Die Antihormontherapie unterdrückt die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen bzw. Progesteron, da diese das Wachstum hormonrezeptor-positiver Tumoren stimulieren und so zu einem Rückfall (Rezidiv) führen können. Frühere Studien ließen vermuten, dass sich eine verlängerte endokrine Therapie günstig auf das krankheitsfreie Überleben auswirkt, allerdings blieb die Frage nach der optimalen Therapiedauer bisher unbeantwortet. ABCSG 16/S.A.L.S.A prüfte nun diese klinisch hochrelevante Fragestellung.
Sieben oder zehn Jahre endokrine Therapie?
An der Untersuchung nahmen von 2004 bis 2010 insgesamt 3.484 postmenopausale Brustkrebspatientinnen an mehr als 70 österreichischen Zentren teil - damit ist sie bislang eine der größten klinischen Studien in Österreich. Die Teilnehmerinnen wiesen ein frühes hormonrezeptor-positives Mammakarzinom (Stage I-III) auf und erhielten nach fünf Jahren standardmäßiger adjuvanter, Antihormontherapie (endokriner Therapie) zusätzlich zwei bzw. fünf Jahre den Aromatasehemmer Anastrozol als erweiterte endokrine Therapie. „Wir haben herausgefunden, dass zwei Jahre mit einem Aromatasehemmer nach der endokrinen Therapie jedenfalls ausreichen und eine weitere Therapieverlängerung keinen Benefit bringt, wohl aber mehr Nebenwirkungen“, fasst Michael Gnant, Coordinating Investigator der Studie, die Ergebnisse zusammen.
Deutliches Ergebnis
Anastrozol blockiert die Östrogensynthese und verhindert dadurch Rezidive, weist aber einen anderen Wirkmechanismus und ein günstigeres Toxizitätsprofil auf, als das seit vielen Jahren eingesetzte Tamoxifen. Nun hat sich in dieser und ähnlich angelegten internationalen Studien gezeigt, dass Patientinnen von einer auf fünf Jahre verlängerten endokrinen Therapie nicht profitieren, aber durchaus mehr Nebenwirkungen, vor allem Frakturen, auftreten. Eine Therapiedauer von insgesamt zehn Jahren ist somit nicht angezeigt. Studien zeigten außerdem, dass mit längerer Therapie die Compliance, also die Einhaltung der Therapievorgaben, nachlässt. „Bis jetzt können wir noch nicht sagen, ob es eine Subgruppe von Patientinnen gibt, die von einer verlängerten Therapie profitieren kann. Wir hoffen, dass neue molekulare Testverfahren, die wir aktuell prüfen, hier mehr Klarheit bringen werden“, wagt Gnant einen Blick in die Zukunft.
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