MedUni Wien: Ungelöstes Rätsel in der Hepatologie steht vor der Klärung

Die primär sklerosierende Cholangitis ist eine derzeit noch unheilbare Lebererkrankung, an der vor allem jüngere Menschen zwischen 30 und 40 Jahren erkranken. Jetzt gibt es berechtigte Hoffnungen, dass diese Krankheit mit Hilfe einer synthetisch hergestellten Gallensäure, die an der klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der MedUni Wien beforscht wird, geheilt werden könnte.

„Die primär sklerosierende Cholangitis ist eine der letzten großen ‚Black Boxes‘ in der Hepatologie, eines der letzten ungelösten Rätsel“, sagt Trauner. „Falls die Heilung mit Hilfe von Nor-Urso gelingen sollte, wäre das ein bemerkenswerter Durchbruch in der Hepatologie.“ Zugleich würde das die international führende Position, welche die Hepatologie an der MedUni Wien innehat, untermauern.

Die erste klinische Studien-Phase dieser synthetisch hergestellten Gallensäure (Wirkstoff nor-Ursodeoxycholsäure/Nor-Urso) ist – nach äußerst Erfolg versprechenden Ergebnissen in präklinischen Modellen – erfolgreich abgeschlossen. Dabei konnte gezeigt werden, dass Nor-Urso direkt am Gallengang wirkt und die Gallenwege durch eine Erhöhung des bikarbonatreichen Gallenflusses von Giftstoffen freispült. Die zugrundelegenden Mechanismen wurden nun in Kooperation mit der Med Uni Graz weiter beleuchtet. Vor kurzem wurde eine Phase II Studie gestartet, die multizentrisch an 30 Zentren europaweit und unter der Leitung von Trauner durchgeführt wird.

Auch bei Fettleber und Diabetes wirksam?
Gallensäuren dienen nicht nur zur Absonderung des Gallensekrets und der Fettverdauung, sondern haben auch hormonähnliche Wirkungen, insbesondere um den Fett- und Glukosestoffwechsel in der Leber zu regulieren. Die ForscherInnen an der MedUni Wien untersuchen derzeit auch,  wie diese Effekte von Nor-Urso und anderen Gallensäurenderivaten bei der Behandlung von Fettleber, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Arteriosklerose eine Rolle spielen und derzeit übliche Behandlungsmethoden und Medikamente ersetzen könnte.

Generell ist die Gallensäure-Forschung ein sehr traditionsreiches Gebiet, welches in den letzten Jahren eine völlig neue Forschungsrichtung genommen hat. Die Erforschung der therapeutischen Nutzung und Mechanismen der Gallensäuren stehen im Zentrum der Forschungen von Trauner und seinem Team – auch hier ist die MedUni Wien weltweit in einer führenden Rolle. Das Team um Trauner ist auch Teil eines Sonderforschungsbereich (SFB 35) an der MedUni Wien welcher sich schwerpunktmäßig mit Transportprozessen für Gallensäuren und Medikamente befasst.

Die primär sklerosierende Cholangitis, deren Ursache noch unbekannt ist, gilt als eine der seltenen Erkrankungen (oprhan diseases) mit schlechter Prognose, da die Erkrankung zur Leberzirrhose und Gallengangskrebs fortschreiten kann. Davon betroffen sind 0,01 Prozent der Bevölkerung. „Ohne Lebertransplantation liegt die mittlere Überlebensdauer der Betroffenen bei zwölf Jahren, 65 Prozent überleben länger als zehn Jahre, “, betont Trauner. Bemerkenswert ist, dass es bei dieser Erkrankung ein auffälliges Nord-Süd-Gefälle innerhalb Europas gibt: Diese Lebererkrankung ist etwa in Skandinavien viel weiter verbreitet als in südlicheren Ländern.

Die Forschungscluster der MedUni Wien
Die Erforschung von chronisch entzündlichen Gallenwegserkrankungen, und somit auch der sklerosierenden Cholangitis, ist ein Teil des Forschungsclusters Allergologie/Immunologie/ Infektiologie der MedUni Wien. In diesem und den anderen vier Fachgebieten werden in der Grundlagen- wie in der klinischen Forschung vermehrt Schwerpunkte an der MedUni Wien gesetzt. Die weiteren vier Forschungscluster sind Krebsforschung/Onkologie, vaskuläre/ kardiale Medizin, Neurowissenschaften und Bildgebung (Imaging).

Medizinische Universität Wien – Kurzprofil
Die Medizinische Universität Wien (kurz: MedUni Wien) ist eine der traditionsreichsten medizinischen Ausbildungs- und Forschungsstätten Europas. Mit fast 7.500 Studierenden ist sie heute die größte medizinische Ausbildungsstätte im deutschsprachigen Raum. Mit ihren 31 Universitätskliniken, 12 medizintheoretischen Zentren und zahlreichen hochspezialisierten Laboratorien zählt sie auch zu den bedeutendsten Spitzenforschungsinstitutionen Europas im biomedizinischen Bereich. Für die klinische Forschung stehen über 48.000m² Forschungsfläche zur Verfügung.

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