Das konnten die Forscher der MedUni Wien nun erstmals weltweit im Tiermodell zeigen. Dazu wurden rund 300 Neuronen und deren Aktivität aufgezeichnet und analysiert.
Nichts wird auf gleiche Weise empfunden
„Natürlich gibt es eine Erinnerung“, sagt Malagon-Vina. „Aber das Gehirn braucht Flexibilität, um sich immer wieder zu adaptieren, und das geschieht dadurch, dass jedes Ereignis als neu aufgefasst wird.“ Philosophisch betrachtet, so der MedUni-Wien-Forscher, könne man den im alten Griechenland bekannten Philosophen Heraklit für eine weitere Erklärung heranziehen: „Kein Mensch steigt zweimal in genau denselben Fluss, weil es nicht mehr derselbe Fluss ist, und auch er ist nicht mehr derselbe Mensch. Er bezog sich damit auf die Ambiguität, dass bewusste Handlungen und Pläne niemals auf die gleiche Weise empfunden werden, ungeachtet dessen, wie ähnlich sie einander waren.“
Gleichzeitig ermöglichen diese Flexibilität und das Erleben von Einzigartigkeit, dass man Gefühle wie Freude oder Überraschung über etwas Neues empfinden kann, also den sogenannten „Wow“-Effekt, sagt Malagon-Vina. Zugleich zeigen die Ergebnisse, dass das Gehirn in der Lage ist, lebenslang Erfahrungen als etwas Neues zu erleben, sofern die Aktivität der Neuronen nicht durch andere Erkrankungen beeinträchtigt ist. Das, so der MedUni-Wien-Hirnforscher, ist auch ein Plädoyer dafür, bis ins hohe Alter geistig aktiv zu bleiben – die Neuronen sind jederzeit bereit, bei neuen Erfahrungen zu „feuern“ und neue Erlebnisse als einzigartig zu verarbeiten.
Service: Nature Communications
„Fluid network dynamics in the prefrontal cortex during multiple strategy switching.“ Hugo Malagon-Vina, Stephane Ciocchi, Johannes Passecker, Georg Dorffner, Thomas Klausberger. Nature Communications; DOI:10.1038/s41467-017-02764-x. Link: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29358717.
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