ESR: Brennpunkt Bildgebung: Schonende Behandlung bei diabetischem Fuß durch interventionelle Radiologie

In Europa verlieren pro Jahr 80.000 PatientInnen ein Bein, rund 70% dieser Fälle werden durch Durchblutungsstörungen oder schlecht heilende Beinwunden, so genannten Ulcera verursacht. Rund 20% der Diabetes-PatientInnen leiden an diesen Substanzdefekten der Haut, ebenso ist die Wahrscheinlichkeit eines Auftretens in dieser Gruppe um das vierfache erhöht.

Folgen von Diabetes nach wie vor unterschätzt
An Diabetes, der wohl meist unterschätzten Krankheit Österreichs, leiden hierzulande mehr als 300.000 Menschen. Experten vermuten sogar, dass die Dunkelziffer noch wesentlich höher liegt. Weltweit gesehen ist Diabetes, umgangssprachlich auch „Zuckerkrankheit“ genannt, unter den fünf häufigsten Todesursachen, an deren Folgen jährlich über 3 Millionen Menschen sterben. Diabetes ist – vereinfacht dargestellt – eine langfristige Erhöhung des Blutzuckerspiegels, die sich vor allem auf die Blutgefäße (Ablagerungen innerhalb und Schädigung der Gefäße) und das Nervensystem (Schädigung der Zellen und somit Verminderung der Reizleitung) auswirkt. Verheerend sind auch die mit der Zuckerkrankheit einhergehenden Folgeerkrankungen, die weit weniger bekannt sind als ihr Auslöser: hierzu zählen Schlaganfälle und Herzinfarkte, dialysepflichtige Niereninsuffizienz, Erblindung, und Fußgeschwüre aufgrund Mangeldurchblutung bis hin zur Beinamputation.
Die Zuckerkrankheit führt bei fortgeschrittenem Verlauf einerseits zu Gefäßverengungen, auf der anderen Seite zu einer peripheren Neuropathie. Die Folge kann sein, dass sich PatientInnen, ohne es recht zu spüren, an den Füßen verletzen; diese Verletzungen führen dann zu schlecht heilenden Wunden aufgrund der schlechten Durchblutung. Die schlechte Durchblutung alleine kann aber auch zu Wunden oder schwarzen Zehen führen. Diese Kombination aus langjähriger Zuckerkrankheit, Minderdurchblutung an den Füßen, peripherer Neuropathie und entstehenden nicht heilenden Fußwunden bzw. absterbende Zehen nennt man dann „diabetischen Fuß“.

Sofortiges Handeln ist entscheidend
„Bei PatientInnen mit Diabetes und auftretenden Problemen an den Füßen (Wunde/Ulcus oder schwarze Zehe/Gangrän) muss sofort reagiert werden, um letztendlich eine Amputation zu verhindern. Als erstes müssen alle Risikofaktoren beseitigt werden, das heißt die Zuckerkrankheit gut eingestellt werden. Im nächsten Schritt muss verhindert werden, dass sich die Wunde oder der Fuß infiziert und wenn dies bereits geschehen ist, muss antibiotisch behandelt werden. Als drittes gilt es zu diagnostizieren, ob eine schwerwiegende Durchblutungsstörung besteht. Dies erfolgt am besten mittels MR- oder CT-Angiographie“, so Professor Johannes Lammer, Abteilungsleiter der Klinischen Abteilung für Kardiovaskuläre und Interventionelle Radiologie an der Medizinischen Universität Wien.
Bei bestehender Durchblutungsstörung und nach einer erfolgten MR- oder CT-Angiographie ist die Therapie der ersten Wahl die endovaskuläre Rekanalisation der verengten oder verschlossenen Beingefäße mittels PTA (perkutane transluminale Angioplastie) oder Stent. Die gefäßchirurgische Bypass-Chirurgie ist erst die zweite Wahl. Der Radiologe kann insofern die Amputation verhindern, indem er erstens möglichst rasch und nicht-invasiv die Gefäßsituation abklärt (MRA, CTA) und dann möglichst schnell mittels PTA und oder Stent die verengten oder verschlossenen Gefäße wieder öffnet.
Im Gegensatz zur Angioplastie benötigt die Bypass-Chirurgie gute Venen im Bereich des Unterschenkels, welche dem Patienten zur Überbrückung im Verschlussbereich entnommen werden. Dieser Eingriff findet unter Vollnarkose statt und stellt für den Patienten eine wesentlich größere Belastung dar. Weitere Vorteile der Angioplastie sind ein für den Patienten sicheres, schonendes und kostengünstiges Verfahren und darüber hinaus, durch den minimal invasiven Einstich in die Leiste, eine schnelle Rehabilitation.
Die Technik der Wiederöffnung von verschlossenen oder verengten Gefäßen hat sich über die letzten Jahre permanent verbessert und weitere Innovationen stehen derzeit auf dem Prüfstand. So wurde der positive Einfluss von Drug Eluting-Stents, welche nach ihrer Einsetzung noch zusätzlich Medikamente direkt an den betroffenen Stellen abgeben, in mehreren Studien nachgewiesen. Zurzeit ist der positive Einfluss von Drug Eluting-Balloons in Abklärung, welche Medikamente direkt an die Gefäßengstelle transportieren, danach aber wieder vollständig entfernt werden, sodass kein Fremdkörper zurück bleibt.
Für die Verfügbarkeit dieser Behandlungen ist in Österreich laut Prof. Lammer auf jeden Fall gesorgt: „An allen österreichischen Schwerpunktkrankenhäusern gibt es interventionelle Radiologen, die speziell ausgebildet sind und Erfahrung haben in der Behandlung von Gefäßverengungen und Verschlüssen bei diabetischen Patienten“.

Verschluss der Oberschenkelarterie (c) S. ThurnherKatheterangiographie des Oberschenkels (c) S. ThurnherRadiologisch-gesteuerte Ballondehnung der Oberschenkelarterie (c) S. ThurnherErgebnis nach Dehnung Oberschenkel (c) S. Thurnher

Ab 06. März tagen in Wien über 20.000 Radiologen
Beim 26. Europäischen Radiologenkongress (European Congress of Radiology/ECR) vom 06. bis 10. März 2014 im Austria Center in Wien werden auch heuer wieder Spezialisten aus dem Bereich der medizinischen Bildgebung ihr Fachwissen auf den verschiedensten Gebieten austauschen, und die neuesten Erkenntnisse der Forschung präsentieren.
Der ECR ist die Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Radiologie (European Society of Radiology/ESR), welche weltweit über 58.000 Radiologen vertritt. Mit mehr als 20.000 Teilnehmern aus der ganzen Welt ist der ECR einer der größten medizinischen Kongresse weltweit; zusätzlich bietet er die größte Industrieausstellung in Europa, bei der auf über 26.000 m² mehr als 300 internationale Firmen die neuesten Produkte der Medizintechnik anbieten.

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