MedUni Wien: Individualisierte Medikamente in der Tasche

ForscherInnen der Medizinischen Universität Wien arbeiten an einem einfachen System, das verhindert, dass PatientInnen schwere unerwünschte Arzneireaktionen erleiden. Mit dem auf einer Kunststoffkarte gespeicherten „Medication Safety Code” können PatientInnen Daten zu ihren individuellen Risikofaktoren bei sich tragen. So können behandelnde ÄrztInnen die Arzneitherapie jederzeit den individuellen Bedürfnissen anpassen. Dieses Konzept wird im Rahmen eines von der MedUni Wien koordinierten internationalen Forschungsprojektes (Ubiquitous Pharmacogenomics), das Therapieoptimierungen auf individueller Basis zum Ziel hat, entwickelt.

Derzeit werden die Arzneien/Medikamente in einem Einheitsverfahren verordnet. Aber jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf bestimmte Wirkstoffe. Während sich eine Arznei bei einem Patienten als sehr wirkungsvoll erweist, kann sie bei einem anderen schwere unerwünschte Reaktionen hervorrufen. Die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) schätzt, dass in den USA unerwünschte Arzneireaktionen die vierthäufigste Todesursache sind – noch vor Lungenkrankheiten, Diabetes und Unfällen.

Die potenziell großen Unterschiede bei der Arzneireaktion sind teilweise auf verschiedene genetische Varianten zurückzuführen, die jeder Mensch in sich trägt. PGx-Tests betrachten bestimmte Bereiche der Gene eines Individuums, mit denen geschätzt werden kann, wie Betroffene wahrscheinlich auf bestimmte Arzneien reagieren werden. Das in diesem Projekt angedachte „Medication Safety Code“-System (MSC) soll behandelnden ÄrztInnen helfen, diese pharmakogenetischen Ergebnisse zu deuten und die Arzneimittelgabe auf die individuellen Bedürfnisse anzupassen.

Individuelle Werte einfach einscannen
Hauptkomponente des MSC-Systems ist ein QR-Code, der die verschlüsselten PGx-Ergebnisse des/der Patienten/in speichert. Er kann von normalen Smartphones und anderen Geräten entschlüsselt und gedeutet werden. Der QR-Code führt die behandelnden MedizinerInnen zu einer Website, die an das PGx-Profil des/r Patienten/in angepassten Empfehlungen zur Arzneidosierung bereitstellt.

Das MSC kann in ausgedruckte Laborberichte aufgenommen oder auf individualisierte Kunststoffkarten gedruckt werden. PatientInnen können diese Karten in ihren Geldbörsen tragen und sie den behandelnden Ärzten vorzeigen, wenn die Arzneitherapie begonnen oder geändert wird.

Persönliche Daten bleiben bei ihrem Besitzer
„Das Konzept des MSC-Systems erfordert keine zentrale Speicherung der Patientendaten“, erklärt Matthias Samwald vom Zentrum für medizinische Statistiken, Informatik und intelligente Systeme der MedUni Wien, „Patienten haben die volle Kontrolle über die Entscheidung, wann und mit wem sie ihre Testergebnisse teilen.“ Das MSC-System wäre unabhängig von den IT-Infrastrukturen des vorhandenen Gesundheitssystems, was es zu einem wertvollen und einfach zu nutzenden Werkzeug für die passenden medikamentösen Einstellungen von stationären sowie ambulanten PatientInnen macht.

Internationales EU-Projekt
Ziel des im Jänner 2016 angelaufenen internationalen Projektes „Ubiquitous Pharmacogenomics“ (U-PGx) ist es, europäischen PatientInnen effektive Therapieoptimierungen mittels pharmakogenetischer Tests zugänglich zu machen. Die Medizinische Universität Wien nimmt eine zentrale Rolle in dem Projekt ein. Das Horizon-2020- Programm der Europäischen Union fördert das internationale Konsortium mit insgesamt 15 Millionen Euro. Dabei sollen pharmakogenetische Tests und computerbasierte klinische Entscheidungsunterstützungen für 8.000 PatientInnen in sieben europäischen Staaten implementiert werden.

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