European Society of Radiology: Brennpunkt Bildgebung: CT und MRT als Wegbereiter für Umbruch in der Brustbildgebung

RadiologInnen sind immer auf der Suche nach den neuesten Möglichkeiten der Technik, um die Bildgebung möglichst schonend, bei möglichst großer Effizienz zu gestalten. Insbesondere bewahrheitet sich dies bei der Brustbildgebung, da die Mammografie aufgrund ihrer nicht funktionellen, zweidimensionalen Darstellung nicht die "perfekte" Methode darstellt: sie kann bösartige Tumore übersehen und diagnostiziert auch biologisch irrelevante Erkrankungen, die nachfolgend übertherapiert werden.

Spezifische Brust CT mit niedriger Strahlungsdosis
Die Sensitivität und Genauigkeit der Mammografie ist im Vergleich zur MRT unbefriedigend, diese ist allerdings wiederrum deutlich teurer und zeitintensiver, sowie in der Darstellung von Mikrokalzifikationen als häufigem Frühzeichen von Brustkrebs unterlegen.

Eine neue interessante Methode stellt eine spezifische Brust-Computertomografie dar, welche erstmals 2012 im Detail vorgestellt wurde. Das Ziel dieser Methode ist es, hochauflösende Computertomographie mit sehr geringer Dosis bei hoher Sensitivität und Genauigkeit für eben diese Fragestellungen anzubieten. Darüber hinaus bietet die CT überlagerungsfrei eine hohe räumliche Auflösung bis zu 100 μm oder noch höher im dreidimensionalen Bereich und bleibt dabei innerhalb der beim Mammographie Screening vorgeschriebenen Dosiswerte. In Zukunft könnte die Brust CT alle Schritte vom einfachen Scan bis hin zur Unterstützung von indizierten Biopsien oder Kontrastmittelaufnahmen in einem Gerät anbieten. Alles Schritte, die beim derzeitigen Verfahren einzeln erledigt werden müssen.

Die ersten beiden Brust CT Scanner werden gerade auf Ihre Installation in den Krankenhäusern Erlangen und Aachen vorbereitet und klinische Test sollten Mitte des Jahres beginnen.

Kontrastmittelfreie MRT als Alternative?
Auch im Bereich der Magnetresonanztomografie werden neue Einsatzmöglichkeiten in der Brustkrebsbildgebung getestet. Bei der kontrastmittelfreien MRT fallen geringere Kosten sowie Zeitaufwand an, und potentielle Nebeneffekte durch den ansonsten nötigen Einsatz von Kontrastmitteln, wie Allergien oder nephrogene systemische Fibrose (NSF) fallen weg, so Dr. Pascal Baltzer, außerordentlicher Professor an der Abteilung für Radiologie der Medizinischen Universität Wien.

Unter der kontrastmittelfreien MRT Untersuchung der Mamma lassen sich alle Sequenztechniken, die ohne die Anwendung von Kontrastmittel auskommen subsummieren.

"Dazu zählen in erster Linie die Diffusionsgewichtete Bildgebung (DWI) und T2-gewichtete Sequenzen. Die kontrastangehobene MRT der Mamma ist derzeit der Standard, da sie Tumore aufgrund ihrer Durchblutung schon ab winzigen Größen darstellen kann. Reine morphologische Aufnahmen (T1w, T2w) sind zur Detektion von Tumoren meist ungeeignet, hier sind Röntgenverfahren erheblich besser. Auch der 3D Vorteil ist nach Einführung der digitalen Tomosynthese hinfällig. Die DWI jedoch kann Diffusionsstörungen extrazellulären Wassers sichtbar machen und auch quantifizieren. Sie ist längst Standard in der Schlaganfallsbildgebung und etabliert sich seit Jahren immer stärker in der onkologischen Bildgebung des ganzen Körpers. In der Mamma wird sie seit 2000, verstärkt seit 2005/2006 angewandt. Sie ist in der Lage, Brustkrebs sowohl zu erkennen, als auch von gutartigen Läsionen abzugrenzen. Da sie rascher als eine Kontrastmitteldynamik zu akquirieren ist und auf das intravenöse Kontrastmittel verzichtet werden kann, erklärt sich ein generelles Interesse an dieser Technik", führt Dr. Baltzer aus.

Studienlage noch nicht ausreichend
Zurzeit werden jedoch beide Techniken meist kombiniert, da die DWI eine geringe Auflösung hat und es an empirischer Evidenz zu ihrer alleinigen Anwendung mangelt. Bislang wurde die kontrastmittelfreie MRT in Studien als Kombination von DWI mit T2-gewichteten Sequenzen verwendet, welche eine morphologische Beurteilung von in der DWI auffälligen Befunden ermöglicht.

Eine solche Untersuchung würde zwischen 5 und 10 Minuten benötigen und die Untersuchung von mindestens 6 Patientinnen pro Stunde erlauben. Ebenso könnte die Verfügbarkeit der Methode durch die geringeren Kosten angehoben werden.

"Das Problem hierbei ist sicherlich die Schwankungsbreite der Ergebnisse bei der Diffusionsbildgebung", so Baltzer. "Obwohl es Studien gibt, welche der kontrastmittelfreien Brust MRT ähnliche Ergebnisse bescheinigen wie der herkömmlichen, geben diese keinen Aufschluss darüber, wie es sich bei spezifischen Fragestellungen wie z.B. dem Hochrisiko Screening verhält. Bislang kommt die konstrastmittelfreie MRT lediglich zur Darstellung von Silikonimplantaten bei Frage nach der Integrität selbiger in Frage. Alle internationalen Richtlinien sprechen sich klar für eine kontrastangehobene MRT zur Tumordetektion aus. Für eine generelle Empfehlung einer unverstärkten MRT müssten die Möglichkeiten und Grenzen der Methode bezüglich klar definierter klinischer Fragestellungen empirisch untersucht werden".

Ab 4. März tagen in Wien über 20.000 Radiologen
Beim 27. Europäischen Radiologenkongress (European Congress of Radiology/ECR) vom 4. bis 8. März 2015 im Austria Center in Wien werden auch heuer wieder Spezialisten aus dem Bereich der medizinischen Bildgebung ihr Fachwissen auf den verschiedensten Gebieten austauschen, und die neuesten Erkenntnisse der Forschung präsentieren.

Der ECR ist die Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Radiologie (European Society of Radiology/ESR), welche weltweit über 62.000 Radiologen vertritt. Mit mehr als 20.000 Teilnehmern aus der ganzen Welt ist der ECR einer der größten medizinischen Kongresse weltweit; zusätzlich bietet er die größte Industrieausstellung in Europa, bei der auf über 26.000 m2 mehr als 300 internationale Firmen die neuesten Produkte der Medizintechnik anbieten.

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