LISAvienna: Businsss Treff in Kooperation mit Fit 4 Health 2.0

Im Rahmen des Business Treffs am 12. 10. trafen sich 105 Teilnehmende aus ganz Europa in den Wiener Börsensälen. Vor der beeindruckenden historischen Kulisse wurde darüber diskutiert, wie kleine und mittelgroße Unternehmen bei der Erarbeitung innovativer Produkte und Dienstleistungen durch europäische Fördermaßnahmen unterstützt werden. Eine kontroverse und durchaus komplexe Thematik.

Fit 4 Health 2.0 hat sich zum Ziel gesetzt, in Europa beheimatete, forschungsintensive, kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) im Gesundheitsbereich bei der Teilnahme an EU-Förderwettbewerben zu unterstützen. Unter der Leitung der FFG engagieren sich insgesamt elf Partner aus ganz Europa dafür, die Chance auf eine erfolgreiche Antragstellung zu erhöhen.
 
Eingebettet in einen Kanon aus Workshops und intensiven Coachings von Fit 4 Health 2.0 fand am Abend des 12. 10. 2016 ein Business Treff statt, der die Vorteile verschiedener EU Förderungen für KMUs beleuchtete – ohne die damit verbundenen Hürden, Fallstricke und Rahmenbedingungen außer acht zu lassen. Tipps, wie mit diesem umgegangen werden kann, durften dabei nicht fehlen.
 
Nach der Begrüßung durch Johannes Sarx und Peter Halwachs, Geschäftsführer von LISAvienna, sowie Ines Haberl, FFG, folgte der Eröffnungsvortrag von Laszlo Helmle. Als Vertreter der Europäischen Kommission, Health Directorate, DG Research & Innovation, gab er zunächst einen Überblick über die Ziele des 79 Millionen Euro schweren Horizon 2020 Förderprogramms. In Europa soll dadurch nicht nur die wissenschaftliche Exzellenz gestärkt werden. Das Programm soll auch dazu beitragen, wichtige gesellschaftliche Herausforderungen zu lösen und die Europäische Union zur führenden Wirtschaftskraft weltweit zu entwickeln.
 
Dazu wurde ein komplexes Förderinstrumentarium entworfen, das unterschiedliche Bereiche des Innovationsprozesses abdecken soll. Helmle zeigte dazu ein Arzneimittelentwicklungsszenario. Genau wie im Fall der später folgenden Vorstellung des KMU Förderinstruments sorgte das zugrunde liegende stark vereinfachte, linea Innovationsmodell für Erstaunen im Publikum. Schließlich laufen Entwicklungsprojekte je nach Thematik und konkreter Fragestellung recht unterschiedlich ab, die Komplexität kann enorm sein und auch die benötigte Zeit und die Anforderungen an die finanzielle Ausstattung eines Unternehmens können sehr stark divergieren. Entsprechend wichtig war der im Laufe der Diskussion folgende Hinweis, dass bestimmte, an diese Modelle geknüpfte Förderungen nicht unbedingt nacheinander durchlaufen werden müssen wie man aufgrund der Darstellung zu glauben verleitet ist, sondern problemlos unabhängig voneinander beantragt werden können. Die aktuellen Förderquoten im KMU Instrument verdienen es, an dieser Stelle erwähnt zu werden: In der Kategorie „Machbarkeitsstudien“, also der Phase 1, wurden 2014-2015 insgesamt 1.219 Anträge übermittelt, 1206 evaluiert, 198 Anträge für förderungswürdig befunden – aber aus budgetären Gründen nur 165 Anträge zur Förderung ausgewählt. In der Kategorie „Innovationsprojekte“, der Phase 2 im KMU Instrument, klafft eine noch deutlichere Lücke zwischen den förderungswürdigen Projekten und denen, die unterstützt wurden: 751 Anträge wurden eingereicht und 736 evaluiert, aber von den 354 förderungswürdigen Projekten kamen nur 31 in den Genuss einer EU-Förderung.
 
Helmle behandelte in seinem Vortrag auch die etablierten kooperativen Fördermodelle innerhalb von Horizon 2020, sowie weitere Maßnahmen, darunter Eurostars/EUREKA, Fast Track to Innovation Pilot, die Innovatiave Medicines Initiative (IM)), InnovFin, Horizon Prizes sowie das European and Developing Countries Clinical Trial Partnership (EDCTP). Details dazu finden Sie in den Präsentationsunterlagen.
 
Astrid Hoebertz, FFG, moderierte die anschließende Podiumsdiskussion, die tiefe Einblicke in den Nutzen ermöglichte, den europäische Förderungen für kleine und mittelgroße Unternehmen bieten. Besonders die Tatsache, dass für zugesagte europäische Fördermittel keine Firmenanteile abgegeben werden müssen, lockt zur Antragstellung. Am Podium vertreten waren Eva Prieschl-Grassauer (Marinomed Biotechnologie GmbH), Matthias Hackl (TAmiRNA GmbH), Christian Suojanen (Tech Transfer Summit), Patrik Frei (Venture Valuation), Sebastian Tegethoff (24IP Law Group) und Ines Haberl (FFG). Auch das Publikum beteiligte sich rege an der Diskussion. Die wichtigsten Themen bei der Podiumsdiskussion waren Erfahrungsberichte, Hintergrundinformationen und Tipps für KMUs, darunter folgende:

  • Es wird angeraten, rechtzeitig vor dem Abfassen eines Antrags mit dem National Contact Point (NCP) das Vorhaben zu besprechen und gemeinsam eine Förderschiene auszuwählen. Die Expertinnen und Experten der NCPs verfügen nicht nur über einen guten Überblick über die inhaltlich passenden Instrumente, sondern können auch das zu erwartende Ausmaß an konkurrierenden Projektanträgen und damit auch die Aussicht auf Erfolg einschätzen.
  • Da die NCPs im Lauf der Jahre zahlreihe erfolgreiche und nicht erfolgreiche Anträge analysiert haben, wird empfohlen, von den Proposal check Angeboten der NCPs Gebrauch zu machen und dafür sowie für allfällige Korrekturen ausreichend Zeit einzuplanen.
  • Insgesamt wird die Erstellung eines Antrags nur dann als sinnvoll eingeschätzt, wenn das geplante Projekt inhaltlich perfekt zur Ausschreibung passt. Projektvorschläge, die nur die Peripherie der Ausschreibung treffen, haben aufgrund des hohen Wettbewerbs um die Fördermittel kaum eine Chance auf Unterstützung.
  • Passt eine Ausschreibung mit mehreren Cut-off dates thematisch perfekt zum geplanten Vorhaben, dann sollte unbedingt versucht werden, beim ersten cut-off date einzureichen. Die Aussicht auf Erfolg ist deutlich größer, da es noch keine Projekte gibt, die auf Basis des Feedbacks aus der Begutachtung in einer verbesserten Form erneut eingereicht werden.
  • Abgelehnte Anträge sollten mit Hilfe der Rückmeldungen aus der Evaluierungsphase und der NCP überarbeitet und erneut eingereicht werden.
  • Bevor man sich als Projektpartner an einem Vorhaben Dritter beteiligt, lohnt sich nicht nur genau zu prüfen, ob der Inhalt zum Unternehmensfokus passt. Auch ein Blick auf die Höhe der zu erwartenden Förderung darf nicht fehlen, schließlich müssen Aufwand und Ertrag in einem annehmbaren Verhältnis miteinander stehen. Manchmal liegt der eigentliche Mehrwert jedoch weniger im Projekt selbst als in dem im Laufe der gemeinsamen Antragstellung erweiterten Netzwerk. Einmal im Zuge des Aushandlungs- und Schreibprozesses erarbeitete Vertrauensverhältnisse können ungeplant dabei helfen, interessante Geschäftsfelder zu erschließen.
  • Aufgrund der niedrigen Förderwahrscheinlichkeit ist es sehr riskant, zentrale Säulen im Geschäftsplan über europäische Förderungen abzudecken. Folglich gilt es genau zu überlegen, welchen Stellenwert ein eingereichtes Projekt für das Unternehmen haben kann.
  • Bei hohem Finanzbedarf sind Private Equity Investoren eine Alternative. Allerdings kommt man auch hier nicht daran vorbei, die nötigen Hintergrundrecherchen anzustellen, um den richtigen Investor zu finden. Analog zum Bereich Förderungen investiert auch nicht jeder Private Equity Investor in jeden technologischen Bereich, jede geographische Region oder hat aktuell noch Mittel zu vergeben. Lohnend wird es auch sein, mit Firmen zu sprechen, die sich im Portfolio eines Investors befinden oder den Exit bereits hinter sich haben.
  • Venture Capital Investoren erwarten, dass sich Portfolio-Unternehmen ganz auf den vereinbarten Fokus konzentrieren und sehen ungern neue Projekte, die davon ablenken. Gleichzeitig wird erwartet, dass vom Unternehmen öffentliche Fördermittel eingeworben werden – was aber neue Projekte erfordert. Dadurch können unerwartete Spannungen entstehen.
  • Unternehmen im medizinischen Bereich sollten sich auch aktiv danach umsehen, ob PatientInnen-Vereinigungen existieren, die Interesse an einer Investition für Entwicklungsarbeit in einer bestimmten Indikation haben.

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