FCIO: Chemische Industrie: Mit Zukunftstrends zum Aufschwung

Innovative Branche optimiert mittels Digitalisierung zahlreiche Anwendungen

„Die chemische Industrie scheint die konjunkturelle Talsohle durchschritten zu haben“, freut sich Hubert Culik, Obmann des Fachverbandes der Chemischen Industrie über den guten Start der Branche ins Jahr 2017. „Unsere Mitglieder sind heuer sehr zufrieden mit der Auftragslage und nach fünf Jahren Stagnation endlich wieder optimistisch.“

Kein Wachstum im Jahr 2016
Das Jahr 2016 brachte der chemischen Industrie das fünfte Jahr in Folge keinen Aufschwung, sondern sogar einen geringen Rückgang von -0,6 Prozent. Dabei entwickelten sich die einzelnen Branchen im vergangenen Jahr sehr heterogen. So gingen vor allem bei den Chemikalien die Umsätze deutlich zurück. Auch Kunststoffe und Pharmazeutika mussten Einbußen hinnehmen, während sich zum Beispiel Chemiefasern und Lacke über Zuwächse freuen konnten. Als Zeichen für den aufkommenden Optimismus der Unternehmen können Zuwächse bei Beschäftigten und die steigende Bereitschaft zu Investitionen gewertet werden.

Leichter Rückgang im Außenhandel
Auch das Auslandsgeschäft brachte keine Wachstumsimpulse. Die Nachfrage auf dem Hauptabsatzmarkt Deutschland ließ um einen Prozentpunkt nach, auch bei Frankreich, Polen, Tschechien und Ungarn wurden Rückgänge verzeichnet. Im Plus hingegen lag der Handel mit der Schweiz, Italien und Großbritannien. Einbußen mussten vor allem Kunststoffe und Chemikalien hinnehmen, Anstiege bei Pharmazeutika, Chemiefasern und Kunststoffwaren konnten das Ergebnis nicht mehr ausgleichen.

Die Stärke der Branche liegt in ihrer Innovationskraft
Die Innovationskraft der chemischen Industrie ist in zahlreichen Fällen die Grundlage für Fortschritt: Leichtere Autos und Flugzeuge, leistungsfähigere Akkus, schnellere Rechenchips, ausreichende Ernährung für eine wachsende Weltbevölkerung, Bekämpfung von Krankheiten, Sicherung der Energieversorgung und vieles mehr wäre ohne Innovationen der chemischen Industrie gar nicht möglich. Mit ihrem breiten Spektrum ermöglicht die chemische Industrie neuartige Entwicklungen für zahlreiche Anwendungen und auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette. Unter dem Begriff Chemie 4.0 fasst der Fachverband den Trend zu smarten Produkten mit bestimmten funktionellen Eigenschaften (Smart Chemistry) ebenso wie die Suche nach einem Ersatz für Erdöl (Green Chemistry) zusammen.

Die chemische Industrie 4.0
Eine weitere Schiene, die zunehmend an Bedeutung gewinnt und momentan unter dem Schlagwort „Industrie 4.0“ in aller Munde ist, stellt die Digitalisierung dar. Bei einer Umfrage unter den Mitgliedern des Fachverbandes gaben etwa zwei Drittel der Unternehmen an, dass die Digitalisierung Teil ihrer Unternehmensstrategie ist und dass sie konkrete Digitalisierungsprojekte für Ihre Prozesse implementiert haben. Die Anwendungsfelder, die sich aus vernetztem Datenmanagement ergeben, sind in der chemischen Industrie sehr vielfältig. Sie reichen von der Verlängerung von Instandhaltungsintervallen durch Analyse von Maschinendaten über Sicherheitstrainings mittels Computersimulationen bis zu 3D-Druck und Digital Farming, bei dem jeder Quadratmeter Anbaufläche nach den entsprechenden Bedürfnissen bewirtschaftet werden kann.

„Die chemische Industrie steht ganz klar vor einem Wandel durch die Digitalisierung, dem wir uns nicht entziehen können. Es heißt nun, die Veränderung als Chance zu begreifen und mit Zukunftsoptimismus zur Umsetzung zu schreiten, damit wir im internationalen Wettbewerb weiter vorne mit dabei sind“, fordert Culik die österreichischen Chemieunternehmen auf.

Viele rechtliche Fragen zu klären
Handlungsbedarf sieht der Fachverband bei den rechtlichen Fragenstellungen, die sich für die Unternehmen bei der Vernetzung von Daten ergeben, etwa im Bereich des Datenschutzes oder der Haftung. Die Verarbeitung der enormen Datenmengen den bestehenden rechtlichen Konzepten zuzuordnen, stellt eine große und nicht immer leicht zu lösende Aufgabe dar. Und nicht zuletzt ist Cyber-Security eine der großen Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt.

Culik sieht auch in der gesellschaftlichen Akzeptanz für die Digitalisierung Aufholbedarf, werden hier doch sehr oft unbegründet Ängste geschürt. Hier muss sich die Politik ihrer Verantwortung bewusst werden. „Ein investitionsfreundliches Umfeld seitens der Politik wäre für die Unternehmen der chemischen Industrie wünschenswert, anstatt mit Schlagwörtern wie Maschinensteuer die Betriebe zu verunsichern“, so Culik.

Chemieverfahrenstechnik wird erster Industrie 4.0-Lehrberuf
Um im Wandel erfolgreich bestehen zu können, müssen die zukünftigen Mitarbeiter fit für die Herausforderungen der Industrie 4.0 sein und die Ausbildungen auf allen Ebenen überarbeitet werden, ist Culik überzeugt. „Nur mit proaktiven, gut ausgebildeten Mitarbeitern können wir zu den Gewinnern gehören.“

Der Fachverband hat hier bereits einen wichtigen Schritt gesetzt und gemeinsam mit seinen Mitgliedern den Lehrberuf für Chemieverfahrenstechnik an den aktuellen Stand der Technik und an die heutigen Anforderungen angepasst. Das neue Berufsbild wird noch im Mai im Bundesberufsausbildungsbeirat beschlossen und an das zuständige Ministerium weitergeleitet. Damit wird der Lehrberuf Chemieverfahrenstechnik der erste, der auf Industrie 4.0 zugeschnitten wurde.

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