ÖAW: Höchste Auszeichnungen der ÖAW an Theologen und Naturwissenschaftler

Ulrich H. J. Körtner erhält den Wilhelm Hartel-Preis, Ortrun Mittelsten Scheid und Jürgen Sandkühler werden mit dem Erwin Schrödinger-Preis ausgezeichnet. Der Elisabeth Lutz-Preis geht an Nuno Maulide.

Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) vergibt ihre höchsten Preise in diesem Jahr an den Theologen Ulrich H. J. Körtner, die Pflanzengenetikerin Ortrun Mittelsten Scheid und den Neurophysiologen Jürgen Sandkühler sowie an den Chemiker Nuno Maulide.

Ulrich H. J. Körtner erhält den Wilhelm-Hartel-Preis für seine fächerübergreifende Forschungstätigkeit im Bereich Theologie, Medizin- und Bioethik. Mit dem Erwin Schrödinger-Preis zeichnet die ÖAW zu gleichen Teilen Ortrun Mittelsten Scheid für ihre Erkenntnisse zur molekularen Pflanzengenetik und Jürgen Sandkühler für seine Arbeiten zur Schmerzforschung aus. Der Chemiker Nuno Maulide erhält den Elisabeth Lutz-Preis für seine Arbeiten zur Entwicklung von ressourcenschonenden chemischen Reaktionen.

Die drei Wissenschaftspreise sind mit jeweils 15.000 Euro dotiert und werden einmal jährlich von der ÖAW an Forscher/innen verliehen, die herausragende Leistungen in ihren Fächern erbracht haben. Zudem gehen der mit 4.000 Euro dotierte Hans und Walter Thirring-Preis für Nachwuchswissenschaftler/innen an den Physiker Josef Pradler sowie der alle zwei Jahre vergebene und mit 1.900 Euro dotierte Edmund und Rosa Hlawka-Preis für Mathematik an den Mathematiker Friedrich Pillichshammer. Die feierliche Überreichung an alle Preisträger/innen findet am 13. Dezember 2016 an der ÖAW in Wien statt.

Bioethik für die Gegenwart
Ulrich H. J. Körtner ist seit 2001 Vorstand des Instituts für Ethik und Recht in der Medizin der Universität Wien und zählt zu den führenden evangelischen Sozialethikern der Gegenwart. Er versteht es, seine aus einem philosophisch-theologischen Ethikdiskurs gewonnenen Einsichten mit den neuen Erkenntnissen und Zielsetzungen der Medizin und Rechtswissenschaft inter- und transdisziplinär zu verschränken. Als Medizinethiker meldet sich Körtner mit klaren und profilierten Positionen in der öffentlichen Debatte zu Wort, als Theologe hat er auf dem Gebiet der Hermeneutik und Bibelauslegung in seinen Arbeiten neue Konzeptionen dargelegt, die auch über Österreich und sein Fach hinaus wahrgenommen werden.

Genetik und Epigenetik von Pflanzen
Die Biologin Ortrun Mittelsten Scheid ist seit 2004 Senior Group Leader am GMI – Gregor Mendel Institut für Molekulare Pflanzenbiologie der ÖAW. Sie erforscht die Entwicklung von Pflanzen und wie diese auf ihre Umwelt reagieren mit den Methoden der Genetik. Sehr früh erkannte sie die Bedeutung der epigenetischen Regulierung. So konnte sie bereits 1991 erstmalig zeigen, dass Gene dadurch reversibel ein- und ausgeschaltet werden können. Sie belegte zudem das Zusammenspiel von Genetik und Epigenetik bei pflanzlichen Reaktionen auf Hitzestress und untersucht die Vervielfachung des Chromosomensatzes, die in Pflanzen häufig vorkommt. Dabei kann es zu sehr stabilen, epigenetischen Veränderungen kommen, die zu einer Nicht-Mendelschen Vererbung führen und so eine Rolle in der Evolution spielen.

Schmerzen sind keine reine Nervensache
Jürgen Sandkühler ist Professor für Neurophysiologie und Direktor des Zentrums für Hirnforschung an der Medizinischen Universität Wien. Auf der Suche nach den Ursachen für die Verstärkung und Chronifizierung von Schmerz ist es Sandkühler gelungen, fundamentale neurophysiologische Mechanismen aufzudecken, die zur Schmerzüberempfindlichkeit und einem „Schmerzgedächtnis“ führen. Mit seinen Forschungen konnte er erstmals zeigen, dass starke oder anhaltende Schmerzreize die Erregungsübertragung an den Synapsen von Nervenzellen potenzieren und so einen Schmerzverstärker aktivieren. In seiner jüngsten Arbeit hat er nachgewiesen, dass die Verstärkung und die Ausbreitung von Schmerzen keine „reine Nervensache“ ist, sondern ursächlich durch nicht-neuronale Zellen, die Gliazellen, zustande kommen. Diese Entdeckungen sind für die Schmerztherapie von großer Bedeutung.

Chemie ohne Verschwendung
Im Zentrum der Forschungsarbeit des gebürtigen Portugiesen Nuno Maulide, seit 2013 Professor am Institut für Organische Chemie der Universität Wien, steht das Konzept der sogenannten atomökonomischen Reaktion. Damit werden chemische Reaktionen bezeichnet, die die Anzahl und Menge der Abfallprodukte auf ein Minimum beschränken. Maulide forscht an einer „Chemie ohne Verschwendung“, bei der möglichst alle Atome von Reagenzien in ein Endprodukt eingebaut werden. Damit soll es zukünftig möglich werden etwa bei der Produktion von Pharmazeutika Kosten einzusparen, toxische Abfälle zu vermeiden und die Reinheit von Produkten weiter zu steigern.

Auf den Spuren der Dunklen Materie
Der Nachwuchsforscher Josef Pradler nähert sich mit innovativen physikalischen Zugängen dem Wesen der noch immer rätselhaften Dunklen Materie. Dabei verbindet er teilchenphysikalische Experimente mit astrophysikalischen Beobachtungen. Als Testinstrument für eine Physik jenseits des Standardmodells setzt der Juniorgruppenleiter am Institut für Hochenergiephysik der ÖAW auf die Analyse von Helium, Deuterium und Lithium. Die Häufigkeit jener Elemente im frühen Universum könnte Aufschluss über die – ebenfalls bald nach dem Urknall entstandene – Dunkle Materie geben.

Die Berechnung hoch-dimensionaler Integrale
Friedrich Pillichshammer beschäftigt sich mit der Theorie der Gleichverteilung von Folgen von Punkten im mehr-dimensionalen Einheitswürfel. Sein neuer Blick auf dieses Gebiet erleichtert die Berechnung hoch-dimensionaler Integrale, beispielsweise in der Finanzmathematik, mit Hilfe der sogenannten quasi-Monte Carlo Methode. Pillichshammer ist Professor am Institut für Finanzmathematik und Angewandte Zahlentheorie der Johannes Kepler Universität Linz.

Die inhaltliche Verantwortung für diesen Beitrag liegt ausschließlich beim Aussender. Beiträge können Vorhersagen enthalten, die auf Erwartungen an zukünftige Ereignisse beruhen, die zur Zeit der Erstellung des Beitrags in Aussicht standen. Bitte verlassen Sie sich nicht auf diese zukunftsgerichteten Aussagen.

Als Life Sciences Organisation mit Sitz in Wien möchten Sie, dass LISAvienna auf Ihre News und Events hinweist? Senden Sie uns einfach Ihre Beiträge an news(at)lisavienna.at.