Preisregen für acib-ForscherInnen

Drei hochwertige Auszeichnungen, die unlängst an acib-ForscherInnen vergeben wurden, belegen die Qualität und die Vielfalt der Forschungsprojekte im Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib).

Herbstzeit ist Erntezeit. So wie viele Landwirte fährt auch das Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib) eine reiche Ernte ein – in Form von hochwertigen Preisen, die unlängst an acib-WissenschafterInnen für ihre Forschungsprojekte verliehen wurden. Den Preisregen eingeleitet hat Prof. Wolfgang Kroutil, der in Hamburg mit dem Biocat-Award 2012 ausgezeichnet wurde. Er forscht unter anderem an neuen Kunststoffen und modifiziert für deren Herstellung die klassische organisch-chemische Synthese, indem er umweltfreundliche Enzyme die Arbeit machen lässt. Der Bioinformatiker Jürgen Hartler bekam den Stefan Schuy-Preis für ein Computerprogramm, welches die Aussagekraft von Messwerten bei der Lipidanalyse wesentlich verbessert. Und Desiree Pressnitz erhielt den Christian Wandrey-Preis für ihre Diplomarbeit über die enzymatische Umwandlung von Ketonen in Amine; ein für die Zukunft viel versprechender Aspekt der organischen Chemie.

Chemische Synthese, Enzymtechnologie, Bioinformatik – schon die Schwerpunkte der ausgezeichneten acib-ForscherInnen zeigen, wie breit das Spektrum des Kompetenzzentrums acib ist. Ersterem Thema widmet sich Prof. Wolfgang Kroutil mit seinem Team an der Universität Graz im acib-Netzwerk. Sein Schwerpunkt sind Enzyme in der organischen Synthesechemie mit dem Ziel, neue Zugänge zu alternativen Medikamenten oder Aromastoffen und Polymerbausteinen für neue Kunststoffe zu entdecken. Dabei setzt der Grazer Forscher auf Kaskadenreaktionen. „Mehrere Enzyme arbeiten gleichzeitig in einem System. Die Synthese läuft bei milderen Bedingungen ab und funktioniert spezifischer. Im Gegensatz zur klassischen organischen Synthese lassen sich unsere Prozesse weiter verbessern und gut optimieren“, erklärt Kroutil. Auf diese Weise stellte seine Forschungsgruppe ein Mittel gegen einen europäischen Baumschädling her und fand einen Syntheseweg für ein Generikum, der nun patentiert wird. Kein Wunder, dass Kroutil heuer mit dem Biocat Award ausgezeichnet wurde. Der Preis wird alle zwei Jahre für herausragende Leistungen in der Biokatalyse verliehen.

Eine ganz andere Art der biotechnologischen Forschung beschäftigt Jürgen Hartler. Der Bioinformatiker erhielt den Stefan Schuy-Preis für ein Projekt, bei dem es um das optimierte Identifizieren und Quantifizieren von Lipiden in Massenspektrometriedaten geht; sein Preis wird von der Österreichischen Gesellschaft für Biomedizinische Technik vergeben. Wer viele verschiedene Lipide (Fette) in einer komplexen Mischung bestimmen möchte, wie sie beispielsweise in Zellkulturen oder in Fermentationen vorkommen, hat das Problem, dass die Signale mancher Substanzen ineinander verschwimmen. Eine Aussage über Lipidart und Menge wird unmöglich. Hartler nahm sich also tausender Daten auf Basis einer LC-MS-Analyse (Flüssigchromatographie und Massenspektrometrie) an und programmierte einen Algorithmus, der nun sowohl das Unterscheiden der Lipide als auch die Aussage über die Menge einzelner Lipidsubstanzen verbessert. „Jetzt geht es daran, das Programm weiterzuentwickeln, um noch detaillierte Aussagen treffen zu können“, sagt der Forscher. Die Software steht für Forschungsanwendungen kostenlos unter http://goo.gl/Ccojn zur Verfügung.

Weil aller Guten Dinge drei sind, gibt es mit Desiree Pressnitz noch eine acib-Preisträgerin. Die Dissertantin bekam den alle zwei Jahre verliehenen Christian Wandrey-Preis für ihre Diplomarbeit, in der sie sich mit der Umwandlung von Ketonen in Amine beschäftigte. Im Gegensatz zur die Umwelt belastenden, metallabhängigen Synthese setzt auch sie auf ökologisch und ökonomischer arbeitende Enzyme, mit deren Hilfe sie Bausteine für Herbizide und Pharmazeutika herstellte – im Speziellen von Labetalol zur Behandlung von Bluthochdruck.

2012 war bisher ein an Preisen reiches Jahr für acib. Im Frühjahr gab es einen Hauptpreis beim science2business Award für ein Produktionsverfahren für Enzyme, die Pilzgifte im Futtergetreide abbauen können. Und im Sommer war acib im Finale um den Fast Forward Award dabei – mit einem neuen Biolack, bei dem die bisher in Anstrichen verwendeten, potenziell Krebs erregenden Schwermetalle durch Enzyme ersetzt sind.

Über acib

Das Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib) ist das österreichische K2-Zentrum für industrielle Biotechnologie. Es ist ein Zusammenschluss von derzeit acht Universitäten und 30 Projektpartnern, darunter bekannte Namen wie BASF, DSM, Sandoz, Boehringer Ingelheim RCV, Jungbunzlauer, F. Hoffmann-LaRoche, Novartis, VTU Technology oder Sigma Aldrich. Eigentümer sind die Universitäten Innsbruck und Graz, die TU Graz, die BOKU Wien sowie Joanneum Research.

Beim acib forschen und arbeiten derzeit rund 190 Beschäftigte an mehr als 30 Forschungsprojekten. Das Budget bis 31.12. 2014 macht ca. 60 Mio. Euro aus. Öffentliche Fördermittel (58% des Budgets) bekommt das acib von der Forschungsförderungsgesellschaft der Republik Österreich (FFG), der Standortagentur Tirol, der Steirischen Wirtschaftsförderung (SFG) und der Technologieagentur der Stadt Wien (zit).

Das Kompetenzzentrum acib – Austrian Centre of Industrial Biotechnology – wird im Rahmen von COMET – Competence Centers for Excellent Technologies durch das BMVIT, BMWFJ sowie die Länder Steiermark, Wien und Tirol gefördert. Das Programm COMET wird durch die FFG abgewickelt.

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