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LISAvienna über eine Kooperation von wings4innovation und KHAN-I mit der TU Wien und der MedUni Wien: Gebündelte Expertise als Grundlage für neue Arzneimittel bei Erkrankungen des Nervensystems

Erfahren Sie in diesem Beitrag mehr über die Bemühungen, eine nebenwirkungsarme Substanz für die Behandlung von neuropsychiatrischen Erkrankungen zu entwickeln. Dabei spielen Zusammenarbeit und ein innovativer Unterstützungsansatz eine zentrale Rolle. LISAvienna dankt Marko Mihovilovic, TU Wien, Margot Ernst, Medizinische Universität Wien, und Peter Nussbaumer, wings4innovation und KHAN Technology Transfer Fund I (KHAN-I) für die wertvollen Einblicke.

Wings4innovation und KHAN-I beschleunigen mit Expertise und beträchtlichen finanziellen Mitteln den Transfer von Forschungsergebnissen hin zu neuen Arzneimitteln. Beim hier vorgestellten Projekt haben wings4innovation und KHAN-I im Vergleich zu den beiden anderen bisher von LISAvienna beleuchteten Projekten operativ eine besonders aktive Rolle. Peter Nussbaumer hält als Managing Director von wings4innovation und der Khanu Management GmbH (General Partner von KHAN-I) die Fäden in der Hand. Dabei profitiert das Projekt nicht nur vom Know-how und dem Netzwerk bei KHAN-I sondern auch vom professionellen Inkubator Lead Discovery Center GmbH (LDC), der mit KHAN-I eng zusammenarbeitet. Das umfassende Wissen von Peter Nussbaumer fußt auf einem Doktorat an der TU Wien im Bereich der organischen Chemie, der langjährigen Tätigkeit als Executive Director Medicinal Chemistry bei Novartis und als Geschäftsführer bei LDC. Er holt Margot Ernst und Marko Mihovilovic regelmäßig zur Diskussion experimenteller Daten ins Boot. Dann wird über die Experimente entschieden, die als nächstes durchzuführen sind. Margot Ernst, seit 2001 am Zentrum für Hirnforschung der Medizinischen Universität Wien tätig und promovierte Chemikerin mit großem Interesse an medizinischen Fragestellungen, steuert ihr Wissen zu GABA-A-Rezeptoren und biologischen und pharmakologischen Aspekten bei. GABA-A-Rezeptoren sind große, komplexe Biomoleküle, die in der Zellmembran von Neuronen insbesondere im Gehirn und Rückenmark sitzen, und an die der Neurotransmitter GABA (Gamma-Aminobuttersäure) binden kann. Durch diese Bindung kann der Botenstoff seine Wirkung auf die entsprechenden Zielzellen entfalten. Und von Marko Mihovilovic kommt die Idee für eine neue chemische Leitstruktur, die derzeit für die weiteren Entwicklungsschritte optimiert wird. Mihovilovic ist ebenfalls Chemiker, sein Schwerpunkt liegt im Bereich der bioorganischen Synthesechemie, inklusive Wirkstoffentwicklung und Medizinalchemie. Das ist ein Thema, das er als Dekan der Fakultät für Technische Chemie an der TU Wien in vielfältigen Anwendungsgebieten vorantreibt.

FWF Doktoratskolleg als Ausgangspunkt

Marko Mihovilovic über die Entstehung der Projektidee: „Die Historie des Projekts unterstreicht, warum wings4innovation und KHAN-I so wichtig für die Förderlandschaft sind. Das Projekt geht aus der grundlagenorientierten Forschung hervor, die ihre Wurzeln in einem FWF Doktoratskolleg hat. Hier wurden über einen längeren Zeitraum hinweg Substanzen entwickelt und hinsichtlich möglicher neuropsychiatrischer Anwendungen untersucht. Dabei geriet eine äußerst interessante chemische Verbindung ins Blickfeld, die auf GABA-A-Rezeptoren wirkt. Wir haben an dieser Leitstruktur weitergearbeitet und eine äußerst potente Verbindung mit einem spannenden Aktivitätsprofil synthetisiert.“ Das Doktoratskolleg MolTag zu Entwicklung und Erforschung von molekularen „drug targets“ wurde von der Universität Wien, der Medizinischen Universität Wien, der TU Wien und dem IST Austria gemeinsam betrieben und von 2011 bis 2023 vom FWF unterstützt. Mehr als 70 Doktoratstudent*innen wurden in 10 Forschungsgruppen ausgebildet. Magot Ernst erwähnt: „Die Finanzierung durch den FWF ermöglichte es uns, nicht nur institutionenübergreifend zu forschen und zu lehren, sondern auch, ein hochkarätiges Scientific Advisory Board einzurichten. Wir wissen, dass wir Studierende nicht nur für die Universitäten ausbilden, sondern auch auf eine Karriere in Pharmafirmen vorbereiten. Daher war es uns sehr wichtig, über dieses Gremium Expert*innen reinzuholen, die direkt aus dem Drug Development Business kommen. Peter Nussbaumer war Teil unseres Scientific Advisory Boards und dieser Konstellation verdanken wir letzten Endes dieses Projekt. Bei einem unserer Gespräche im Zusammenhang mit dem Doktoratskolleg, an dem Marko Mihovilovic und ich involviert waren, regte Peter Nussbaumer an, drüber nachzudenken, ob es zu den GABA-A-Rezeptoren nicht Befunde gibt, die sich für wings4innovation eignen. Er dachte an einen noch unbekannten, neuartigen und patentierbaren Chemotyp, eine Hypothese zum Wirkmechanismus und Ideen zum medizinischen Bedarf. Als wir das alles hatten, konnte der Antrag für die Finanzierung erstellt werden.“ Marko Mihovilovic dazu: „Es war einfach perfekt, dass dieses Instrument, also wings4innovation, zur Verfügung stand, um das translatorische Potential unserer neuen chemischen Leitstruktur auszuloten. Die Daten, die wir im Projekt generieren, sollen es erlauben, einen Industriepartner zu finden. Mit etwas Glück gelingt es damit, ein Unternehmen zu überzeugen, die neue Substanzklasse in die klinische Pipeline und später auf den Markt zu bringen.“

Günstigeres Wirkprofil als Ziel

Margot Ernst über das Projektziel: „Im Projekt geht es um die Entwicklung und Testung von kleinen Molekülen, die eine bestimmte Gruppe von GABA-A-Rezeptoren mit einer gewissen Selektivität angreifen sollen. Wir wollen bestimmte neuropsychiatrische Leiden besser therapierbarer machen, beziehungsweise eine Therapieoption mit weniger Nebenwirkungen entwickeln. Ziel ist ein besseres Wirkprofil, also Symptome zu mildern, ohne dass schwere Nebenwirkungen auftreten, wie man sie zum Beispiel von Benzodiazepinen kennt, die angstlösend, beruhigend, schlaffördernd oder antiepileptisch wirken. Diese Medikamente sind mit einem sehr hohem Abhängigkeitspotential und Entzugssyndromen verbunden. Solche Nebenwirkungen stellen ein großes Problem dar und erlangten durch die Opioid- und Benzodiazepin-Krise in den USA traurige Berühmtheit.“ Jährlich sterben daran allein in den USA über 100.000 Menschen – nicht nur, aber auch als Folge einer unreflektierten, großzügigen Verschreibungspraxis süchtig machender Arzneimittel. Für manche Indikationen gelten Benzodiazepine aber immer noch als die beste Therapieoption, auch in Europa. Diese Substanzgruppe löste in den 1960er Jahren die zuvor verwendeten Barbiturate ab, bei denen Überdosierungen noch schneller tödliche Folgen hatten. Auch für Benzodiazepine wird seit Jahrzehnten nach Alternativen gesucht. Schlaffördernde Wirkung konnte bei den sogenannten Z-Drugs festgestellt werden. Allerdings wirken diese Substanzen weniger angstlösend und muskelrelaxierend und auch hier gibt es ein ungünstiges Nebenwirkungsprofil. Ernst erklärt: „Um unser Ziel zu erreichen, arbeiten wir an Substanzen, die bei gewissen GABA-A-Rezeptoren aktiv sind und bei anderen keine Aktivität zeigen. Unsere Annahme ist, dass wir so die Nebenwirkungen reduzieren können – auch wenn Sucht nicht bis ins letzte molekulare Detail erforscht ist. Noch ist nicht bekannt bzw. publiziert, welche Mitglieder der GABA-A-Rezeptorfamilie (sogenannte Subtypen), von denen es eine unbekannte Zahl in der Größenordnung von rund 100 gibt, hier wichtig sind und wie sich das Gehirn bei Substanzabhängigkeiten genau verändert. Zusätzlich müssen unsere Wirkmoleküle zahlreiche weitere Eigenschaften aufweisen, um für ein Arzneimittel in Frage zu kommen – zum Beispiel darf die Substanz im Körper nicht zu schnell abgebaut werden oder muss ins Gehirn transportiert werden können. Durch schrittweises Verändern versuchen wir, die Struktur-Wirkungs-Beziehungen systematisch zu erkunden und herauszufinden, wo die Grenzen liegen – also was kann an der Struktur noch geändert werden, um die gewünschte Wirkung zu erhalten und was nicht. So nähern wir uns mit einer Reihe von Hypothesen im Kopf einem Molekül an, das hoffentlich für die medizinische Praxis geeignet ist.“ Solche Substanzen müssen sich dann in weiterer Folge in präklinischen und klinischen Studien beweisen.

Eine andere Art der Forschungspraxis

Die Industrie braucht ein robustes Fundament für die kosten- und zeitintensive Entwicklung neuer Arzneimittel. Marko Mihovilovic: „Wir reden im Pharmasektor von Investitionen in der Höhe von mehreren Milliarden Euro, die bis zur Markteinführung anfallen. Hier sind klarerweise Validierungscharakteristika zu erfüllen, die wir in der akademischen Welt normalerweise nicht am Radar haben. Genau solche Dinge weiß aber wings4innovation bzw. KHAN-I. Hier geht es darum, qualitätsgesichert wertsteigernde Daten zu generieren, als robuste Basis für noch sehr viel größere Investitionen, die bis zum fertigen Produkt notwendig sind. Mit diesen zusätzlichen Daten werden Erfindungen von akademischer Seite glaubhafter und kommen der Umsetzung einen Schritt näher. Die Finanzierung durch KHAN-I funktioniert ganz anders als alle anderen Förderungen, die wir im Moment im österreichischen Ökosystem haben. In unserem Fall erfolgt der Großteil der operativen Forschung extern und koordiniert von wings4innovation/KHAN-I. Die akademischen Partner konzentrieren sich nach den initialen, ideengebenden Forschungsleistungen im Wesentlich auf die intellektuelle Begleitung des Projekts. Das unterscheidet dieses Projekt deutlich von allen anderen. Die akademischen Einrichtungen erhalten hier auch kein Geld – die beauftragten Dienstleister werden direkt von KHAN-I bezahlt. Auch das macht dieses Förderinstrument für uns so speziell. Das Projekt will unsere Forschungsergebnisse fit für die industrielle Anwendung machen. Dafür sind andere Denkweisen und Herangehensweisen wichtig als im akademischen Bereich üblich. In Form von Publikationen zu denken, ist dabei nicht zielführend. Wir müssen uns darauf konzentrieren, was für die Sicherung von Intellectual Property im Zuge von Patentierungen erforderlich ist. Das ist sehr spannend für mich und daher bin ich auch gerne an der TU Wien, bei uns hat das insgesamt einen hohen Stellenwert. Wir wollen, dass es zu einer Anwendung kommt, wir wollen, dass Industriepartner unsere Ergebnisse als interessant und relevant einschätzen, dass es Interesse gibt, damit weiterzuarbeiten. Das Angenehme an diesem Projekt ist, dass zu dem Zeitpunkt, wo die akademischen Partner das Projekt bei wings4innovation einbringen, der Großteil unserer operativen Arbeit schon geleistet ist. Wir haben also schon eine Erfindung, eine Innovation, die im Raum steht und wo es in der Kollaboration mit wings4innovation/KHAN-I darum geht, die nächsten Schritte zu begleiten, hauptsächlich auf der intellektuellen Ebene. Wir diskutieren zum Beispiel, welche Experimente notwendig sind und was aus den Ergebnissen abgeleitet werden kann. Peter Nussbaumer kennt die Maschinerie der Weiterentwicklung und hat hier ein tolles Netzwerk aufgebaut, das wir nutzen, um das Projekt gezielt mit den notwendigen Experimenten voranzutreiben.“

„Wesentlich für dieses Projekt ist, dass zwei Universitäten zusammenarbeiten, dass die chemische und die biologische sowie pharmakologische Expertise gebündelt vorhanden ist. Ich bin davon überzeugt, dass das die Zukunft ist. Die Chemie allein ist zu wenig und die Biologie und Pharmakologie allein ebenso – durch die Kooperation sieht die Lage ganz anders aus und mit wings4innovation und KHAN-I versuchen wir, eine Brücke zur Kommerzialisierung zu schlagen. Wir wissen, was die Industrie braucht, und lassen das in unsere Arbeit einfließen. Dabei wollen wir unsere Partner nicht belehren, sondern diskutieren offen und auf Augenhöhe die Notwendigkeiten und Erwartungen. Derzeit warten wir auf weitere Ergebnisse. Der Austausch darüber ist wichtig, alle Beteiligten haben dazu noch Ideen und dieses Miteinander bringt einen großen Mehrwert für das Projekt mit sich. Wir konzentrieren uns auf unsere jeweiligen Stärken und bringen diese ins Projekt ein.“, hält Peter Nussbaumer fest.

Wings4innovation und KHAN-I holen die besten Partner ins Boot

„Unser Anspruch ist, gemeinsam mit den akademischen Partnern die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. Dazu platzieren wir unsere Ressourcen dort, wo es inhaltlich am meisten Sinn macht, wo die Qualität und die Kosten stimmen. Wir verfügen über ein umfangreiches Netzwerk an Dienstleistungsbetrieben und bezahlen extern erbrachte Leistungen direkt aus dem Projektbudget, ohne dass sich unsere akademischen Partner darum kümmern müssen.“, so Peter Nussbaumer. Neben dem LDC in Dortmund, das mit großer Expertise beim Drug Design punktet, sind ein deutscher Dienstleister für chemische Synthesen und ChanPharm aus Wien für biologische Tests eingebunden. Margot Ernst zu den Abläufen: „ChanPharm erhält Substanzen, die dann an verschiedenen GABA-A-Rezeptor-Subtypen und auf weitere Parameter getestet werden. Welche Subtypen ausgewählt werden und was aus den Ergebnissen gelernt werden kann, das diskutieren wir bei unseren Projektbesprechungen und fließt in die Entscheidung ein, was als nächstes entwickelt, hergestellt und getestet werden soll. So näheren wir uns in jeder Runde schrittweise unseren Zielen an.“

Wo bisher die größten Herausforderungen lagen

Peter Nussbaumer merkt an: „Es gab zwar immer wieder Rückschläge und Verzögerungen, auch durch die Pandemie, die TU Wien war ja zeitweise komplett geschlossen. Dadurch, dass in unserem Fall nur Kosten anfallen, wenn wir externe Partner mit der Durchführung von Experimenten beauftragen, anstatt ein eigenes Team aus den Projektmitteln zu finanzieren, konnten wir das Projekt jedoch recht unkompliziert kostenneutral verlängern. Die größte Schwierigkeit im Projekt war bisher, dass für die Hauptindikationen die Notwendigkeit besteht, dass die Substanzen das Gehirngewebe erreichen. Das war eine große Herausforderung. Inzwischen konnten wir das Problem durch hypothesengesteuerte Weiterentwicklungsschritte lösen. Nun gilt es, die Profilierungen und Optimierungen als Vorbereitung auf weiterführende Studien voranzutreiben.“

Margot Ernst bestätigt: „Wir verstehen inzwischen tatsächlich sehr viel besser, wie Derivate des von Marko Mihovilovic initial ins Projekt eingebrachten Wirkstoffs überhaupt beschaffen sein müssen, damit sie ins Gehirn gelangen können. Und die Kombination aus der gewünschten Aktivität an den GABA-A-Rezeptoren mit dieser Hirngängigkeit war offensichtlich viel schwieriger zu erreichen als ursprünglich gedacht. Trotzdem sind wir mit unserem Projekt sehr zufrieden. Es ist noch in einer sehr frühen Phase, wenn man sich die Schritte vorstellt, die im Zyklus der Arzneimittelentwicklung durchlaufen werden müssen. In der Hit-to-Lead-Phase muss die Substanz erst soweit optimiert werden, dass sie in pharmakologischen Modellen verlässlich eingesetzt werden kann. Dazu ist die iterative, gemeinsame, kritische Betrachtung der experimentellen Daten zentral. Das Vertrauensverhältnis, das wir über viele Jahre aufgebaut haben, erleichtert es uns, hier in einer sehr guten Arbeitsatmosphäre offen zu sprechen.“

Maximale Flexibilität mit „Reißleinenklausel“

Die große Flexibilität von wings4innovation und KHAN-I zählt neben der Fachexpertise und dem umfassenden Netzwerk zu den wesentlichen Stärken dieses innovativen Unterstützungs- und Finanzierungsinstruments. Die Entscheidung über das Ausmaß der Involviertheit wird projektspezifisch getroffen und richtet sich nach den Anforderungen an eine professionelle, effiziente Projektabwicklung. Anders als bei anderen Finanzierungsvehikeln ist es bei wings4innovation und KHAN-I möglich, sogar die Indikation zu wechseln, sollten die experimentellen Daten diesen Schritt nahelegen. Peter Nussbaumer zu dieser außergewöhnlichen Flexibilität: „Wir suchen für exzellente wissenschaftliche Ergebnisse die beste Anwendung. Dabei starten wir mit einem bestimmten therapeutischen Ziel in einer Hauptindikation ins Projekt. Aber wir haben die Freiheit, das komplett zu verändern und können den Projektplan flexibel anpassen. Solche Entscheidungen hängen immer von den Daten ab, die generiert werden. Wir entscheiden laufend aufgrund der Datenlage, ob so weitergemacht wird wie geplant oder anders. Trotzdem ist unsere Herangehensweise deutlich zielgerichteter in Richtung Anwendung als bei akademischen Forschungsprojekten, die nicht die Kommerzialisierung von Forschungsresultaten, sondern die Erzeugung neuen Wissens zum Ziel haben. Und unser gemeinsames Ziel als Konsortium ist auf jeden Fall, Geld mit dem Projekt zu verdienen.“ Das ist nur möglich, wenn genügend spannende, robuste Daten generiert und Meilensteine erreicht werden, mit denen das Interesse von Industriepartnern geweckt werden kann, oder die für den Aufbau eines Spin-offs ausreichen. In der Vereinbarung, auf die sich die Partner zum Projektstart geeinigt haben, ist festgehalten, welche Institution welchen Anteil an allfälligen Erlösen erhält. Sollte ein kritischer Meilenstein nicht erreicht werden und aufgrund der Datenlage auch zukünftig nicht erreichbar erscheinen, ist vorgesehen, das Projekt abzubrechen. Wird die Reißleine gezogen, fällt die Verpflichtung zur Geheimhaltung weg, es wird nichts patentiert und die akademischen Partner erhalten alle Protokolle und Daten, die mithilfe der KHAN-I Finanzierung erarbeitet wurden, für die Publikation der Ergebnisse. Margot Ernst dazu: „Wissenschaftlich betrachtet ist das wichtig, besonders wenn etwas so vielversprechend ist wie unser neuer Ansatz. Sollte er am Ende dann doch nicht funktionieren, ist von allergrößtem Interesse, dass keine weiteren Forschenden die gleiche Hypothese testen und nochmals viel Geld investiert wird. Die Daten aus dem Projekt an sich sind extrem hochwertig und es wert, publiziert zu werden.“ Solange sich das Projekt aber gut entwickelt und in Richtung Arzneimittelentwicklung voranschreitet, wird zuerst patentiert und erst dann publiziert.

Fortsetzung folgt?

„Durch wings4innovation und KHAN-I ist es möglich, Potentiale für die Verwertung von Erfindungen und Innovationen zu erkennen, die man sonst nicht am Schirm hat. Als Forschende fokussieren wir auf unser Spezialgebiet in der Wissenschaft. Das Detailwissen zu den Produkten, die es am Markt braucht, und wie diese gestaltet sein müssen, kommt von unseren Partnern“, hält Mihovilovic fest. Er betont: „Dieses Finanzierungsvehikel bietet so viele Vorzüge, nicht nur für die akademischen Institutionen, sondern auch für den Wirtschaftsstandort Österreich. Es ist wichtig sicherzustellen, dass es den akademischen Einrichtungen auch in Zukunft als zielgerichtete, fachspezifische Verwertungsoption zur Verfügung steht. Im Arzneimittelentwicklungsbereich braucht es eine ganz spezielle Expertise und diese haben wir hier an der Hand.“ Diese Expertise wird in Deutschland an Hotspots wie Göttingen, München, Heidelberg oder dem Ruhrgebiet sehr geschätzt und gewährt auch Universitäten und Unikliniken außerhalb der Max-Planck-Gesellschaft Zugang zum Know-how von LDC, zu einem umfassenden Netzwerk rund um Arzneimittelentwicklung und zu den finanziellen Mitteln von KHAN-I.

Durch wings4innovation war sichergestellt, dass Projekte aus Österreich die nötige Aufmerksamkeit erhalten. Ohne dieser nationalen Ansprechstelle für Scouting und Koordination mit den akademischen Partnern konkurrieren Forschende, die an einer Finanzierung ihres Projekts durch KHAN-I interessiert sind, mit allen anderen, die sich darum bemühen. Mihovilovic dazu: „Wings4innovation und KHAN-I sind klare Erfolgsgeschichten. Trotz Corona ist es gelungen, hier eine Reihe von Projekten voranzutreiben, die sonst nicht entstanden wären und Unterstützung erfahren hätten. Ich würde es sehr bedauern, wenn von den politischen Entscheidungsträger*innen entschieden wird, dass sich Österreich bei der Neuauflage, bei KHAN-II, nicht involviert und wings4innovation beendet wird. Dann bricht uns ein innovatives und neuartiges Instrument weg, das der Forschungslandschaft in den vergangenen Jahren spannende Impulse gegeben und die Verwertung von Wissen kompetent vorangetrieben hat.“ Kürzlich erfolgte das erste Closing der der Kapitalbeschaffung für den Nachfolgefonds KHAN-II in der Höhe von 51 Millionen Euro – vorerst ohne österreichische Beteiligung. Ein weiteres Closing ist für dieses Jahr geplant, um das Zielvolumen von insgesamt 100 Millionen Euro zu erreichen, hier besteht für Österreich die nächste Chance, sich einzuklinken und damit die Arzneimittelentwicklung in den heimischen Forschungsstätten und Start-ups voranzubringen.

Über die TU Wien

Die Technische Universität Wien ist Österreichs größte Forschungs- und Bildungseinrichtung im Bereich Technik und Naturwissenschaften. Mehr als 4.000 Wissenschaftler*innen forschen in fünf Forschungsschwerpunkten an acht Fakultäten an "Technik für Menschen". Der Inhalt der angebotenen Studien ist abgeleitet aus der exzellenten Forschung. Mehr als 26.000 Studierende in 62 Studien profitieren davon. Als Innovationsmotor, der zu den Top 10 bei den Patentanmeldungen in Österreich zählt, stärkt die TU Wien den Wirtschaftsstandort, ermöglicht Kooperationen und trägt zum Wohlstand der Gesellschaft bei.

Weitere Informationen: https://www.tuwien.at/

Über die Medizinische Universität Wien

Die Medizinische Universität Wien (kurz: MedUni Wien) ist eine der traditionsreichsten medizinischen Ausbildungs- und Forschungsstätten Europas. Mit rund 8.600 Studierenden ist sie heute die größte medizinische Ausbildungsstätte im deutschsprachigen Raum. Mit mehr als 6.500 Mitarbeiter*innen, 30 Universitätskliniken und zwei klinischen Instituten, 12 medizintheoretischen Zentren und zahlreichen hochspezialisierten Laboratorien zählt sie auch zu den bedeutendsten Spitzenforschungsinstitutionen Europas im biomedizinischen Bereich.

Weitere Informationen: https://www.meduniwien.ac.at/

Über KHAN-I und KHAN-II

Die KHAN Technology Transfer Fund I GmbH & Co KG (KHAN-I) ist ein Risikofonds für die Frühphase der Biowissenschaften mit einem verwalteten Vermögen von 70 Millionen Euro. Unsere Aufgabe ist es, durch kooperative Partnerschaften mit akademischen Innovatoren in Europa Werte zu schaffen. KHAN-I konzentriert sich auf erstklassige Therapien für attraktive Märkte mit hohem ungedecktem medizinischem Bedarf. Der Fonds wird von der Khanu Management GmbH verwaltet, einem erfahrenen Team von Fachleuten mit nachgewiesener Erfolgsbilanz bei der Entwicklung von Arzneimitteln in der Frühphase, bei akademischen Ausgründungen sowie bei der Lizenzierung von Arzneimitteln und bei Partnerschaften. Investoren in KHAN-I sind i) der Europäische Investitionsfonds (EIF) mit Unterstützung von InnovFin Equity und mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union im Rahmen der Finanzierungsinstrumente von Horizont 2020 und des Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI) im Rahmen des Investitionsplans für Europa,  ii) der Austria Wirtschaftsservice GmbH (AWS mit Mitteln des österreichischen Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft  und der Österreichischen Nationalstiftung für Forschung, Technologie und Entwicklung), iii) die Max-Planck-Förderstiftung, und iv) die Thyssen'sche Handelsgesellschaft. Darüber hinaus unterhält KHAN-I eine bevorzugte Partnerschaft mit der Max-Planck-Gesellschaft e.V.

Anfang Februar 2025 gab Khanu das erste Closing der Kapitalbeschaffung für die KHAN Technology Transfer Fund II GmbH & Co KG (KHAN-II) bekannt, den Nachfolgefonds von KHAN-I. Als Limited Partner von KHAN-II haben sich der Europäische Investitionsfonds (EIF, Luxemburg), Akros Pharma Inc. (USA), die Max-Planck-Förderstiftung (Deutschland), die Thyssen’sche Handelsgesellschaft (Deutschland) und die KHAN-II Vermögensverwaltung im Rahmen des ersten Closings verpflichtet, insgesamt 51 Millionen Euro für Frühphasen-Investitionen in die Wirkstoffforschung bereitzustellen. Khanu fungiert als General Partner. Ein weiteres Closing ist für dieses Jahr geplant, um ein Zielvolumen von insgesamt 100 Millionen Euro zu erreichen. Die Projekte werden vorwiegend aus der akademischen Forschung in Deutschland (wie etwa den Max-Planck-Instituten) und Europa stammen, mit einem Fokus auf innovative therapeutische Ansätze für Indikationen mit hohem ungedecktem medizinischem Bedarf.

Weitere Informationen: https://khanu.de/

Über wings4innovation

In Österreich wurde mit der KHAN-I-Tochter wings4innovation GmbH (w4i) eine eigene nationale Ansprechstelle für Scouting und Evaluierung eingerichtet. 20 Forschungseinrichtungen aus ganz Österreich, die Forschung im Life Sciences Bereich betreiben, haben einen Rahmenvertrag als Kooperationspartner mit w4i und KHAN-I geschlossen. Bei w4i bringen erfahrene Expert*innen ihr Know-how über den Arzneimittelmarkt und ihr Netzwerk in Frühphasenprojekte ein. w4i scoutet und evaluiert Projektideen und schlägt KHAN-I, nach Genehmigung durch das w4i Advisory Board, geeignete Projekte zur Finanzierung vor. In finanzierten Projekten koordiniert w4i die Arbeitspakete unter Einbindung der akademischen Projektgeber im Auftrag von KHAN-I. Im Rahmen des Scoutings bietet w4i den akademischen Partnern ergänzend allgemeine Beratung zu den Translationsmöglichkeiten ihrer Ergebnisse und Hypothesen und zu Themen der industriellen Arzneimittelforschung und -entwicklung an.

Weitere Informationen: https://w4i.org/

Die österreichischen Universitäten sprechen sich in einem Positionspapier der Universitätenkonferenz klar für die Weiterführung von w4i und KHAN aus, da durch dieses Modell eine entscheidende Lücke in der österreichischen Wissenschafts- und Förderlandschaft geschlossen und ein großer Mehrwert für Österreich geschaffen wird. Die Investitionsperiode von KHAN-I endete 2024.

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