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ESCRS 2023 – Mission Zero

Europäische Gesellschaft für Katarakt- und refraktive Chirurg:innen macht Augenchirurgie grüner

Von 8. bis 12. September findet der größte Fachkongress Europas zum Thema Augenheilkunde in Wien statt. Es werden rund 9.500 Augenärztinnen und 5000 Angehörige der Industrie, aus aller Welt erwartet. Die Veranstaltung hat sich in praktisch allen Bereichen Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben und geht auch in der Gestaltung der Fachdiskussionen neue Wege.

Mitten in der Covid-Pandemie bezeichnete die Weltgesundheitsorganisation die Klimakrise als die größte Bedrohung für die globale öffentliche Gesundheit. Ärmere Länder und Gemeinden werden überproportional betroffen sein. Die IAPB, die Internationale Agentur zur Verhütung von Blindheit prognostiziert, dass die globale Erwärmung zu einer Zunahme von Trachomen, Onchozerkose, Katarakt und anderen altersbedingten Erkrankungen des Auges führen wird, die zu Sehbehinderungen und Blindheit führen.

Ein Teil des Problems und ein Teil der Lösung

Ein Bericht von Health Care Without Harm[1] aus dem Jahr 2019 schätzt, dass der Gesundheitssektor für 4,4 % aller globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. 71 % dieser Emissionen stammen aus der Herstellung, Verwendung und Entsorgung von Gesundheitsprodukten. Das Gesundheitssystem ist für fast 10 % der Treibhausgasemissionen in den Vereinigten Staaten verantwortlich und ist dort nach der Lebensmittelindustrie der zweitgrößte Kunde von Mülldeponien. Operationssäle sind für einen Großteil der gesamten Emissionen und Abfälle im Gesundheitswesen verantwortlich. Prim. Univ.-Prof. Dr. Oliver Findl, Leiter der Abteilung für Augenkrankheiten am Hanusch Krankenhaus in Wien und seit 2022 amtierender Präsident der ESCRS erklärt: „Der jährliche CO2-Fußabdruck von Kataraktoperationen, also OPs bei Grauem Star in Europa entspricht dem jährlichen CO2-Fußabdruck von rund 250.000 Personenkraftwagen, die jeweils 15.000 km zurücklegen.[2] Wir, als Teil des Gesundheitssektors, haben eine Mitverantwortung, diese Emissionen zu verringern und dafür wurden international eine Reihe von Maßnahmen bereits umgesetzt, wie etwa der SIDICS-Rechner[3], der zeigt, wie die bestellten Verbrauchsgüter im Vergleich zur ESCRS-Benchmark-Empfehlung abschneiden und wo Potenzial für CO2-Einsparungen besteht, oder EyeSustain[4], eine globale Koalition von Augengesellschaften, Organisationen und Augenärztinnen und Augenärzten, die zusammenarbeiten, um die Augenpflege und Augenchirurgie nachhaltiger zu gestalten. Wir müssen und wollen ein Teil der Lösung sein.“

Mehr ist nicht immer besser

Die weltweit häufigste Augenoperation ist die Katarakt-OP. Ein großer Teil der Abfälle bei diesem chirurgischen Eingriff wird durch Regularien produziert, die eine einmalige Verwendung vieler Materialien vorschreiben, um Infektionen zu reduzieren. Eine aktuelle Vergleichsstudie[5] zwischen einer Spitalsgruppe in Indien, die routinemäßig medizinische Verbrauchsgüter wie OP-Kittel, Handschuhe, Spülflaschen, Kanülen, und intraokulare Medikamente wiederverwendet und Daten aus den USA, wo die einmalige Verwendung derselben Materialien Vorschrift ist, zeigt keinen Unterschied in der Infektionsrate nach Katarakt-OPs. „Durch die Wiederverwendung der Materialien wird auch der CO2-Fußabdruck einer einzelnen Kataraktoperation in Indien auf 5 Prozent des CO2-Fußabdrucks einer einzelnen Kataraktoperation in Großbritannien oder den USA reduziert. Ein Großteil des bei uns so produzierten Abfalls kann also verhindert werden“, ist Findl optimistisch.

Kongress: Mission Zero – Nachhaltigkeit in jedem Bereich

Der ESCRS-Mission-Zero-Ansatz basiert auf dem Prinzip der Eliminierung von Abfall, Umweltverschmutzung und Emissionen. Bereits beim Kongress des letzten Jahres in Mailand wurde ein Nachhaltigkeitsprogramm umgesetzt, durch das 64% des Abfalls recycelt wurden und nur 3,4% Abfall auf einer Deponie entsorgt werden mussten. Für den diesjährigen ESCRS-Kongress in Wien hat sich die Gesellschaft noch höhere Ziele gesteckt. Durch kontinuierliche Kompensation sollen 100 % der unvermeidbaren CO2-Emissionen ausgeglichen werden. Zusätzlich gibt es eine deutliche Steigerung bei klimafreundlichen Anreisen, ein vorwiegend vegetarisches und veganes Speisenangebot, das zum größten Teil aus der Region stammt und eine 90-prozentige Reduktion von Einwegplastik. „Wir wollen konsequenterweise natürlich auch unseren Kongress hier in Wien so umweltschonend wie möglich machen. Unsere Vision für Veranstaltungen besteht darin, Formate zu entwickeln, bei denen kein Abfall auf Mülldeponien landet und keine Netto-Kohlenstoffemissionen entstehen und die ein Vorbild für soziale und ökologische Verantwortung sind. Das Thema Nachhaltigkeit spiegelt sich sogar im Hauptsymposium des Kongresses unter dem Titel ,Making our surgery greener‘ wieder“, erläutert Findl.

The Butcher vs. The Anchor – Catchen und tanzen für den guten Zweck

Um die wissenschaftlichen Debatten zu verschiedenen OP-Techniken etwas lebendiger zu gestalten, haben sich die Veranstalter:innen rund um Oliver Findl etwas Besonderes einfallen lassen: „Die Augenchirurginnen und Augenchirurgen catchen bei uns fast wie am Heumarkt. Wir haben einen Ring mit einer blauen und einer roten Ecke. Die Zuseher stimmen ab indem sie sich hinter ,ihren‘ Catcher stellen. Ich darf ein Match als Schiedsrichter leiten, bei dem es um das, bei uns Augenchirurgen derzeit hitzig diskutierte Thema geht, ob bei der Grauen Star Operation beide Augen am selben Tag in einer Sitzung operiert werden, oder mit einem Abstand von einer Woche. Rudy ,The Butcher‘ Nuijts aus den Niederlanden, der für ,am selben Tag‘ ist, tritt gegen Thomas ,The Anchor‘ Kohnen aus Deutschland an“, freut sich Findl.

Um den internationalen Gästen auch abseits der wissenschaftlichen Auseinandersetzung Wiener Flair zu bieten, wird es einen Charity Ball in der Hofburg geben. Der Erlös kommt Augenchirurgie-Projekten in Ländern mit niedrigem Einkommen und der Unterstützung von Augenärzt:innen in der Ukraine zugute.

Allein in den letzten 18 Monaten hat die ESCRS aus eigenen Beiträgen, Rücklagen sowie eingesammelten Fördermitteln und materieller Unterstützung aus Schwestergesellschaften, durch Mitglieder und Industriepartner mehr als 2 Mio. Euro Hilfe direkt an 26 Augenkliniken in der gesamten Ukraine gespendet.

Im gleichen Zeitraum wurden über 400.000 Euro für Schulungen und ophthalmologische Projekte in Bangladesch, Kenia, Malawi, Mosambik, Nepal, Palästina und Südsudan bereitgestellt.

Über ESCRS

ESCRS wurde 1991 gegründet, um die Ausbildung und Forschung im Bereich der Implantat- und refraktiven Chirurgie zu fördern und das Studium und die Praxis der Augenheilkunde voranzutreiben und zu fördern. Ziel des ESCRS ist es, die Forschung auf dem Gebiet der Intraokularlinsenimplantation und der refraktiven Chirurgie sowie die Verbreitung der daraus resultierenden nutzbringenden Ergebnisse zu fördern und zu unterstützen. ESCRS hat über 7.500 Mitglieder aus 130 Ländern weltweit.

[1] https://www.ots.at/redirect/noharmglobal

[2] Quellen: eurostat 2020; International Council on Clean Transportation 2022; Pascual-Prieto J, et al. “The carbon footprint of cataract surgery in Spain.” Arch Soc Esp Oftalmol (Engl Ed) 2023; Ferrero A, et al. “The carbon footprint of cataract surgery in a French University Hospital.” Journal Français d'Ophtalmologie 2021; Taboun OS, et al. “Factors contributing to the carbon footprint of cataract surgery”. Journal of Cataract and Refractive Surgery 2023.

[3] https://sidics.escrs.org/

[4] https://eyesustain.org/

[5] https://www.ots.at/redirect/noharmglobal1

Rückfragen & Kontakt:

Public Health PR
Thomas Braunstorfer
069919258677
thomas.braunstorfer@publichealth.at

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