LKÖ: Schultes: Neue Produkte und Energie aus Pflanzen statt aus Öl und Gas

Bioökonomie: Höhere Wertschöpfung, weniger Ressourcenverschwendung

"Wenn aus Pflanzen nicht nur Nahrungs- und Futtermittel, sondern auch Rohstoffe für die Industrie, den Verkehr, die Energiewirtschaft, den Bau, die Pharma- und Kosmetikwirtschaft, die Autoerzeuger und viele andere Wirtschaftszweige hergestellt werden, nennt man das Bioökonomie. Pflanzliche Rohstoffe oder Abfallprodukte der Nahrungs- und Futtermittelerzeugung werden zu hochwertigen Produkten veredelt und ersetzen Erdöl und Erdgas. Auf diese Weise wird Schritt für Schritt die Abhängigkeit von fossilen Ressourcen geringer, und die Produkte aus Feld und Wald gewinnen mehr und mehr an Bedeutung. Mittlerweile wurden neue technologische Türen geöffnet. Es entstanden Werkstoffe mit gänzlich neuen Eigenschaften. Somit geht es heute nicht mehr nur um Erdöl-Ersatz, sondern um eine Neuausrichtung der Wirtschaftsgrundlagen. Das ist für die Land- und Forstwirte eine große Chance, weil ihre bäuerlichen Unternehmen so auf mehreren Standbeinen stehen können. Das sichert auch Wertschöpfung und Arbeitsplätze im Inland". Dies stellte heute LK Österreich-Präsident Hermann Schultes anlässlich der Eröffnung der Wintertagung des Ökosozialen Forums fest.

"Wichtig ist, dass Land- und Forstwirte bei der Entwicklung einer Bioökonomie-Strategie voll eingebunden sind. Was wir sicher nicht brauchen, sind planwirtschaftliche Rohstofflenkungen oder wieder neue zusätzliche Nachhaltigkeitskriterien, die zu den bereits bestehenden und gut funktionierenden Systemen dazukommen", betonte Schultes.

Neue Chancen für ländlichen Raum
"Die Bioökonomie bietet auch für den ländlichen Raum neue Chancen. Die bäuerlichen Betriebe werden gestärkt, da sie neue innovative Wege beschreiten und so als Wirtschaftsmotor für die gesamte Region fungieren können. Gleichzeitig werden Forschung und Entwicklung enorm vorangetrieben. Das alles zusammen schafft neue Perspektiven für ein zukunftsorientiertes und nachhaltiges Wirtschaften. Eines bleibt dabei klar: Die Erzeugung von Lebensmitteln und Futter für die Tiere wird stets an erster Stelle stehen. Ebenso klar ist, dass die Bäuerinnen und Bauern die Rohstoffe für Industrie und Energie ebenso nachhaltig erzeugen werden wie die Lebensmittel. Das Ziel ist es, von klimaschädlichen fossilen Rohstoffen wegzukommen. Damit wird man auch von politisch nicht berechenbaren Potentaten, in deren Händen sich der größte Teil der Öl- und Gasvorräte befindet, unabhängiger", so Schultes. "Wir müssen aber aufpassen, dass traditionelle Nutzungsformen der Roh- und Reststoffe nicht beeinträchtigt werden. Die Bioökonomie soll Wertschöpfung und Arbeitsplätze im ländlichen Raum stärken und nicht durch eine vorrangige Ausrichtung der Rahmenbedingungen auf Industrieinteressen gefährden", gab er zu bedenken.

"Durch die ständige Verfügbarkeit fossiler Grundstoffe haben wir in der Vergangenheit aufgehört, das vielfältige Potenzial unserer heimischen Rohstoffe zu nützen und damit auf Wertschöpfung im Inland verzichtet. Die Bioökonomie wird dazu beitragen, dass wir unsere Produkte breiter absetzen können. Denn künftig werden auch Nebenprodukte, Ernterückstände und Reststoffe, die bis dato keinen Absatz gefunden haben, genützt werden. Das macht uns durch innovative Erzeugnisse und neue Absatzmärkte auch widerstandsfähiger, es hilft uns unter anderem bei politisch oder durch Naturkatastrophen ausgelösten Marktverwerfungen in einzelnen Teilbereichen. Unsere Land- und Forstwirte spielen bei der Bioökonomie als Rohstoffproduzenten eine bedeutende Rolle: Sie stellen die biologischen Rohstoffe zur Verfügung, die es schaffen, unsere Wirtschaft zu revolutionieren", zeigte sich Schultes überzeugt.

Bioökonomie im Alltag
Produkte, die aus Pflanzen hergestellt werden, findet man in allen Lebens- und Arbeitsbereichen. Beispiele dafür sind Textil- und Wandfarben; Kosmetika (Cremen, Puder und Zahnpasta), Wasch- und Reinigungsmittel (Shampoo, Duschgel, Waschpulver, Spülmittel) sowie Arzneimittel aus Pflanzen, wie etwa Mariendistel, Johanneskraut, Spitzwegerich oder Baldrian. Aber auch Einweggeschirr, Spielzeug, Sportartikel, Gehäuse für Elektrogeräte, Auto- und Maschinenteile, Möbel, Werkzeuge, Musikinstrumente und Verpackungen können daraus produziert werden. Stärke findet sich mittlerweile in über 800 Produkten, vom Nahrungsmittelbereich bis hin zu technischen Anwendungen in der Papiererzeugung oder im Bau-Beton. Von durchschnittlich 45.000 Waren in einem US-Supermarkt enthalten ca. 12.000 Mais.

Großes Potenzial
1 ha Mais-Ackerfläche kann bis zu 6 t Polymilchsäure (PLA) liefern. Nachdem ein Obstsackerl ca. 6 g wiegt, könnten je ha Mais bis zu 1 Mio. PLA-Sackerl erzeugt werden. Auf 1 ha Raps-Ackerfläche und 0,3 ha Mais ist es möglich, die Rohstoffe für bis zu 6 t pflanzliche Tenside beziehungsweise bis zu 9 t Waschmittel zu gewinnen. Auf 1,3 ha Ackerfläche (Raps & Mais zusammen) könnten somit 1.800 Waschmittelpackungen zu je 5 kg hergestellt werden. Zwei weitere Beispiele für das große Potenzial der heimischen Rohstoffe: 1 ha Ölpflanzen liefert bis zu 1,3 t Bioschmierstoff aus Pflanzenöl. Und für die Herstellung von 80 m3 Dämmstoff aus Fasern benötigt man nur eine Fläche von rund 1 ha Hanf.
 

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