WKO: Pharmaindustrie ermöglicht positive Gebarung der Krankenkassen

Dank der Solidarbeiträge der Pharmaunternehmen macht der Hauptverband einen positiven Abschluss - Effizienzmaßnahmen müssen dringend folgen

Rechnete der Hauptverband der Sozialversicherungen im Februar vor einem Jahr noch mit einem Minus von 94 Millionen Euro für 2016, so gab er jetzt einen Gebarungsüberschuss von 81 Millionen Euro bekannt. Einen nicht unerheblichen Beitrag hierzu leistete die Pharmaindustrie mit ihrem Solidarbeitrag in der Höhe von 125 Millionen Euro im Zuge des Rahmen-Pharmavertrages.

Auch die Arzneimittelausgaben stiegen nicht in dem Ausmaß, wie vom Hauptverband vor einem Jahr prognostiziert. Von der Steigerung von 5 Prozentpunkten (November 2016) blieben lediglich moderate 2,9 Prozent übrig. „Die Medikamentenausgaben und damit die Pharmaindustrie wird gerne für jede schwierige Situation der Krankenkassen verantwortlich gemacht. Vielmehr sollte man die Schuld für Gebarungsschwierigkeiten im eigenen ineffizienten System suchen“, fordert Sylvia Hofinger, Geschäftsführerin des Fachverbandes der Chemischen Industrie.

FCIO befürchtet Fehlinvestition bei Studie der London School of Economics
Mit der von der Bundesregierung geforderten Studie zur Erhebung von Effizienzsteigerungen im Bereich der Sozialversicherungsträger könnte dem kränkelnden, österreichischen System auf den Zahn gefühlt werden. Doch leider wurde mit der umstrittenen Auftragsvergabe durch das Sozialministerium diese Chance verpasst. Die Vermutung liegt nahe, dass nach einer Verbreiterung der Finanzbasis gesucht wird anstatt nach Lösungen, wie ein möglichst großer Teil des Kassenbudgets beim Patienten ankommt und möglichst wenig im Verwaltungsapparat versickert.

„Österreich hat eines der teuersten Gesundheits- und Sozialversicherungssysteme und doch müssen Patienten auf ihre MRT/CT Untersuchungen warten und Grippepatienten in den Spitälern am Gang liegen. Das ist wohl nicht im Sinne der Versicherten und kann wohl kaum an den Medikamentenpreisen liegen, zumal diese gerade einmal 12 Prozent der gesamten österreichischen Gesundheitsausgaben ausmachen“, schließt Hofinger.

Diskussionen um Medikamentenpreise werfen falsches Licht auf Pharmaindustrie
Die Prozentzahlen der Steigerungen der Arzneimittelpreise, mit denen der Hauptverband in regelmäßigen Abständen seine möglicherweise negative Gebarung begründet, erwecken den Eindruck, die Pharmaindustrie setze die Sozialversicherungen mit Anhebungen der Preise jährlich unter Druck. Befindet sich allerdings ein Medikament einmal im System der Erstattung, so gilt der Preis als eingefroren und darf nicht einmal an die Inflation angepasst werden. Die Produzenten erhalten also Jahr um Jahr weniger Geld für die gleiche Leistung.

Die Steigerungen sind jedoch zum Beispiel auf Zuwächse bei der Anzahl der Versicherten zurückzuführen, ebenso wie höhere Lebenserwartung und die (damit einhergehende) Zunahme von chronischen Krankheiten und Mehrfacherkrankungen.

Zieht man die 125 Millionen Euro an Solidarbeiträgen der Pharmaunternehmen von den gestiegenen Arzneimittelpreisen ab, so entsteht sogar ein Umsatzrückgang von etwa -2 Prozent.

Wirtschaftlicher Nutzen der Pharmaindustrie unentbehrlich
Erst kürzlich wurde der sozio-ökonomische Nutzen der Pharmaindustrie durch eine Wertschöpfungsanalyse belegt, die als Basis für die Life Science Strategie von Vizekanzler Mitterlehner und Staatssekretär Mahrer diente. Die Branche gilt als wichtiger Wachstumsmotor und Beschäftigungsgarant. „Den österreichischen Pharmaunternehmen dürfen keine wettbewerbsverzerrenden Hürden durch unverhältnismäßige Einschnitte wie gesetzlich verordnete Rabatte in den Weg gelegt werden, denn das hätte auch gesamtwirtschaftlich betrachtet negative Folgen“, so Hofinger „Um Österreich als Standort für die Pharmaindustrie zu sichern, fordern wir als Fachverband von der Regierung, dass die volkswirtschaftliche Bedeutung der Branche im Auge behalten wird und durch keinerlei Maßnahmen die Innovationskraft der Unternehmen gefährdet wird.“ (PWK120/US)

Der Fachverband der Chemischen Industrie (FCIO) vertritt die Interessen von etwa 300 Mitgliedsunternehmen. Die chemische Industrie ist die zweitgrößte Industriebranche in Österreich. Mit etwa 44.000 Beschäftigten erwirtschaftet sie einen Produktionswert von fast 15 Milliarden Euro. Sie ist international ausgerichtet und exportiert mehr als zwei Drittel ihrer Erzeugnisse. Zuletzt lagen die Ausgaben für F&E bei 747 Millionen Euro. Die Austrian Biotech Industry im Fachverband versammelt neben den etablierten Pharmaunternehmen auch die Biotech-Startup-Szene.

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