chwere COVID-19-Verläufe sind nicht allein auf die Infektion durch SARS-CoV-2, sondern ganz wesentlich auf eine entgleiste Immunreaktion zurückzuführen. Ein internationales Forschungsteam mit BOKU-Beteiligung hat jetzt eine zelluläre Stressreaktion identifiziert, die zur Immun-Entgleisung maßgeblich beiträgt: die Seneszenz.
Zelluläre Seneszenz ist ein Gewebe-Schutzprogramm bei Stress und drohender Schädigung. Als programmierter Zellteilungsstopp bewahrt sie den menschlichen Körper davor, dass Krebs entsteht. Seneszente Zellen sondern außerdem entzündungsfördernde Botenstoffe ab, die für Prozesse wie die Wundheilung wichtig sind. Im Übermaß oder dauerhaft produziert fördern diese Entzündungsvermittler allerdings altersbedingte Krankheiten wie Diabetes oder Gefäßverkalkung. Wenig beachtet waren bisher einzelne Hinweise, dass auch eine virale Infektion Seneszenz auslösen kann.
Wie ein Forschungsteam der Charité - Universitätsmedizin Berlin, der Johannes Kepler Universität Linz, des Kepler Universitätsklinikums, der Universität für Bodenkultur Wien und anderen Forschungseinrichtungen in einer aktuellen Studie zeigt, trägt dieser Prozess maßgeblich zu der lawinenartigen Entzündungskaskade bei, die Lungenschäden bei COVID-19 verursacht.
Zellbiologin und Biotechnologin Herta Steinkellner hat mit ihrer Forscher*innengruppe am Department für Angewandte Genetik und Zellbiologie der BOKU einen wertvollen Beitrag zu dieser COVID-19-Forschung geleistet Die in Steinkellners Gruppe produzierten hochaktiven SARS-CoV-2 spezifischen Antikörper waren ein wichtiger Bestandteil zur erfolgreichen Durchführung der komplexen Experimente.
Die international angelegte Studie hat gezeigt, dass Wirkstoffe, die seneszente Zellen gezielt entfernen, COVID-19-Lungenschäden und das Ausmaß der Entzündung im Tiermodell deutlich abmildern. Sie könnten auch für den Menschen einen neuen Therapieansatz eröffnen.
Die Studie ist aktuell im Fachmagazin Nature erschienen https://www.nature.com/articles/s41586-021-03995-1
Kontakt
Ao.Univ.Prof. Mag. Dr. Herta Steinkellner
Universität für Bodenkultur Wien
Institut für Pflanzenbiotechnologie und Zellbiologie
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