sowie der sozioökonomischen Folgen der Coronavirus-Epidemie zur Verbesserung der Behandlung und der Präventionsstrategien beitragen.
Die Einreichungsfrist endet am 11. Juni 2020, und die Aufforderung zielt auf rasche Ergebnisse ab. Europa und die ganze Welt benötigen dringend innovative Lösungen, um den Ausbruch einzudämmen und abzuschwächen. Außerdem muss die Versorgung von Patienten, Genesenen, Risikogruppen, Gesundheitspersonal an vorderster Front und deren Gemeinschaften verbessert werden. Daher will die Kommission durch verkürzte Fristen für die Vorbereitung der Interessenbekundungen und deren Auswertung dafür sorgen, dass die Forschungsarbeiten so rasch wie möglich anlaufen.
Die neuen Lösungen müssen im Einklang mit den Grundsätzen der weltweiten Corona-Krisenreaktion für alle verfügbar und erschwinglich sein. Zu diesem Zweck wird die Kommission in die Finanzhilfevereinbarungen, die aufgrund dieser neuen Aufforderung zur Interessenbekundung geschlossen werden, Klauseln über den schnellen Datenaustausch aufnehmen, damit die Erkenntnisse und Ergebnisse auch unverzüglich genutzt werden können.
Hintergrund
Diese neue spezifische Aufforderung im Rahmen von Horizont 2020 ergänzt frühere Maßnahmen, mit denen 18 Projekte zur Entwicklung von Diagnostik, Therapien, Impfstoffen und die Vorbereitung auf Epidemien mit 48,2 Mio. EUR gefördert wurden, ferner einen Betrag von 117 Mio. EUR, der über die Initiative Innovative Arzneimittel für 8 Projekte zu Diagnose und Behandlung bereitgestellt wurde, sowie Maßnahmen zur Unterstützung innovativer Ideen, die über den Europäischen Innovationsrat auf den Weg gebracht wurden. Damit wird die Maßnahme 3 des Aktionsplans ERAvsCorona umgesetzt. Dieses Arbeitsdokument ist das Ergebnis eines Austausches zwischen den Kommissionsdienststellen und den nationalen Institutionen.
Die neue Aufforderung zur Interessenbekundung erstreckt sich auf fünf Bereiche mit folgender vorläufiger Zuweisung von Haushaltsmitteln:
- Umstellung der Produktion auf lebenswichtige medizinische Ausstattung und Ausrüstungen (23 Mio. EUR)
- Medizinische Technologien, digitale Werkzeuge und Analyse mit künstlicher Intelligenz zur Verbesserung der Überwachung und Pflege mit hohem Technologie-Reifegrad (56 Mio. EUR)
- Auswirkungen der Maßnahmen zur Eindämmung des Ausbruchs auf das Verhalten der Menschen und die Bereiche Soziales und Wirtschaft (20 Mio. EUR)
- Europaweite COVID-19-Kohorten (20 Mio. EUR)
- Zusammenarbeit zwischen auf EU- und internationaler Ebene en bestehenden Kohorten, die für COVID-19 von Bedeutung sind (3 Mio. EUR)
In Kohortenstudien werden typischerweise große Gruppen von Personen beobachtet. Ihre Exposition gegenüber bestimmten Risikofaktoren wird aufgezeichnet, um Aufschluss über mögliche Krankheitsursachen zu erhalten. Dabei kann es sich um prospektive Studien und die Erhebung von die Zukunft betreffenden Daten oder um retrospektive Kohortenstudien, bei denen bereits erhobene Daten betrachtet werden, handeln.
Weitere Informationen
- Spezifische Aufforderung zur Interessenbekundung im Rahmen von Horizont 2020
- Informationsveranstaltung zur neuen Aufforderung zur Interessensbekundung – COVID19: Webcast (Mittwoch, 20. Mai 2020, 14:00-16:30 Uhr MEZ)
- Pressemitteilung: Coronavirus-Krisenreaktion: 7,4 Mrd. EUR für universellen Zugang zu Impfstoffen mobilisiert
- Website zur weltweiten Corona-Krisenreaktion
- Fragen und Antworten: weltweite Reaktion zur Bekämpfung des Coronavirus
- Factsheet zur weltweiten Corona-Krisenreaktion
- Unterstützung der EU für Forschung und Innovation im Zusammenhang mit dem Coronavirus
- Coronavirus – Krisenreaktion der Kommission