WKO: Mercur 2014 geht an Evercyte, Ottobock und Scienteco

Der Innovationspreis MERCUR der Wirtschaftskammer Wien wird seit mehr als einem Vierteljahrhundert für herausragende Ideen und Produkte verliehen. Diesmal wurden die Evercyte GmbH, die Otto Bock Healthcare Products GmbH und die scinteco GmbH ausgezeichnet.

Mit rund 150 Einreichungen zum heurigen MERCUR bewiesen die Wiener Unternehmen, dass der Wirtschaftsstandort Wien nach wie vor einen guten Nährboden für Innovationen bietet. Trotz eines wirtschaftlich herausfordernden Umfelds setzen die Betriebe auf neue Geschäftsideen und die Weiterentwicklung ihrer Produkte und Prozesse. Bewertet wurden die eingereichten Projekte zum Mercur Innovationspreis vom Industriewissenschaftlichen Institut.

In der Kategorie "Life Sciences" überzeugten folgende Firmen und Projekte die Jury:

1. Platz: Evercyte GmbH - 3D Human Tissue cultures

Humane Zellkulturen sind eines der wichtigsten Werkzeuge in der medizinischen und biologischen Forschung und Entwicklung. Durch die Verwendung von stark transformierten Tumorzellen, welche essentielle Eigenschaften der Ursprungszellen verloren haben, oder von Normalzellen, welche entweder schlecht verfügbar sind oder geringe Wachstumseigenschaften aufweisen, sind der Etablierung von Zellkulturmodellen aber Grenzen gesetzt. Diese Limitationen zu umgehen, und damit die Entwicklung von relevanten, standardisierbaren, präklinischen in vitro Testsystemen für die pharmazeutische, chemische oder kosmetische Industrie voranzutreiben, hat sich Evercyte zum Ziel gesetzt.

Dies wird zum einen durch gezielte Immortalisierungsstrategien und zum anderen durch Reprogrammierung von somatischen Zellen mit anschließender Differenzierung realisiert. Dadurch gelingt es Evercyte, humane Zellkulturen aus unterschiedlichsten Geweben, von beliebig vielen Spendern, mit Eigenschaften, die den Zellen in vivo sehr ähnlich sind, in genügend hoher Menge und herausragender Qualität herzustellen. Um diese Zellmodelle noch weiter zu optimieren, hat das Unternehmen nun einen Schwerpunkt auf die Entwicklung von dreidimensionalen Gewebekulturen gelegt, welche die in vivo Situation noch besser abbilden können. Dabei werden derzeit vor allem hochspezialisierte Haut- und Lebermodelle entwickelt.

2. Platz: Otto Bock Healthcare Products GmbH - Meridium – Polyaxial Bionic Foot

Herkömmliche, passive Prothesenfüße stellen immer einen Kompromiss zwischen der notwendigen Stabilität im Stehen und der zum Gehen benötigten Dynamik dar. Sie haben fixe mechanische Eigenschaften, an die der Anwender sein Gangverhalten anpassen muss. Meridium – Polyaxial Bionic Foot kann jedoch zwischen Gehen und Stehen unterscheiden und sein Verhalten auf die Bedürfnisse des Anwenders anpassen. Über Einstellsoftware und Fernbedienung ist es ebenso möglich, die Eigenschaften des Fußes an das Gangbild/Gangverhalten des Anwenders individuell anzupassen. Der Meridium ermöglicht zudem eine Anpassung seiner Eigenschaften an die Gangsituation in Echtzeit, und dies auch unter Last in der Bodenkontaktphase des Gehens. Dies grenzt Meridium von den mechatronischen Füßen der Mitbewerber ab.

Meridium ist ein Prothesenfuß mit 4-Gelenkskinematik, wodurch sich eine gekoppelte Beweglichkeit von Knöchelgelenk und Zehen ergibt. Die Kopplung ist über eine 2-Wege-Hydraulik mit elektronischer Steuerung der Ventile, und damit der Bewegungswiderstände, realisiert. Durch die Kombination der speziellen Kinematik und der steuerbaren Ventile mit Sensoren zur Bestimmung von Kräften, Bewegung und Beschleunigungen am Fuß, wird eine Anpassung des Fußverhaltens an sich änderndes Gelände, Bewegungsformen, Schuhwerk und Gehgeschwindigkeiten in Echtzeit erzielt. Karbonfederelemente zur Energiespeicherung und -rückgabe unterstützen ein physiologisches Gangbild.

3. Platz: scinteco GmbH - improve

Die Entwicklung neuer Arzneimittel ist ein langer, kostenintensiver Prozess. Umfangreiche vorklinische Studien sind nötig, für die häufig Tierversuche eingesetzt werden. Ein neuer Weg um die Verteilung von Wirkstoffen und deren Abbaueigenschaften zu prüfen, sind mathematische Modelle.

Diese Simulationen verringern Versuchsreihen sowie Entwicklungskosten, gelten als anerkannte Alternative zu Tierversuchen und können diese wesentlich reduzieren. Die Entwicklung solcher mathematischer Modelle generiert viele, komplex verknüpfte Daten, die meist mit unterschiedlichsten Softwarewerkzeugen entwickelt werden. Nach Fertigstellung eines Modells ist es daher oft problematisch, den gesamten Entwicklungsprozess sauber darzustellen. In jahrelanger Entwicklungsarbeit entstand die Softwareanwendung „improve“. Diese bietet eine sichere Entwicklungsumgebung, in der alle Werkzeuge integriert werden können und die komplette Nachvollziehbarkeit gewährleistet. Jeder Schritt des Modellierungs- und Simulationsprozesses wird protokolliert und grafisch dargestellt. Nach Abschluss solcher Prozesse kann ein durchgängiger „audit trail“ generiert werden. Für Modellierungen im Pharmabereich entwickelt, eignet sich „improve“ darüber hinaus für alle Anwendungen mit komplexen, statistischen Modellen. „improve“ wurde im Oktober 2014 auf der Fachmesse ACOP in Las Vegas präsentiert. Ab November steht es für ausgewählte Kunden auch in einer Cloud-Lösung zur Verfügung.

Auf Platz 4 landete die IBG Innovatives Betriebliches Gesundheitsmanagement GmbH  mit ihrem Projekt zur Evaluierung psychosozialer Belastungen mit dem PBM -Psychosozialen Belastungs-Modul.Die MP2 IT-Solutions GmbH belegt mit dem zentralen Befund- & Pflegedokumentationssystem „MP2.infomed“ den 5. Platz.

Alle Details zu den prämierten Unternhemen und Projekten finden Sie hier >>.

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