BMWF: Karlheinz Töchterle: Österreich und CERN intensivieren Kooperation

Wissenschafts- und Forschungsminister besucht Großforschungseinrichtung CERN - unterzeichnet "Letter of Cooperation"

"Das Kernforschungszentrum CERN ist eine exzellente Forschungseinrichtung und ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wie aus anwendungsoffener Grundlagenforschung Innovation entsteht - so wurde etwa das World Wide Web hier entwickelt", so Wissenschafts- und Forschungsminister Dr. Karlheinz Töchterle anlässlich seines CERN-Besuchs nahe Genf, Schweiz. Gemeinsam mit Bundespräsident Dr. Heinz Fischer und einer Wissenschaftsdelegation, darunter Rektorin Dr. Sabine Seidler, Rektor Dr. Wolfgang Schütz, PEG MedAustron-Geschäftsführer Dr. Thomas Schreiner und dem Direktor des Stefan-Meyer-Instituts für subatomare Physik, Dr. Eberhard Widmann, wurde Töchterle heute Vormittag von CERN-Generaldirektor Dr. Rolf-Dieter Heuer empfangen. Am Programm standen u.a. der Besuch des unterirdischen LHC-Tunnels (Large Hadron Collider, "Teilchenbeschleuniger") sowie ein Treffen mit jungen Forschenden aus Österreich, die derzeit am CERN arbeiten. Weiters wird Töchterle am Nachmittag einen "Letter of Cooperation" unterzeichnen. "Österreich wird die am CERN entwickelte Beschleuniger-Forschung nutzen", verweist Töchterle auf das Therapie- und Forschungszentrum MedAustron in Wiener Neustadt. "Die Kooperationen zwischen CERN und Österreich wollen wir nun weiter intensivieren, was Wissenschaft und Forschung, aber auch Krebspatienten zugutekommt. CERN soll in Zukunft Forschungsinfrastrukturen der Mitgliedsländer stärker bei seiner Arbeit berücksichtigen, um optimal zu profitieren."

Standen zuletzt im Zusammenhang mit CERN vor allem die Entwicklungen und erste Beobachtungen rund um das Higgs-Teilchen - es führt die vom renommierten Magazin "Science" veröffentlichte Liste der Entdeckungen des Jahres 2012 an - im Mittelpunkt, so gilt die Aufmerksamkeit der heimischen Forschung insbesondere auch Entwicklungen in der Medizinphysik, von denen das Therapie- und Forschungszentrum MedAustron profitiert. Mit dem heute zu unterzeichnenden "Letter of Cooperation" soll die Kooperation mit CERN um die Nutzung von Forschungsinfrastruktur der Mitgliedsländer - wie etwa die Strahlzeit für nicht-klinische Forschung bei MedAustron - ausgeweitet werden:

  • Biomedizinische Forschung und Forschung mit Ionenstrahlen
  • Medizinphysik
  • Detektoren, Instrumente, Bildgebung und Dosimetrie


Am MedAustron ist noch heuer der Beginn des Testbetriebes geplant. Ab 2015 profitieren bis zu 1.400 Krebspatient/innen jährlich von dieser internationalen Spitzenmedizin. Weiters befindet sich eine Arbeitsgruppe im Bereich der "Medizintechnik" im Aufbau, und es ist unter anderem eine Zusammenarbeit zwischen MedAustron, und dem Institut für Hochenergiephysik (HEPHY) sowie dem Stefan-Meyer-Institut geplant.

"Wir müssen die exzellente Arbeit des CERN für die österreichische Forschung möglichst stark nutzbar machen", so Töchterle weiter. Der Minister wertet es daher als "ein sehr positives Signal, dass die Österreichische Akademie der Wissenschaften mit Jochen Schieck Anfang Mai einen exzellenten Wissenschaftler mit viel Forschungserfahrung am CERN als Direktor des Instituts für Hochenergiephysik gewinnen konnte". Er wird als weiteres Standbein eine Arbeitsgruppe zu Dunkler Materie aufbauen.

In Österreich forschen derzeit sieben Universitätsinstitute und zwei Institute der ÖAW auf dem Gebiet der experimentellen und theoretischen Kern- und Teilchenphysik. Die Forscherinnen und Forscher dieser Institute sind im Fachausschuss für Kern- und Teilchenphysik der Österreichischen Physikalischen Gesellschaft organisiert. Die Mitgliedschaft bei Großforschungseinrichtungen wie dem CERN ist insbesondere auch in Hinblick auf die Teilnahme an internationalen Experimenten, das exzellente Ausbildungsangebot für Studierende, Diplomand/innen und Dissertant/innen sowie Ingenieure und Techniker in Spitzentechnologien und den finanziellen Rückfluss an österreichische Unternehmen relevant. So flossen bspw. 2012 rund 22,4 Prozent des österreichischen CERN-Mitgliedsbeitrags an österreichische Unternehmen zurück, während der Konstruktion des LHC waren es sogar bis zu 95 Prozent.

Stichwort CERN CERN (Centre Européen pour la Recherche Nucléaire - Europäische Organisation für Kernforschung) ist die weltweit größte - und seit Inbetriebnahme des neuen Beschleunigers "LHC" - führende Forschungseinrichtung für Teilchenphysik. Rund 10.000 Wissenschaftler/innen aus über 80 Ländern forschen seit der Gründung im Jahr 1954 nach den Bausteinen der Materie, die der Welt Struktur geben, und den fundamentalen Kräften, die "die Welt im Innersten zusammenhalten". Um diese Forschungsarbeiten zu ermöglichen, haben sich zunächst zwölf und inzwischen 20 Staaten - darunter auch Österreich seit 1959 - zum CERN zusammengeschlossen. Ziel ist es, gemeinsam die technisch und finanziell enorm anspruchsvolle Infrastruktur bereitzustellen. Hierbei kommen modernste Methoden und Technologien aus vielen Fachbereichen zur Anwendung.

CERN betreibt Grundlagenforschung auf höchstem wissenschaftlichem und technologischem Niveau. Von den Ergebnissen profitiert die Gesellschaft in Form von Wissen, aber auch direkt über die Entwicklung neuer Geräte und Verfahren (beispielsweise die beschleunigerbasierte Strahlentherapie für Krebspatienten am MedAustron) oder durch das bekannteste "Nebenprodukt" des CERN, die Entwicklung des World Wide Web, das die Nutzung des Internets enorm erleichterte. Das jährliche Budget beläuft sich auf knapp 1,1 Milliarden Schweizer Franken (ca. 886 Millionen Euro). Der österreichische Anteil beträgt 2013 ca. 2,2 Prozent und damit rund 19,5 Millionen Euro. Zu diesem Beitrag kommen Kosten für die Beteiligung an Experimenten sowie die CERN HighTech-Stipendien von zusammen etwa einer Million Euro. Das oberste Steuerungsgremium ist der CERN-Rat ("Council"), wo Österreich wie jedes Mitgliedsland mit zwei Delegierten vertreten ist.

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