ESTRO: Diagnose Krebs: Aufklärung & Wissen – Die Basis der Betreuungsoptimierung

Neben fächerübergreifendem Wissenstransfer und interdisziplinärer Zusammenarbeit der behandelnden Ärzte sind die detaillierte Information aller Tumorpatienten und ihre aktive Einbeziehung in die eigene Behandlung wichtige Voraussetzungen für eine optimale Krebsversorgung. Um diese zu gewährleisten, wurde kürzlich eine Grundrechtscharta für europäische Krebspatienten erarbeitet. Seriöse Wissensvermittlung von Top-Experten wird Patienten in Wien am 5. April auf dem Krebstag im Wiener Rathaus geboten.

Grundrechtscharta für Krebspatienten

Im globalen Vergleich befindet sich die Behandlung von Tumorpatienten in Europa bereits auf sehr hohem Qualitätsniveau. Allerdings bestehen nach wie vor beträchtliche nationale und regionale Ungleichheiten in der Patientenversorgung, wie sich aus den unterschiedlichen Häufigkeiten von Tumorerkrankungen und damit assoziierten Sterberaten ableiten lässt. Die European Cancer Concord (ECC), eine internationale Expertengruppe aus Patienten, deren Vertretungen sowie renommierten Onkologen, hat eine Grundrechtscharta für europäische Krebspatienten formuliert, die – anlässlich des Weltkrebstages am 4. Februar dem Europäischen Parlament in Straßburg übergeben – als Impulsgeber für Verbesserungen fungieren soll. „Als eine der zentralen Grundvoraussetzungen ist das Recht jedes Patienten auf detaillierte Information und aktive Einbeziehung in die Behandlung in der Charta festgeschrieben. Dadurch soll jeder europäische Bürger darin bestärkt werden, sein Recht auf eine optimale Krebsversorgung im eigenen Land bzw. in der Heimatregion einzufordern“, erklärt Univ. Prof. Dr. Christoph Zielinski, Vorstand der Univ. Klinik für Innere Medizin, Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie der Medizinischen Universität Wien (AKH Wien) und Initiator des Vereins „Leben mit Krebs“.

Informationen aus erster Hand: Krebstag, ESTRO und Internet-Plattform 

Patienteninformation steht auch im Mittelpunkt des Krebstages im Wiener Rathaus, der heuer mit dem Patiententag der ESTRO-Jahrestagung (Europäische Gesellschaft für Radiotherapie und Onkologie) kombiniert wird. Und zwar am 5. April, von 11 bis 16.30 Uhr. „Unter dem Titel ‚Neues aus der Forschung‘ informieren Experten über das breite Spektrum der Therapiemöglichkeiten durch Operationen, Medikamente und Bestrahlungen bei Krebserkrankungen der Prostata, der Brust, des Dickdarms und des Blutes“, betont Univ. Prof. Dr. Gabriela Kornek, Stellvertretende Leiterin der klinischen Abteilung für Onkologie, Medizinische Universität Wien (AKH Wien) und Präsidentin des Vereins „Leben mit Krebs“. Auch Selbsthilfegruppen wie die Österreichische Krebshilfe, Europa Donna Austria, Mamma Mia – Selbsthilfe bei Brustkrebs, Krebsinfo & Stomaforum sowie der PAN-Verein für Jugendliche und junge Erwachsene mit onkologischen Erkrankungen stehen für persönliche Fragen und Erfahrungsaustausch zur Verfügung. Alle Vorträge des Krebstages sowie weiterführende Informationen für Patienten und Ärzte sind kostenlos im Internet auf www.leben-mit-krebs.at abrufbar.

ESTRO 33 in Wien 

Die 1981 gegründete Europäische Gesellschaft für Radiotherapie und Onkologie (ESTRO) – mit rund 5.000 Mitgliedern eine der weltweit größten Krebsgesellschaften – verfolgt das Ziel, den Informationsstand seiner Mitglieder, aber auch der Patienten zu erhöhen. Heuer findet die 33. ESTRO-Jahrestagung – der größte Kongress für Radiotherapie und Onkologie in Europa mit mehr als 5.000 Experten – in Wien statt. Und zwar vom 4. bis zum 8. April im Congresszentrum der Messe Wien. „Im Zentrum des an die Ärzteschaft gerichteten hochkarätigen wissenschaftlichen Programmes stehen fachübergreifende Innovationen aus dem gesamten Spektrum der Radiotherapie – von klinischer Onkologie, Strahlenphysik, Strahlentechnologie bis hin zu Brachytherapie und externer Strahlentherapie“, erläutert Univ. Prof. Dr. Richard Pötter, Leiter der Univ.-Klinik für Strahlentherapie an der Medizinischen Universität Wien (AKH Wien). Beispiele sind Gene Profiling, Kombinationsmöglichkeiten der Strahlentherapie mit molekular-zielgerichteten Medikamenten, prädiktive Biomarker, neue Anwendungsformen hochdosierter Strahlentherapie sowie entstehende Technologien in der Partikeltherapie. Ein aus österreichischer Sicht herausragendes Highlight ist die Verleihung des Breur Awards, der höchsten Auszeichnung der ESTRO, an Univ. Prof. Dr. Richard Pötter mit seiner Arbeitsgruppe für Forschungsergebnisse zum Thema „Image-guided adaptive radiotherapy – the paradigm of cervix cancer brachytherapy“ (Bildgesteuerte adaptive Radiotherapie – das Paradigma der Brachytherapie bei Gebärmutterhalskrebs).

Brustkrebs: innovative Therapiefortschritte

Für Frauen ist wichtig zu wissen, dass die Diagnose Mammakarzinom heute viel an Schrecken verloren hat. „Dank einer Vielzahl innovativer Entwicklungen wird Brustkrebs als ehemals akut lebensbedrohliche Krankheit zunehmend zu einer behandelbaren chronischen Erkrankung, die es immer mehr Betroffenen ermöglicht, über viele Jahre bei guter Lebensqualität und erhaltener Leistungsfähigkeit mit ihrer Krankheit zu leben“, berichtet Univ. Prof. Dr. Günther Steger, Programmdirektor für Mammakarzinom der Klinischen Abteilung für Onkologie, Medizinische Universität Wien (AKH Wien). Speziell bei besonders häufig vorkommenden Tumor-Subtypen wurden in jüngster Zeit beeindruckende Fortschritte erzielt. Bei HER2-positivem Brustkrebs wird durch die Kombination der Standard-Chemoimmuntherapie mit dem neuen Antikörper Pertuzumab bei metastasiertem Brustkrebs in der Erstlinientherapie die Überlebenszeit der Patientinnen im Vergleich zur bisherigen Standardtherapie signifikant und klinisch relevant verlängert.1 Darüber hinaus ist sie auch in der präoperativen, sogenannten neoadjuvanten Phase, wenn noch keine Fernmetastasen vorliegen, mit deutlichen Vorteilen verbunden.2 Als weitere Therapieinnovation wurde der bereits bewährte Antikörper Trastuzumab molekular mit einem Zytostatikum verbunden. Das Wirkprinzip von Trastuzumab-Emtansine basiert quasi auf dem Effekt des „Trojanischen Pferdes“: Das Chemotherapeutikum wird vom Antikörper selektiv ausschließlich in Krebszellen eingeschleust und tötet diese von innen ab. Dadurch werden eine extrem hohe Zielsicherheit in den Tumorzellen und – damit verbunden – eine gegenüber herkömmlicher Chemotherapie deutlich überlegene Verträglichkeit realisiert.3 Auch für die große Untergruppe der hormonrezeptorpositiven Mammatumore wurde ein vielversprechender neuer Therapieansatz entwickelt. Dabei wird ein Aromatasehemmer mit einem immunologischen Modulator – jeweils in Tablettenform – kombiniert, der ein spezifisches Signal innerhalb der Tumorzelle hemmt. Bei zwei Drittel der Patientinnen erzielt diese Kombination eine sehr gute Wirkung und reduziert das Risiko für ein weiteres Fortschreiten der Erkrankung.4 Dadurch kann auch die Zeit bis zur Notwendigkeit einer Chemotherapie deutlich verlängert werden.

Literatur:

(1) Gianni L, Pienkowski T, Im YH, et al. Efficacy and safety of neoadjuvant pertuzumab and trastuzumab in women with locally advanced, inflammatory, or early HER2-positive breast cancer (NeoSphere): a randomised multicentre, open-label, phase 2 trial. Lancet Oncology 2012;13:25-32. (2) Schneeweiss A, Chia S, Hickish T, et al. Pertuzumab plus trastuzumab in combination with standard neoadjuvant anthracycline-containing and anthracycline-free chemotherapy regimens in patients with HER2-positive early breast cancer: a randomized phase II cardiac safety study (TRYPHAENA). Ann Oncol. 2013;24:2278-2284. (3) Verma S, Miles D, Gianni L, et al. Trastuzumab emtansine for HER2-positive advanced breast cancer. NEJM 2012; 367: 1783–91. (4) Baselga J, Campone M, Piccart M, et al. Everolimus in Postmenopausal Hormon-Receptor-Positive Advanced Breast Cancer. NEJM 2012;366:520-529.

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