ESR: Brennpunkt Bildgebung: Elastographie – ein neues bildgebendes Verfahren auf dem Vormarsch

Die Elastographie ist ein neues, mit Magnetresonanz (MR) und Sonografie (US) umsetzbares Verfahren, mit dem die Elastizität des Gewebes beurteilt werden kann. Die Beurteilung der Elastizität krankhafter Veränderungen mit der tastenden, palpierenden Hand ist viele tausend Jahre alt.

Ob krankhafte Organe (z.B. die Leber) härter oder weicher sind als „normal“ und ob z.B. ein Knoten in der Brust „hart“ ist, ist altes Wissen in der Heilkunde. In Kombination mit etablierten Techniken wie Ultraschall oder Magnetresonanztomographie sind eine Vielzahl klinischer Anwendungen möglich, von der Untersuchung von Leberkrankheiten bis hin zur onkologischen Anwendung – auch dort, wo die Hand nicht direkt „palpieren“ kann.
Ultraschall-Elastographie (USE) und Magnetresonanz-Elastographie (MRE) haben sich in der klinischen Praxis vor allem im Staging von Leberfibrosen und der Beurteilung von Tumoren in Brust, Leber, Schilddrüsen und Prostata etabliert.

Zahl invasiver Biopsien bei Leberfibrose kann verringert werden
Eine der großen Vorteile der MRE der Leber ist, dass sich hierdurch invasive Biopsien zur Überwachung des Therapieverlaufs bei Leberfibrose vermeiden lassen. So müssen sich PatientInnen nicht jedes Mal einer Biopsie unterziehen, wenn diese Information zur Therapiesteuerung benötigt wird.
Zusätzlich zu anatomischen Bildern liefert die MRE auch Phasen-Bilder, welche Rückschlüsse auf funktionale Eigenschaften der Leber zulassen. Auf diesen Daten basierend können RadiologInnen Bereiche feststellen, welche steiferes Gewebe aufweisen, was wiederum auf Leberfibrose und deren Schweregrad schließen lässt. Besonders wertvoll sind diese Informationen auch zur Therapiesteuerung.
Das grundsätzliche Prinzip der Untersuchung besteht aus drei Teilen: der Applikation von externem mechanischem Stress, der Messung der Verformung des Gewebes und der Berechnung der Elastizität der einzelnen Gewebsareale.
Die Biopsie ist nach wie vor Standard in der Evaluierung von Therapieerfolgen, beschränkt sich aber auf ein sehr kleines Gewebeareal, wobei hingegen die MRE das ganze Organ Leber abdecken kann. Ebenso erlaubt die MRE auch eine Beurteilung der Viskosität der Leber, eines Parameters, welcher noch nicht zum klinischen Alltag zählt und dessen Relevanz erst noch eruiert werden muss.

Limitationen sowohl bei MRT als auch bei US
Limitiert ist die MRE der Leber bei Patienten, die an Hämochromatose und Eisenüberschuss leiden, da es hierdurch zu einer Verschlechterung des Signal-Rausch Verhältnis kommt. Falsch positive Resultate können durch eine Beeinträchtigung der Gewebesteifheit durch Entzündungen oder vaskuläre Anomalien auftreten, auch ohne dass Leberfibrosen vorhanden sind. Auch bei PatientInnen mit Klaustrophobie oder einem nicht MR-tauglichem Herzschrittmacher kann die MRE nicht durchgeführt werden, aber durch eine Ultraschall-Elastographie (USE) ersetzt werden, die in unterschiedlicher Technik von den US-Geräteherstellern angeboten wird.
Die Vorteile der USE liegen vor allem darin, dass diese kostengünstig, schnell, nicht invasiv und klinisch leicht verfügbar ist. Allerdings ist die USE in ihrer Anwendung lokaler als die MRE, die ja die gesamte Leber abdecken kann. Ebenso kann es bei übergewichtigen PatientInnen zu Problemen kommen, da hier die Eindringtiefe der Ultraschallwellen limitiert ist. Grundsätzlich muss auch gesagt werden, dass die USE auf Grund fehlender Standardisierung derzeit in breiter Anwendung limitiert ist.

Vielversprechende Anwendungen bei Prostatakrebs
Neben der Darstellung der Leber wird die Elastographie auch immer öfter zur Abbildung des Gehirns, der Lymphknoten oder der Prostata angewandt. An der Prostata hat die Elastographie den großen Vorteil, signifikante Karzinome mit einer hohen Zuverlässigkeit zu erkennen und besitzt die Möglichkeit, diese suspekten Areale unter Echtzeitbedingungen gezielt zu biopsieren.
„Allerdings hat die Ultraschall-Elastographie, die Prostata betreffend, noch keinen so großen klinischen Stellenwert in der Prostatakrebsdiagnostik, besitzt aber den großen Vorteil, dass es sich um eine nicht-invasive Methode handelt, die sowohl von UrologInnen als auch RadiologInnen durchgeführt werden kann. Wegen fehlender prospektiver Multicenterstudien besitzt die USE einen noch nicht ausreichenden Evidenzlevel, um in die Guidelines der urologischen Gesellschaften zur Prostatakrebsdiagnose aufgenommen werden zu können. Auf Grund der bisherigen Datenlage und meiner persönlichen Erfahrung wird sich die USE aber als additives Werkzeug in der primären Prostatakrebsdiagnostik durchsetzen können“, so Dozent Dr. Friedrich Aigner, Leitender Oberarzt im Bereich Urogenitale Radiologie an der Universitätsklinik für Radiologie der Medizinischen Universität Innsbruck.
Potentielle, vielversprechende zukünftige Anwendungen der Elastographie sind unter anderem die Beurteilung der Arterienwand und atheromatöser Plaques, Muskel- und Gelenkveränderungen und die Evaluation von Stentimplantaten und von transplantierten Organen.
Sowohl MRE als auch USE erlangen immer größere Bekanntheit unter RadiologInnen. Für MRE wird zurzeit der weiterführende Einsatz im Bereich des Herzen und des Gehirns, der Skelettmuskulatur und der Niere untersucht.

Untersuchungsergebnisse durch MR Elastographie bei verschiedenen Stadien einer Leberfibrose © Dr. Sabine Bensamoun     Vergleich von Magnetresonanz- und Ultraschall-Elastographie © Dr. Sabine Bensamoun

Ab 06. März tagen in Wien über 20.000 Radiologen
Beim 26. Europäischen Radiologenkongress (European Congress of Radiology/ECR) vom 06. bis 10. März 2014 im Austria Center in Wien werden auch heuer wieder Spezialisten aus dem Bereich der medizinischen Bildgebung ihr Fachwissen auf den verschiedensten Gebieten austauschen, und die neuesten Erkenntnisse der Forschung präsentieren.
Der ECR ist die Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Radiologie (European Society of Radiology/ESR), welche weltweit über 58.000 Radiologen vertritt. Mit mehr als 20.000 Teilnehmern aus der ganzen Welt ist der ECR einer der größten medizinischen Kongresse weltweit; zusätzlich bietet er die größte Industrieausstellung in Europa, bei der auf über 26.000 m² mehr als 300 internationale Firmen die neuesten Produkte der Medizintechnik anbieten.

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