ESR: Brennpunkt Bildgebung: Bildgebung bei orthopädischen Implantaten kein Ding der Unmöglichkeit

Wenn per herkömmlichem Röntgen bei PatientInnen mit prothetischen Implantaten keine Diagnose möglich ist, kann je nach klinischer Fragestellung auf CT oder MRT zurückgegriffen werden. Hierbei kommen spezielle MRT Sequenzen, die auch beim Vorhandensein von metallischen Fremdkörpern eingesetzt werden können, zum Einsatz, allerdings immer in Kombination mit herkömmlichen Sequenzen, um die Untersuchungsdauer in einem vernünftigen Rahmen zu halten.

Bis vor 10 Jahren noch wurden MRT Aufnahmen bei PatientInnen mit orthopädischen Prothesen als problematisch angesehen und das Erzielen ausreichender Resultate war eher Glücksache. Aber durch Fortschritte in der Technik sind MRT Untersuchungen in diesem Bereich heute praktikabler als je zuvor und bringen zuverlässige exakte Untersuchungsdaten.

Orthopädische Prothesen sind nur leicht magnetisch und können ohne Bedenken in einem MRT Gerät untersucht werden, allerdings stört Metall das lokale Magnetfeld und reduziert deutlich die Bildqualität. Um diesen Störungen entgegenzuwirken, müssen die Untersuchungsparameter und Sequenzen in jedem einzelnen Fall individuell eingestellt werden.

Für bildgebende Untersuchungen der Areale rund um die Prothese gibt es mittlerweile neue spezielle Sequenzen wie „view angle-tilting“ oder „slice encoding“, bei Aufnahmen eines größeren Ausschnittes empfiehlt es sich nach wie vor weniger zeitaufwendige Einstellungen zu verwenden.

Wenn zum Bespiel ein künstliches Hüftgelenk untersucht werden soll, wird zuerst eine herkömmliche Sequenz mit angepassten Parametern zur Bildgebung der gesamten Hüftseite mit einer Dauer von unter 20 Minuten verwendet und dann eine spezielle Sequenz für die Prothese direkt, mit einer Dauer von weiteren 10 bis 15 Minuten. Mit diesem Kompromiss wird eine kürzere Untersuchungsdauer bei besserer Bildqualität erreicht.

MRT Untersuchungen sind auch äußert hilfreich, wenn es darum geht, muskuloskelettale Weichsgewebeverletzungen wie z.B. im Bereich der Hüftabduktorsehnen oder der Muskeln darzustellen. Wenn die Vermutung auf eine solche Verletzung vorliegt, kann diese direkt oder auch indirekt, anhand einer Atrophie des Fettgewebes, im MRT festgestellt werden. Muskuläre Atrophie kann auch ein Hinweis auf eine Nervenschädigung sein, wobei hier die MRT auch wieder eine hervorragende Methode ist, um zum Bespiel den Ischiasnerv darzustellen.

Besonders im Fall von Metall auf Metall Implantaten ist die Darstellung des umliegenden Gewebes interessant, um eventuelle abstoßende Gewebereaktionen feststellen zu können.

Die Schwierigkeit bei diesen Implantaten besteht vor allem darin, dass das Signal entweder geschwächt oder zu stark wird, und teilweise auch das Signal zweier Schichtaufnahmen in nur einer gespeichert wird.

Bevor die neuen individuellen Sequenzen verfügbar waren, war die Bildgebung bei Präsenz von Metall auf Metall Implantaten sehr schwierig und die PatientInnen mussten sehr lange im Scanner bleiben bzw. war die Bildqualität dann trotzdem oft sehr schlecht. So wurde es früher von Chirurgen oft vermieden, PatientInnen an die Radiologie zu überweisen, da die anschließenden Befunde meist schlicht nicht hilfreich waren. Durch die massiven Fortschritte, die vor allem in den letzten beiden Jahren stattgefunden haben, hat aber auch hier ein Umdenken eingesetzt und PatientInnen werden immer öfters zur Weichgewebe-Beurteilung zum MRT überwiesen.

„Infektionen sind vor allem bei Patienten mit abgeschwächtem Immunsystem ein Problem. Auch hier kann man mit neuen MRT- und CT-Untersuchungstechniken sowie mit Ultraschall früher und besser entzündliche Veränderungen erkennen und von nichtinfektiösen Ursachen abgrenzen“, so Franz Kainberger, stellvertretender Leiter der Klinischen Abteilung für Neuroradiologie und Muskuloskelettale Radiologie an der Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin in Wien.

Eine Einschränkung, die nach wie vor besteht, ist, dass Scanner mit 3 Tesla die Artefakte im Vergleich zu Scannern mit 1,5 Tesla verdoppeln und es zu Wartezeiten während der Untersuchung kommt, um das Gewebe nicht zu überhitzen.

Obwohl die Bildgebung mittels MRT bei orthopädischen Prothesen mehr Zeit und Aufwand benötigt, überwiegen auf jeden Fall die diagnostischen Vorteile. Eine Hoffnung für die Zukunft ist die Entwicklung von Implantaten, die nicht auf Kobalt und Chrome basieren, und somit die Entwicklung von schnelleren und einfacheren MRT Sequenzen ermöglichen würden.

Ab 2. März tagen in Wien über 20.000 Radiologen
Beim 28. Europäischen Radiologenkongress (European Congress of Radiology/ECR) vom 2. bis 6. März 2016 im Austria Center in Wien werden auch heuer wieder Spezialisten aus dem Bereich der medizinischen Bildgebung ihr Fachwissen auf den verschiedensten Gebieten austauschen, und die neuesten Erkenntnisse der Forschung präsentieren.

Der ECR ist die Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Radiologie (European Society of Radiology/ESR), welche weltweit über 63.600 Radiologen vertritt. Mit mehr als 20.000 Teilnehmern aus der ganzen Welt ist der ECR einer der größten medizinischen Kongresse weltweit; zusätzlich bietet er eine der größten Industrieausstellung in Europa, bei der auf über 26.000 m² mehr als 300 internationale Firmen die neuesten Produkte der Medizintechnik vorstellen.

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