MedUni Wien: Anästhesieverfahren bei Brustkrebs-OP hat keinen Einfluss auf Rückfallrisiko

Studie zeigt keinen Vorteil von Regionalanästhesie und widerlegt Vorbehalte gegen Vollnarkose mit Opioiden

Eine der weltweit größten Anästhesie-Studien unter Mitwirkung der MedUni Wien und des AKH Wien konnte zeigen, dass nach kurativen Brustkrebs-Operationen, die unter Vollnarkose mit Opioiden durchgeführt werden, kein größeres Risiko für die Wiederkehr des Tumors besteht als jene, die mittels Regionalanästhesie erfolgen. Damit wird die Annahme widerlegt, dass Anästhesie den Brustkrebs negativ beeinflussen könnte. Die Ergebnisse wurden aktuell im Top-Journal „The Lancet“ publiziert.

In die über zehn Jahre laufende internationale Studie wurden über 2.000 Patientinnen eingeschlossen. Es wurde untersucht, ob sich die Narkose-Methode bei Brustkrebsoperationen auf das Rückfallrisiko in Form einer Wiederkehr des Tumors oder das Auftreten von Metastasen auswirkt. Dazu wurden Patientinnen nach der unter Regionalanästhesie erfolgten Operation über mehrere Jahre hinweg intervallweise untersucht und die Rückfallraten jenen der Vollnarkose, die als Vergleichsgruppe diente, gegenübergestellt. Es konnte kein Vorteil durch die Regionalanästhesie in Hinblick auf das Wiederauftreten von Brustkrebs festgestellt werden.

Das Anästhesieverfahren beeinflusst das Rückfallrisiko nicht

Das Team um Edith Fleischmann und Peter Marhofer von der Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie der MedUni Wien und des AKH Wien konnte gemeinsam mit KollegInnen aus Cleveland, Dublin, Düsseldorf und Peking in dieser bis heute wahrscheinlich umfangreichsten Anästhesie-Studie Vorbehalte gegenüber Opioiden ausräumen.

„Damit wird der zuletzt merkbaren Ablehnung gegenüber Opioiden in der Anästhesie entgegengewirkt“, erklärt Edith Fleischmann die Bedeutung der Ergebnisse. In Tierversuchen war nämlich ein Zusammenhang zwischen Opioiden und Schwächung des Immunsystems gezeigt worden und damit Auswirkungen auf das Tumorwachstum. „Die aktuelle klinische Studie hat gezeigt, dass Opioide keine negativen Auswirkungen haben und weiterhin eine wichtige medizinische Therapie sind. Das ist ein deutlicher Erfolg für die klinische Forschung. Wir konnten die Annahme ausräumen, dass durch Anästhesie das Tumorwachstum bei Brustkrebs negativ beeinflusst wird. Gleichzeitig zeigt es uns, wie wichtig klinische Studien am Menschen sind, um Ergebnisse aus in-vitro-Studien und aus Tierversuchen zu bestätigen oder – wie in diesem Fall – zu widerlegen.“

Vorteile der Regionalanästhesie

Darüber hinaus brachte die Studie noch weitere wissenschaftliche Aufschlüsse. „Sowohl die Vollnarkose als auch die Regionalanästhesie sind sichere Anästhesieformen mit wenig Komplikationen“, erklärt Peter Marhofer. Bei der in der vorliegenden Studie angewendeten Regionalanästhesie (Paravertebralblockade) werden für die Operation rückenmarksnahe Nervenstrukturen blockiert, die PatientInnen nicht in künstlichen Tiefschlaf versetzen. „Die Paravertebralblockade für Brustkrebsoperationen besitzt gegenüber der Vollnarkose einige Vorteile“, erklärt Marhofer, ein Pionier der Regionalanästhesie, „so verspüren die Betroffenen unmittelbar nach der Operation vergleichsweise weniger Schmerzen und leiden weniger häufig unter postoperativer Übelkeit und Erbrechen.“

Das Projekt entstand unter Leitung von Daniel Sessler von der Cleveland Clinic, USA, das Team von MedUni Wien/AKH Wien brachte rund 200 Patientinnen in die Studie ein. Die Studie umfasste ausschließlich Brustkrebs-Tumore, ähnlich angelegte Vergleichsstudien sollten in Zukunft andere Krebsarten, die größere Operationen notwendig machen, wie z.B. das Prostatakarzinom, untersuchen.

Service: The Lancet

Recurrence of breast cancer after regional or general anaesthesia: a randomised controlled trial; Daniel I Sessler, Lijian Pei, Yuguang Huang, Edith Fleischmann, Peter Marhofer, Andrea Kurz, Douglas B Mayers, Tanja A Meyer-Treschan, Martin Grady, Ern Yu Tan, Sabry Ayad, Edward J Mascha, Donal J Buggy, on behalf of the Breast Cancer Recurrence Collaboration
Published Online October 20, 2019 doi.org/10.1016/S0140-6736(19)32313-X

 

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