Stadt Wien: „Let’s End Hepatitis C in Vienna“ – Wien sagt viraler Infektionskrankheit den Kampf an

Nahezu 100-prozentige Heilungschance von chronischer Hepatitis C im Rahmen der Opioid-Substitutionstherapie in Wien Nahezu 100-prozentige Heilungschance von chronischer Hepatitis C im Rahmen der Opioid-Substitutionstherapie in Wien

 In Österreich sind 20.000 bis 30.000 Menschen mit Hepatitis C infiziert. Besonders Personen mit vergangenem oder aktuellem intravenösen Suchtgiftkonsum sind stark betroffen – hier liegt die Infektionsrate zwischen 60 bis 80 Prozent. Hepatitis C ist mittlerweile aber mit modernen Medikamenten bei praktisch allen PatientInnen heilbar – und das ohne relevante Nebenwirkungen. “Die Schwierigkeit besteht darin, dass die Medikamente regelmäßig und verlässlich eingenommen werden müssen. Das stellt eine Herausforderung für viele PatientInnen dar, insbesondere für schwer suchtkranke Menschen”, erklärt Hans Haltmayer, ärztlicher Leiter der Suchthilfe Wien und Beauftragter für Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien anlässlich der Präsentation eines innovativen Wiener Behandlungskonzeptes in der Simmeringer Ludwigs-Apotheke.

Das Behandlungskonzept sieht die Abgabe von Hepatitis C Medikamenten gemeinsam mit der Opioid Substitutionsmedikation in den Wiener Apotheken vor. Dadurch wird in Wien eine Gruppe von PatientInnen erreicht und geheilt, die sonst nur schwer behandelt werden könnte. Das hilft den Betroffenen, spart dem Gesundheitssystem Kosten und schützt die gesamte Bevölkerung vor Infektionen. “Noch nie war eine Heilung so einfach wie heute. Wenn wir alle zusammenarbeiten, können wir gemeinsam das Ziel erreichen und diese Krankheit gänzlich eliminieren“, unterstreicht Gesundheitsstadtrat Peter Hacker.

Die Hintergründe zu Hepatitis C

Das Hepatitis-C-Virus ist weltweit verbreitet. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 70 Millionen Menschen infiziert sind. „Hepatitis C kann jeden Menschen betreffen. Ich rate allen, die zu einer Risikogruppe gehören, sich auf das Vorliegen einer Hepatitis-C-Infektion testen zu lassen. Das geht rasch und unkompliziert bei der Hausärztin oder dem Hausarzt. Bei frühzeitiger Erkennung und Therapie können so Leberschäden verhindert werden“, so Michael Gschwantler, Leberspezialist am Wilhelminenspital. Risikofaktoren sind neben aktuellem oder vergangenem Drogenkonsum auch erhöhte Leberwerte, Piercings oder Tatoos, das Erhalten von Blutkonserven vor dem Jahr 1991, ein gemeinsamer Haushalt mit einer Person mit Hepatitis C oder längere Aufenthalte in Ländern, in denen Hepatitis C häufig vorkommt.

Das neue Behandlungskonzept

Um auch diese Gruppe von PatientInnen heilen zu können, entstand bei ExpertInnen der Suchthilfe Wien und des Wilhelminenspitals die Idee, die hervorragende Therapietreue dieser PatientInnen bei der täglichen Einnahme ihrer Opioid-Substitutionsmedikation zu nutzen, um durch Koppelung der antiviralen Therapie an die Substitutionstherapie eine erfolgreiche Behandlung der chronischen Hepatitis C zu ermöglichen. Im Rahmen der in der Opioid-Substitutionstherapie üblichen „directly observed therapy“ (Einnahme unter Sicht) in einer Apotheke oder in einer niederschwelligen Einrichtung wird die antivirale Therapie gemeinsam mit der Substitutionsmedikation täglich verabreicht und eingenommen.

“Das Risiko der ‘Nichteinhaltung’ der Therapie kann auf diesem Weg vermieden werden. Dadurch können PatientInnen erfolgreich behandelt werden, die sonst große Schwierigkeiten hätten, den Anforderungen einer derartigen Therapie Folge leisten zu können”, erklärt Hans Haltmayer. Der Wiener Apothekerkammerpräsident Philipp Saiko: ergänzt: „Als Pharmazeut weiß ich, wie schwierig es ist, bei bestimmten PatientInnengruppen eine regelmäßige Einnahme von Medikamenten sicher zu stellen. Daher ist es mir eine große Freude, dass die Wiener Apotheken an diesem neuen Behandlungsansatz mitwirken können.“

Dass dieses innovative Behandlungsmodell funktioniert, zeigen die Ergebnisse: Insgesamt wurden bisher rund 370 Menschen die intravenös Drogen konsumieren nach dem Konzept der „directly observed therapy“ behandelt. Die Heilungsrate beträgt derzeit 99,6 Prozent. Aufgrund dieser Erfolge wurde das Projekt bereits von mehreren nationalen und internationalen Organisationen als Best-Practice-Modell ausgezeichnet.

„Dieses Projekt zeigt wieviel Innovationskraft im Wiener Gesundheitssystem steckt: Der neue Therapieansatz verbessert die gesundheitliche Situation und die Lebensqualität der Betroffenen, schützt die Bevölkerung vor Ansteckungen und spart auch noch Geld weil teure Folgekosten wegfallen“, betonte der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker.

„Ich weiß seit längerer Zeit von meiner Hepatitis C, aber erst durch die neuen Medikamente war es möglich, dass ich geheilt werde. Das ist eine unglaubliche Erleichterung für mich und meine Familie“, berichtet ein Patient bei dem Pressegespräch von seinen persönlichen Erfahrungen mit dem Projekt.

Früherkennung in den Bezirksgesundheitsämtern

Um dem Problem zu begegnen, dass viele infizierte Personen nichts von ihrer Hepatitis-C-Infektion wissen, wurde neben dem Behandlungskonzept auch ein neues Screeningprojekt entwickelt. Mit der Unterstützung des Gesundheitsdienstes der Stadt Wien (MA 15) wird allen PatientInnen in Opioid-Substitutionstherapie in Wien die Möglichkeit geboten, ihren HCV- Antikörper-Status testen zu lassen. Ein Team bestehend aus diplomiertem Pflegepersonal, PsychologInnen und SozialarbeiterInnen ist jeweils zwei Monate in einem der neun Wiener Bezirksgesundheitsämter vor Ort, um im Rahmen der regelmäßigen Rezeptvidierung aufzuklären, zu informieren und zu testen.

Das Wiener Hepatitis C Netzwerk

Die TrägerInnen des Projekts sind die Suchthilfe Wien und das Wilhelminenspital, die sich zum Wiener Hepatitis C Netzwerk zusammengeschlossen haben. Zusätzlich zu der Hepatitisambulanz im Wilhelminenspital (4. Med. Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie) wurde eine zweite Hepatitisambulanz im Ambulatorium der Suchthilfe Wien eingerichtet. Bei der Suchthilfe Wien handelt es sich um eine niedrigschwellige Hilfseinrichtung, die ein geradezu ideales „Setting“ für die Therapie von Menschen mit intravenösem Drogenkonsum darstellt, da sie über die gesamte Infrastruktur verfügt, die für eine umfassende Betreuung dieser Patientengruppe erforderlich ist: Sie bietet unter anderem ein Tageszentrum, eine Notschlafstelle, ein Spritzentauschprogramm sowie ein Ambulatorium mit SuchtmedizinerInen, PsychiaterInnen, Pflegepersonen, SozialarbeiterInnen, HIV-SpezialistInnen und HepatologInnen.

Das Ziel: Elimination von Hepatitis C

Die von der WHO 2016 verabschiedete Strategie zur Elimination viraler Hepatitiden hat u.a. zum Ziel, die Zahl der Neuinfektionen mit Hepatitis C bis zum Jahre 2030 um 90 Prozent zu reduzieren und die Mortalität um 65 Prozent zu verringern. Mit dem Projekt „Let’s End Hepatitis C in Vienna“ leistet die Stadt Wien einen wichtigen Beitrag zur Erreichung dieser Ziele.

„Ich danke den Initiatoren des Projekts von der Suchthilfe Wien und vom Wilhelminenspital für diese großartige Idee sowie den Wiener Apotheken und Bezirksgesundheitsämtern für deren Unterstützung bei der Umsetzung. Und ich ermutige alle Wienerinnen und Wiener, die einer Risikogruppe angehören oder sich nicht sicher sind, sich auf Hepatitis C testen zu lassen. Denn noch nie war eine Heilung so einfach wie heute“, so Hacker abschließend.

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