Pharmig: Klinische Forschung in Österreich, Forschungsstandort in Gefahr

Internationaler Tag der Klinischen Forschung am 20. Mai 2014 - nachhaltige Verschlechterung der Bedingungen für Klinische Forschung befürchtet

Die Forschungsquote (Anteil der öffentlichen Forschungsausgaben gemessen am BIP) soll laut Prognose der Statistik Austria im kommenden Jahr von 2,9 auf 2,88 Prozent leicht sinken. „Die Regierung handelt entgegen ihrer eigenen Zielsetzung, die Forschungsquote bis 2020 auf 3,76 Prozent anzuheben - für den Forschungsstandort Österreich ist das ein Alarmsignal“, warnt Dr. Jan Oliver Huber, Generalsekretär der Pharmig, bei einem Pressegespräch anlässlich des bevorstehenden internationalen Tags der Klinischen Forschung.
Was fehlt, sei ein klares Commitment zu Forschung und Entwicklung. Das wird deutlich etwa bei der Bereitstellung von Ressourcen, also entsprechender Infrastruktur und ausreichend qualifiziertem Personal an Spitälern und Universitäten. Nur wenn sich die Basisfinanzierung dieser Ressourcen positiv weiterentwickle, könne die pharmazeutische Industrie mit Forschungsaufträgen zur Wertschöpfung beitragen, so Huber.
Es sei den Anstrengungen der pharmazeutischen Industrie zu verdanken, dass die Anzahl der Klinischen Studien in den vergangenen Jahren konstant gehalten werden konnte. Doch das Umfeld wird kompetitiver: „Die Voraussetzungen für Klinische Forschung in Österreich sind im internationalen Vergleich gut – noch. Ab 2016 werden wichtige Wettbewerbsvorteile wegfallen. Dazu gehört etwa die im internationalen Vergleich kurze Genehmigungsdauer“, verweist Huber auf EU-weite rechtliche Harmonisierungen, die im Wesentlichen eine Anpassung an das österreichische Niveau bedeuten.
Eine Umfrage unter Pharmaunternehmen habe gezeigt, dass im vergangenen Jahr insgesamt etwa 7.000 Patienten in 500 Klinische Studien eingeschlossen waren. „Das bedeutet auch eine Entlastung für das Gesundheitswesen“, betont Dr. Wolfgang Bonitz, stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreises Klinische Forschung in der Pharmig. Die Kosten für die Behandlung dieser Patienten werden zur Gänze von der pharmazeutischen Industrie getragen. „Außerdem“, so Bonitz weiter, „erhalten Patienten in Klinischen Studien Medikamente noch vor Marktzulassung. Sie haben damit Zugang zu innovativen Behandlungsmöglichkeiten und Heilungschancen – und das unter strengem Monitoring.“
„Die Mehrzahl der Studien wird im Bereich der Onkologie durchgeführt, die meisten Patienten versorgen wir im Bereich Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diese beiden Indikationen sind für 70% der Todesfälle verantwortlich – dagegen unternimmt die Industrie etwas“, betont Bonitz. Trotzdem lasse man auch Indikationsgebiete wie z.B. die Seltenen Erkrankungen nicht außer Acht. Fünf Prozent der Studien, die sehr oft auch Kinder betreffen, entfallen auf diesen Bereich.
Eine der anzustrebenden Verbesserungen in der Klinischen Forschung wäre die Vernetzung der Forschungszentren untereinander. Das Kinderforschungsnetzwerks OKIDS, für das die Pharmig gemeinsam mit dem Bundesminister für Gesundheit die Anschubfinanzierung geleistet hat, ist dafür ein Modell.
Finanzierung ist auch das Stichwort von Univ.-Prof. Dr. Markus Müller, Vizerektor für Forschung der Medizinischen Universität Wien und Vorstand der Universitäts-Klinik für Klinische Pharmakologie. Die strukturelle Schwächung des Forschungsstandortes sei in den letzten Jahren öffentlich sichtbar geworden. „Die Unterfinanzierung von Forschung und Universitäten ist umso dramatischer, als die Ausgaben für Forschung und Entwicklung, vor allem in Asien, kontinuierlich steigen und mittlerweile über dem europäischen Niveau liegen“, blickt Müller über Europas Grenzen hinaus.
Die Klinische Forschung verdanken wir übrigens dem Blick über die Grenzen und dem Entdeckergeist der Seefahrer des 18. Jahrhunderts. Der Clinical Trials Day geht zurück auf den schottischen Schiffsarzt James Lind, der am 20. Mai 1747 begann, Matrosen mit Vitamin C Mangel (Skorbut) in einer kontrollierten prospektiven Interventionsstudie zu behandeln. Der Bericht darüber stellt die älteste erhaltene Dokumentation einer kontrollierten klinischen Interventionsstudie dar und ist heute weltberühmt. (Quelle: MedUni Wien)


Über die Pharmig:
Die Pharmig ist die freiwillige Interessenvertretung der österreichischen Pharmaindustrie. Derzeit hat der Verband 120 Mitglieder (Stand Mai 2014), die den Medikamenten-Markt zu fast 100 Prozent abdecken. Die Mitgliedsunternehmen der Pharmig bieten Arbeitsplätze für ca. 12.000 Beschäftigte.

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