IMP: Fliegen-Sex: Wann lohnt sich ein Flirt?

Nur jungfräuliche Fliegenweibchen sind zur Paarung mit Männchen bereit. Hat sich ein Weibchen bereits mit einem Männchen gepaart, werden alle weiteren Bewerber abgewiesen. Woher weiß nun ein Männchen, ob sich ein Annäherungsversuch überhaupt lohnt? Wissenschaftler vom IMP in Wien haben es herausgefunden. Ihre wissenschaftliche Arbeit wurde am Sonntag im renommierten Fachmagazin „Nature“ veröffentlicht.

Selbst das aufwendigste Balzritual aus Gesängen und Flügelschlagen hilft nichts, wenn ein Fliegenweibchen bereits von einem anderen Männchen begattet wurde, weist sie alle anderen Männchen gnadenlos zurück. Damit also ein Männchen nicht unnötig Energie in fruchtloses Balzen verschwendet, muss es rasch lernen, wann sich die Mühe lohnt und wann nicht.
 
Krystyna Keleman, Barry Dickson und ihre Kollegen vom IMP – Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie in Wien haben herausgefunden, dass Fliegenmännchen nach dem Prinzip „Versuch und Irrtum“ lernen und dabei jedes Mal ein Stückchen „gescheiter“ werden:
 
Unerfahrene, sogenannte „naive“ Fliegen-Männchen versuchen, jede weibliche Fliege, die ihnen in die Quere kommt, zu begatten. Erwischen sie eine Jungfrau, dann kommt es zur Paarung. Die Männchen hinterlassen dabei auf dem Weibchen einen Botenstoff, ein Pheromon namens cVA. Werden sie jedoch von einem bereits begatteten Weibchen abgewiesen, erhöht sich ihre Sensibilität für das Pheromon, in diesem Fall ein Souvenir des Vorgängers. Sie werden also bei einem nächsten Versuch den Botenstoff intensiver wahrnehmen und besser entscheiden können, ob es sich bei dem Weibchen noch um eine Jungfrau handelt.
 
Verantwortlich für die Wahrnehmung des Pheromons ist ein sehr spezifischer Kreis an Dopamin-sensiblen Nervenzellen, den Keleman und Dickson im Protocerebrum, dem großen, vorderen Bereich des Fliegengehirns, identifizieren konnten. Diese Nervenzellen produzieren ein Signal, das die Art und Weise verändert, wie das Fliegengehirn die immer wiederkehrenden Einflüsse des Pheromons cvA weiterverarbeitet.
 
Interessant ist auch, dass man das Lernverhalten künstlich nachahmen kann: werden die Dopamin-sensiblen Nervenzellen im Gehirn einer naiven Fliege künstlich aktiviert, verhält sich die Fliege, als hätte sie bereits einen großen Erfahrungsschatz im Umgang mit Weibchen.
 
Die Erkenntnisse wurden unter dem Titel „Dopamine neurons modulate pheromone responses in Drosophila courtship learning“ am 19. August in der Fachzeitschrift „Nature“ publiziert.
 
Über das IMP
Das Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie betreibt in Wien biomedizinische Grundlagenforschung und wird dabei maßgeblich von Boehringer Ingelheim unterstützt. Mehr als 200 ForscherInnen aus über 30 Nationen widmen sich der Aufklärung grundlegender molekularer und zellulärer Vorgänge, um komplexe biologische Phänomene im Detail zu verstehen und Krankheitsmechanismen zu entschlüsseln.

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