ÖGMBT: Umweltfreundliche Medikamente, gezielte Krebsbehandlung, Hindernisparcours für Blutkörperchen: Auszeichnungen für junge österreichische ForscherInnen vergeben

11. ÖGMBT-Jahrestagung in Salzburg: International aufsehenerregende Publikationen ausgezeichnet

Bei der größten österreichischen Life-Science-Tagung sind am Montag in Salzburg drei junge WissenschaftlerInnen für ihre international aufsehenerregenden Arbeiten ausgezeichnet worden: Die Österreichische Gesellschaft für Molekulare Biowissenschaften und Biotechnologie (ÖGMBT) zeichnete bei ihrer 11. Jahrestagung Jörg Renkawitz (IST), Sandra Schick (CeMM) und Aline Telzerow (TU Graz) aus. Die mit jeweils 3.000 EUR dotierten Preise wurden mit der Unterstützung des Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) vergeben. Für ihre Dissertationen erhielten Harris Kaplan (IMP) und Thomas Gaßler (BOKU) einen Preis.

In der Kategorie Grundlagenforschung ging der Life Science Research Award 2019 an Jörg Renkawitz vom Institute of Science and Technology Austria in Klosterneuburg (IST). Seine Arbeit "Nuclear positioning facilitates amoeboid migration along the path of least resistance“ wurde im renommierten Fachjournal Nature publiziert.

Hindernisparcours für weiße Blutkörperchen

Renkawitz hat mit einem innovativen Hindernisparcours im Mikrometer-Bereich die Wanderung von weißen Blutkörperchen mikroskopisch verfolgt und dabei wichtige Erkenntnisse erhalten. Jury-Vorsitzender Joachim Seipelt: „So konnte unter anderem gezeigt werden, dass diese Zellen den Weg des geringsten Widerstandes benutzen und der Zellkern dabei als Maßstab benutzt wird. Im menschlichen Körper patrouillieren Lymphozyten zur Immunüberwachung andauernd durch den Körper und spielen zur Abwehr von Krankheitserregern eine wichtige Rolle.“ Die Erkenntnisse können auch helfen zu verstehen, wie Krebszellen wandern. Dies könnte für neue Krebs-Therapieansätze bedeutsam werden. 

https://www.nature.com/articles/s41586-019-1087-5

An jeder fünften Krebserkrankung beteiligt: Preis für Analyse von BAF-Mutationen

An jeder fünften menschlichen Krebserkrankung ist eine Mutation in einem der BAF-Komplex-Gene beteiligt. Der BAF-Komplex spielt eine wesentliche Rolle bei der Chromatin-Remodellierung. Chromatin wiederum organisiert die etwa zwei Meter DNA, die sich im Zellkern jeder menschlichen Zelle befinden so, dass abhängig vom Zelltyp und -zustand bestimmte Gene aktiviert und andere abgeschaltet werden können. Wie die BAF-Mutationen zur Krebsentstehung beitragen, ist derzeit weitgehend unbekannt. Es gibt auch keine Therapie für die gezielte Behandlung von durch BAF-Mutationen verursachten Krebs. 

Sandra Schick vom CeMM Research Center for Molecular Medicine of the Austrian Academy of Sciences (CeMM) hat die Bedeutung der BAF-Untereinheiten systematisch analysiert und dafür den Life Science Research Award 2019 in der Kategorie anwendungsorientierte Forschung erhalten. In ihrer in der Wissenschaftszeitschrift Nature Genetics veröffentlichten Arbeit beschreibt sie vorher unbekannte Kombinationen von BAF-Untereinheiten, deren simultane Hemmung zur gezielten Behandlung von Krebserkrankungen eingesetzt werden könnte.

Jury-Vorsitzender: Lukas Mach; DOI: 10.1038/s41588-019-0477-9

Umweltfreundliche Erzeugung von Osteoporose-Medikamenten

Zum zweiten Mal wurde heuer der Sonderpreis für wissenschaftlich herausragende Forschung mit gesellschaftlicher Relevanz vergeben: Er ging an Aline Telzerow von der Technischen Universität Graz. Ihre in der renommierten Fachzeitschrift ACS Catalysis publizierte Arbeit beschreibt ein innovatives biokatalytisches Verfahren, das für die Herstellung von wichtigen Arzneimittelvorstufen eingesetzt werden kann. Dieses Verfahren ermöglicht eine effiziente und umweltfreundliche Erzeugung verschiedener Medikamente, die zum Beispiel für die Behandlung von Osteoporose verwendet werden könnten.

Jury-Vorsitzende: Lukas Mach, Joachim Seipelt; https://pubs.acs.org/doi/10.1021/acscatal.8b04524

Dissertationspreis: Gehirndynamik und Tierverhalten

Der Dissertationspreis in der Kategorie Grundlagenforschung geht an Harris Kaplan vom Wiener Research Institute of Molecular Pathology (IMP). Kaplan untersuchte in seiner Dissertation am Fadenwurm, wie die Gehirndynamik das Tierverhalten beeinflusst. Die Ergebnisse sind für das gesamte Tierreich relevant, um den Einfluss des Nervensystems auf das Verhalten zu verstehen. Die Jury-Vorsitzende Viktoria Weber: „Die Ergebnisse dieser Arbeit widersprechen der Intuition. Dies verstärkt den Einfluss dieser Arbeit auf das Verständnis tierischen Verhaltens noch zusätzlich.“

Dissertationspreis: Biotechnologische Nutzung von CO2

Die Doktorarbeit von Thomas Gaßler von der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) beschreibt, wie die industriell häufig genutzte Hefe Pichia pastoris so modifiziert werden kann, dass sie CO2 als alleinige Kohlenstoffquelle nutzen kann. Die Arbeit könnte helfen, das Treibhausgas CO2 durch die Nutzung als Kohlenstoffquelle bei Fermentationsprozessen zu reduzieren und zusätzlich zu einer signifikanten Kostenersparnis in der Produktion führen. Um die nötigen genomischen Veränderungen durchführen zu können, hat Gaßler eine neue CRISP/Cas9 Toolbox für Pichia pastoris mitentwickelt, die für viele Laboratorien und Firmen nützlich sein wird.

11 Jahre ÖGMBT: Tagung als Sprungbrett zur internationalen Karriere

ÖGMBT-Präsident Univ.-Prof. Dr. Lukas Huber: „Die Arbeiten der GewinnerInnen werden international beachtet – damit beweisen sie erneut das Top-Niveau der österreichischen Life-Science-Forschung. Die Dissertations- und Forschungspreise der ÖGMBT werden seit elf Jahren vergeben. Über die Jahre hat sich gezeigt: Die Life Science Awards Austria sind ein nationaler und internationaler Karriereturbo und werden vom BMDW, THP Medical Products und Polymun Scientific durch langjährige Unterstützung ermöglicht.“ 

Bundesministerin Dr. Elisabeth Udolf-Strobl: „Öffentliche Forschungsförderung und die Beteiligung der Wirtschaft sind wichtige Inputs für das Schaffen von Innovationen. Das BMDW wendet pro Jahr 100 Mio. Euro für standortrelevante Forschung auf. Ein Großteil fließt in den Schwerpunkt Kooperative Forschung von Wissenschaft und Wirtschaft. Preise und Auszeichnungen sind ein etwas geringerer, aber sehr wirksamer Teil der langjährigen Unterstützung. Damit wird das Forschungspotenzial des Standortes aufgezeigt und erfolgreiche Persönlichkeiten und wichtige gesellschaftliche Themen werden vor den Vorhang geholt.“

Zur Jahrestagung kommen Studierende, WissenschaftlerInnen und Unternehmen aus ganz Österreich zusammen und tauschen sich zu den aktuellsten Forschungsergebnissen aus. Heuer fand die Tagung mit 300 TeilnehmerInnen in Salzburg statt.

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