Austria Center Vienna: „Niere schützen, Herz retten“ – über 1 Mio. Menschen allein in Österreich von chronischen Nierenerkrankungen betroffen

Durch einfache Tests und eine, von Hausärzten durchgeführte, Früherkennungs-Offensive sollen die Zahl der Neuerkrankungen gesenkt und damit auch Folgeerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems vermieden werden.

Das österreichische Pilot-Projekt und jüngste Forschungsergebnisse in der Nephrologie werden vom 21. bis 24. Mai im Austria Center Vienna beim europäischen Nierenkongress ERA-EDTA präsentiert

  •     Aktuelle Situation: 1 Mio. Österreicher leiden an milden, chronischen Nierenschäden, 200.000 an beträchtlichen Nierenproblemen.
  •     Zusätzliches Problem: ¾ der Betroffenen wissen nichts von der eigenen Erkrankung.
  •     Einfache Früherkennung durch Blut-und Harntests, insbesondere bei Risikogruppen, kann Leben retten.  
  •     Nierenschäden als wesentlicher Indikator für nachfolgende Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzversagen; daher Forderung: „Niere schützen, Herz retten!“
  •     Österreichisches Pilot-Projekt als internationaler Präventions-Vorreiter: Verstärkte Zusammenarbeit mit Hausärzten soll Neuerkrankungen und Gesundheitskosten senken.

10-13 % der ÖsterreicherInnen leiden an Nierenschäden
„Chronische Nierenerkrankungen entwickeln sich schleichend, verlaufen lange Zeit symptomlos und ohne Schmerzen, können aber höchst lebensbedrohlich werden“, so Prim. Prof. Dr. Karl Lhotta, Leiter der Nephrologie im Landeskrankenhaus Feldkirch und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Nephrologie (ÖGN). Er geht davon aus, dass 10 bis 13 % der österreichischen Bevölkerung – also ca. 1 Mio. Menschen – von milden chronischen Nierenschädigungen betroffen sind. Darüber hinaus leiden an die 200.000 ÖsterreicherInnen an einem beträchtlichen Nierenproblem, d.h. einer Einschränkung der Nierenfunktion um mehr als die Hälfte. „Erschreckend dabei ist vor allem, dass drei Viertel der Menschen, die an einem solchen beträchtlichen Nierenproblem leiden, sich der Erkrankung gar nicht bewusst sind. Nur 2/3 aller Betroffenen, die über ihre Nierenerkrankung Bescheid wissen, begeben sich auch in Behandlung. Das führt natürlich zu einer fortwährenden chronischen Schädigung der Niere, die bis zur Dialysepflicht führen kann. Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Blutarmut, Leistungsschwäche, Harnvergiftungen und Ödeme treten auf. Zudem werden meist auch andere Gefäße geschädigt. Dadurch ist das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen drastisch erhöht. Damit kommt es zu einer deutlich verkürzten und vor allem sehr eingeschränkten Lebensqualität. Viele dieser hervorgerufene Symptome und Folgeerkrankungen wären durch eine entsprechende Therapie vermeidbar oder zumindest auf ein Minimum einschränkbar“, betont Lhotta.

Einfache Früherkennung durch Blut- und Harntest
Insbesondere RisikopatientInnen, das sind Menschen, die bereits an Diabetes, hohem Blutdruck, starkem Übergewicht und Herz-Kreislauf-Problemen leiden, bzw. eine familiäre Disposition für Nierenerkrankungen haben, sollten sich daher regelmäßig – zumindest einmal im Jahr – den einfachen Vorsorgeuntersuchungen unterziehen. „Hier gibt es mit dem Bluttest und einer Harnuntersuchung zwei einfache, kostengünstige und schmerzfreie Untersuchungsmethoden, die auch vom Hausarzt durchgeführt werden können“, so der erfahrene Nierenspezialist. Dabei werden der Kreatininwert im Blut und die Albuminausscheidung im Harn bestimmt. Ist der Kreatininwert erhöht, zeigt dies eine bereits beträchtlich eingeschränkte Nierenfunktion an. Eine vermehrte Eiweißausscheidung im Harn gilt als Hinweis für eine Schädigung des Nierenfilters und auch anderer kleiner Gefäße im Körper.

„Ist der Patient von einer chronischen Nierenerkrankung betroffen, sollte er seinen Lebensstil ändern, sich viel bewegen, auf das Rauchen verzichten, auf gesunde Ernährung (wenig Salz und Eiweiß) achten und Medikamente einnehmen, die den Blutdruck entsprechend anpassen und das Cholesterin senken. Bei Diabetes-Patienten, das ist auch die größte Risiko-Gruppe, ist zudem eine richtige Blutzucker-Einstellung notwendig“, erklärt Lhotta. Prinzipiell schützen all diese Maßnahmen nicht nur die Niere, sondern auch die gesamten Körpergefäße und somit auch das Herz.

Nierenschäden als Indikator für höheres Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko
Eine regelmäßige Kontrolle der Nierenfunktion ist damit auch ein wesentlicher Schritt zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. „In der Niere befinden sich 1/3 aller Blutgefäße. Wenn die Tests eine Verengung der Gefäße in der Niere ergeben, ist das auch ein wesentlicher Indikator für weitere Gefäßerkrankungen und ein erhöhtes Risiko für eine nachfolgende Herz-Kreislauf-Erkrankung wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzversagen“, erklärt Lhotta. Er propagiert daher: „Niere schützen und damit auch das Herz retten!“

Österreichisches Präventions-Pilot-Projekt 60/20
Die praktischen ÄrztInnen sind in Österreich nach wie vor Anlaufstelle Nr. 1 bei Beschwerden und nehmen durch die Vorsorgeuntersuchungen eine Schlüsselrolle bei der Früherkennung ein. Immerhin werden rund 90 % der Nierenerkrankungen beim Hausarzt entdeckt und erstbehandelt. Nur die Schwerstfälle – also an die 10 % aller Nierenerkrankungen – werden vom Nierenspezialisten behandelt“, so Lhotta.

Daher setzt das, von Univ.-Prof. Dr. Alexander Rosenkranz, dem Leiter der klinischen Abteilung für Nephrologie am LKH-Univ. Klinikum Graz, Past-Präsident der ÖGN sowie Kongresssekretär des ERA-EDTA-Kongresses, in der Steiermark im Jänner dieses Jahres etablierte Screening-Programm 60/20 bei den HausärztInnen, Spitalsambulatorien und der breiten Öffentlichkeit mit einer intensiven Informationskampagne an.

60 steht dabei für den Wert der Nierenfunktion, ab dem eine schwerwiegende Nierenerkrankung vorliegt, 20 für den Wert, ab dem PatientInnen auf Nierenersatztherapien, wie Dialyse oder Transplantationen, vorbereitet werden. Ziel des Pilotprojektes ist die Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und von einer Leistungsreduktion der Niere auf 60 %, um Maßnahmen gegen den fortschreitenden Funktionsverlust der Niere zu ergreifen und die Betroffenen frühzeitig – bereits bei einer Leistungsreduktion der Niere auf 20 % - über Nierenersatztherapien zu informieren.  

Mit der Initiative Präventionsstrategie 60/20 erhofft sich die ÖGN weniger Neuerkrankungen, höhere Heilungschancen aufgrund der Früherkennung und auch einen Beitrag zur Reduktion der langfristigen Gesundheitskosten. Immerhin kosten Früherkennungstests (Blut- und Urinuntersuchung) im Schnitt einmalig nur 5 EUR. Im Vergleich dazu ist bei DialysepatientInnen mit an die 60.000 EUR an Therapiekosten pro Jahr zu rechnen.

„Österreich nimmt mit diesem Präventionsprojekt auch international eine Vorreiterrolle ein. Es gibt zwar seit 2013 einen Beschluss für eine europaweite Initiative, Österreich ist mit dem Steiermark-Projekt aber das erste Land mit konkreten, sehr strukturierten Umsetzungen“, betont Lhotta. Möglich ist dies durch die Gesundheitsreform in Österreich und die Aufnahme des Projektes in den steirischen Landeszielsteuerungsvertrag. Projekterweiterungen auf Vorarlberg und Kärnten sind derzeit in Verhandlungen.

Über ÖGN und ERA-EDTA
Die ÖGN ist die Österreichische Gesellschaft für Nephrologie, die sich umfassend mit der Weiterentwicklung der klinischen Nephrologie, insbesondere mit der Dialyse und Nierentransplantation, beschäftigt. Vom 21. bis 24. Mai veranstalten die europäische nephrologische Fachgesellschaft ERA-EDTA (European Renal Association – European Dialysis and Transplantation Association) und die Österreichische Gesellschaft für Nephrologie gemeinsam den europäischen Nierenkongress ERA-EDTA im Austria Center Vienna. Der europäische Nierenkongress ERA-EDTA gilt mit mehr als 7.000 TeilnehmerInnen als größtes europäisches Forum für Nephrologie und Hypertensiologie.

Über das Austria Center Vienna
Das Austria Center Vienna wird von der IAKW-AG (Internationales Amtssitz- und Konferenzzentrum Wien, Aktiengesellschaft) betrieben, die auch für die Erhaltung des Vienna International Centre (VIC) verantwortlich ist. Das Austria Center Vienna ist mit 24 Sälen, 180 Meetingräumen sowie rund 42.000 m2 Veranstaltungsfläche (davon 22.000 m2 Ausstellungsfläche) Österreichs größtes Kongresszentrum und gehört zu den Top-Playern im internationalen Kongresswesen. Die IAKW-AG und damit das Austria Center Vienna stehen unter der Leitung von Vorständin Dr. Susanne Baumann-Söllner. www.acv.at.

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