MedUni Wien: Lebensdauer transplantierter Nieren kann deutlich verlängert werden

Seit fast genau zwei Jahren ist der Wirkstoff Belatacept, an dessen Entwicklung die Medizinische Universität Wien mit Ferdinand Mühlbacher, Leiter der Universitätsklinik für Chirurgie, und dem Immunologen Thomas Wekerle maßgeblich beteiligt war, zugelassen. Belatacept ist ein Ko-Stimulationsblocker, der mit geringeren Nebenwirkungen die Immunabwehr bei Nieren-Transplantationen unterdrückt. „Und es gibt Hinweise, dass der Wirkstoff auch dabei hilft, die Lebensdauer des Organs deutlich zu verlängern“, so Wekerle.

Noch gibt es zur Lebensdauer von transplantierten Nieren und anschließender Therapie mit Belatacept keine endgültigen Daten, Schätzungen gehen von einer Verlängerung um mehrere Jahre aus gegenüber der derzeit gängigen Therapie mit den herkömmlichen Immunsuppressiva, den Calcineurin-Inhibitoren.

Weiterer Vorteil der neuen Therapie im Vergleich zu den Calcineurin-Inhibitoren: Sie hat keine unspezifischen Nebenwirkungen. Seit fast 30 Jahren werden Calcineurin-Inhibitoren für die lebenslange Unterdrückung der unerwünschten Reaktionen des Immunsystems bei Organtransplantationen eingesetzt. Mit möglichen unerwünschten Nebenwirkungen wie Bluthochdruck, Störungen des Fettstoffwechsels oder Diabetes.

Gleichzeitig ist die Medikation von Belatacept wesentlich einfacher: Alle vier Wochen bekommt der/die Betroffene eine Infusion, die rund 30 Minuten dauert. Bei der herkömmlichen Therapie müssen jeden Tag Tabletten geschluckt werden.

Zukunftsvision: Knochenmarktransplantation statt Medikation
Die aktuellen Forschungen der MedUni Wien-WissenschafterInnen gehen aber bereits einen Schritt weiter. Künftig sollen Immunsuppressiva überhaupt nicht mehr nötig sein und durch eine Knochenmarktransplantation vom Spender ersetzt werden. Dann kommt es zu keiner Abwehrreaktion gegen das „fremde“ Organ.

Das ist allerdings noch mit unerwünschten Nebeneffekten verbunden: Die Empfänger müssten nämlich vorher bestrahlt werden und synthetische Substanzen (Zytostatika) einnehmen, die das Zellwachstum bzw. die Zellteilung hemmen. Diese Behandlung ist mit Übelkeit sowie Verminderung der weißen und/oder roten Blutkörperchen verbunden. „Sollten wir diese Toxizität verringern bzw. ganz beseitigen können, wäre das revolutionär“, sagt Wekerle. „Wenn es gelingt, dass sich das fremde Knochenmark einnistet, erkennt der Empfänger das Spenderorgan nicht als fremd. Es erfolgt keine Immunabwehr. Er wird dagegen tolerant.“ Erste Pilotstudien haben gezeigt, dass diese Methode Erfolg versprechend ist.

Europäischer Transplantations-Kongress in Wien
Vom kommenden Sonntag (8.9.) bis 11 .September findet im Austria Center Vienna der 16. Kongress der europäischen Gesellschaft für Organtransplantation (ESOT) statt. Das Motto lautet „Pushing the limits“, prominenter Gast ist der dreifache Formel 1-Weltmeister Niki Lauda, selbst mehrfach nierentransplantiert. Weitere Infos: http://congress.esot.org.

Dass sich die Crème de la Crème der Transplantationsmedizin und -forschung in Wien trifft, spricht auch für die Top-Stellung, die sich die MedUni Wien über Jahrzehnte auf diesem Gebiet erarbeitet hat. Nicht nur bei der Nierentransplantation, auch bei der Herztransplantation und ganz besonders bei der Lungentransplantation gehört die MedUni Wien zu den weltweit führenden Zentren.

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