Pharmig: Klinische Forschung als Chance für die Wirtschaft

Eine Wertschöpfung von jährlich 144,2 Millionen Euro: Industrie-gesponserte klinische Prüfungen ermöglichen Patientinnen und Patienten frühen Zugang zu Innovationen und sind bedeutender Faktor für den Wirtschaftsstandort Österreich.

Erstmals hat das Institut für Pharmaökonomische Forschung (IPF) in Zusammenarbeit mit PHARMIG die weitreichenden Effekte klinischer Prüfungen auf Österreichs Wirtschaft und Beschäftigung analysiert. „Wir wollten aufzeigen, welchen Mehrwert die von pharmazeutischen Unternehmen finanzierten klinischen Prüfungen für Wirtschaft und Gesellschaft haben, abseits ihrer fundamentalen Bedeutung für das Gesundheitswesen. Eines der Ergebnisse: die pharmazeutische Industrie trägt mit Forschungsaufträgen maßgebliche 144,2 Millionen Euro jährlich zur Wertschöpfung im Land bei“, so Mag. Alexander Herzog, Generalsekretär der PHARMIG.

Die Analyse des Instituts für pharmaökonomische Forschung betrachtet einen Zeitraum von insgesamt sechs Jahren (2012 bis 2017), in dem mehr als 23.000 Patientinnen und Patienten an klinischen Prüfungen in Österreich teilgenommen haben. Daraus geht hervor, dass die industrie-gesponserte klinische Forschung in Österreich eine Beschäftigung von 2.021 Vollzeitäquivalenten pro Jahr schafft und ist somit eine wichtige Arbeitgeberin. Durch die von pharmazeutischen Unternehmen im Rahmen klinischer Prüfungen zur Verfügung gestellten Behandlungen im Wert von jährlich 100,53 Millionen Euro wird das Gesundheitssystem jedes Jahr um 0,3 % der laufenden Gesundheitsausgaben entlastet.

„Ein Forschungseuro generiert 1,95 Euro an Wertschöpfung für Österreichs Gesamtwirtschaft“, erläutert Dr. Stefan Kähler, Vorsitzender des Standing Committee Klinische Forschung der PHARMIG. „Seit 2013 analysieren wir bereits jährlich in einer eigenen Umfrage die Anzahl laufender klinischer Prüfungen sowie jene der eingebundenen Patientinnen und Patienten und erheben, in welchen Indikationsgebieten diese industrie-gesponserten klinischen Prüfungen durchgeführt werden. Auf Basis dieser Daten konnten wir mit der nun vorliegenden Analyse erstmals die positiven Effekte klinischer Prüfungen auf den Wirtschaftsstandort Österreich quantifizieren – das ist europaweit einzigartig“, so Kähler.

Nicht nur die direkten, sondern auch die indirekten Beiträge zu Wertschöpfung und Beschäftigungssituation in Österreich wurden analysiert, wie Dr. Evelyn Walter, Geschäftsführerin des IPF und Autorin der Studie, erklärt: „Das sind Effekte, die sich aufgrund von Verflechtungen mit anderen Wirtschaftszweigen ergeben, etwa durch Ankäufe von Vorleistungen und Investitionsgütern. Auch haben wir Haushalts- und Konsumeffekte als sekundäre Effekte einbezogen.“

Insgesamt lassen sich aus der Analyse direkte Effekte auf die Wertschöpfung in Höhe von 74,13 Millionen Euro, indirekte Effekte in Höhe von 38,47 Millionen Euro und sekundäre Effekte auf die Wertschöpfung im Wert von 31,60 Millionen Euro ablesen. „Positiv zu sehen sind die Ergebnisse der Studie selbst, gleichzeitig aber auch der Umstand, dass unser Poster zur Studie im Rahmen des Kongresses der International Society for Pharmacoeconomics and Outcomes Research (ISPOR) ausgezeichnet wurde. Zudem wurde die Studie nach einem Peer-Review vom Journal of Medical Economics zur Publikation angenommen und in der bibliografischen Referenzdatenbank PubMed veröffentlicht“, zeigt sich Walter erfreut.

Obwohl sich klinische Prüfungen, wie von der Analyse des IPF bestätigt, rundum positiv auswirken, ist die Anzahl der beantragten und laufenden klinischen Prüfungen in Österreich rückgängig und in den letzten Jahren stagnierend. Das wirkt sich negativ auf die rasche Verfügbarkeit innovativer Arzneimittel und auf den Forschungsstandort insgesamt aus.

Dazu Alexander Herzog: „Ohne klinische Prüfungen gibt es keine Innovation und somit auch keine Verbesserung der medizinischen Versorgung zukünftiger Patienten. Das muss uns allen bewusst sein.“ 2019 wurden von der Europäischen Arzneimittelagentur EMA 66 Medikamente zur Zulassung empfohlen, davon 30 mit neuem Wirkstoff. „Eine derartig hohe Innovationsleistung wäre nicht möglich, ohne die Unternehmen, Institutionen und Personen, die sich dafür täglich in der Forschung einsetzen. Österreich braucht, um auch in Zukunft ein starker und attraktiver Gesundheits-, Forschungs- und Innovationsstandort zu bleiben, nicht nur innovationsfreundliche und stabile Rahmenbedingungen. Im Sinne der Patientinnen und Patienten gilt es, den Zugang zu Arzneimitteln in einigen Bereichen anzupassen und diesen in einem entbürokratisierten Gesundheitswesen rasch und umfassend zu ermöglichen.

Eine Entbürokratisierung wünscht man sich auch bei klinischen Prüfungen: „Wir brauchen eine stärkere Professionalisierung der klinischen Forschung in Österreich. Mehr Personal, das sich der Forschung widmet und dass diese auch leichter ermöglicht wird. Dabei geht es um Personal im ärztlichen Bereich als auch in der Administration durch Study Nurses und Study Coordinators, sowie administrative Erleichterungen in der Vertragsabwicklung und der Kostenberechnung. Die Politik sollte eine Professionalisierung an den Zentren unterstützen und den Mehrwert klinischer Prüfungen und Forschung anerkennen. Klinische Forschung belastet nicht, sondern entlastet, und bringt zusätzlich eine gesamtwirtschafltiche Wertschöpfung“, so Kähler. Insgesamt sei die stärkere Vernetzung zwischen Spitälern, an denen die Forschung stattfindet, und den Krankenhaus-Trägern zur stärken.

Im Gegensatz zu Österreich hat Belgien die Wertschöpfung klinischer Prüfungen bereits früh erkannt und setzt zum Beispiel darauf, dass dort schon die frühen Phasen klinischer Prüfungen durchgeführt werden. Kähler erklärt den Sinn dahinter: „In der frühen Phase wird wichtiges Know-how generiert, auf das bei den späteren Phasen aufgebaut werden kann. Eine solche Strategie wäre auch für Österreich wünschenswert und notwendig.“ In der Regel sind die neu entwickelten Therapien, z.B. in Phase III der klinischen Prüfungen, dann auch für die dortige Bevölkerung als erste verfügbar. Gleichzeitig profitieren Personen, die an Studien teilnehmen, von einer intensiven, medizinischen Betreuung durch ärztliches und weiteres Fachpersonal in der klinischen Prüfung. Die beteiligten Ärztinnen und Ärzte können von Anfang an Erfahrung mit neuen Wirkstoffen sammeln und ihr Spezialwissen in den jeweiligen Anwendungsbereichen vertiefen.

Über die PHARMIG: 

Die PHARMIG ist die freiwillige, parteipolitisch unabhängige Interessenvertretung der pharmazeutischen Industrie in Österreich. Die rund 120 Mitgliedsunternehmen (Stand März 2020) mit ca. 18.000 Mitarbeitern decken den heimischen Arzneimittelmarkt zu gut 95 Prozent ab. Die Pharmig und ihre Mitgliedsfirmen stehen für eine bestmögliche Versorgungssicherheit mit Arzneimitteln im Gesundheitswesen und sichern durch Qualität und Innovation den gesellschaftlichen und medizinischen Fortschritt.

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