Pharmig: Exzellenz braucht geeignete Infrastruktur

Biotechszene weist unter anderem mit Forschungsinstitut IMP am Standort Vienna Biocenter starke Impulse auf;Biotech-Startup-Initiativen scheitern aber oft an geeigneter Infrastruktur.

Exzellenz und Spitzenleistung in Österreich – zur heimischen Wissenschafterszene gehören weltweit renommierte, herausragende Persönlichkeiten sowie Nachwuchstalente. Wollen diese in der Forschung im Rahmen von Startups ihre Talente entfalten und bahnbrechende Ergebnisse etwa zum Nutzen der Medizin erzielen, mangelt es oft an der geeigneten Infrastruktur. Dazu Mag. Eva Czernohorszky, Leiterin der Technologie Services in der Wirtschaftsagentur Wien: „Erfreulich ist das vielfältige Angebot an Förderungen und Beratungs- und Vernetzungsangeboten am Standort Wien. Aber was fehlt, sind beispielsweise kurzfristig verfügbare, vollwertig ausgestattete Laborarbeitsplätze für Life Science Start-ups ohne Mietbindung.“ Sie zeigte gemeinsam mit weiteren Experten im Zuge einer Veranstaltung der Pharmig-Biotech-Plattform am IMP, dem Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie, auf, wo angesetzt werden muss, um einen Top-Forschungsstandort Österreich zu etablieren.

Zuvor sprach Dr. Jan-Michael Peters, Managing Director Science am IMP darüber, woran dort geforscht wird und wie Grundlagenforschung und biotechnologische Anwendungen einander beeinflussen. „Biotechnologie trägt dazu bei, Infrastruktur aufzubauen. Es werden dadurch auch neue Jobs für uns geschaffen, beispielsweise für Post-Doktoranden und PhD Studenten“, so Peters. Biotech-Unternehmen bauen umgekehrt oft auf Grundlagenforschung auf und bringen Basiswissen zur Anwendung.
 
Beim Ausblick auf die Zukunft und was noch weiter zu verbessern wäre, meinte er: „Wir müssen das Bewusstsein bei Forschern für Startup-Möglichkeiten verbessern. Da geht es auch darum, eine Umwelt zu schaffen, in der Kreativität und Risikofreude gefördert werden.“ Wichtig wäre, so Peters, Akademikern Karrieremöglichkeiten auch in der Wirtschaft aufzuzeigen, wofür eine gute Infrastruktur für Startups eine Grundvoraussetzung ist. Für das gesamte Vienna Biocenter, wozu das IMP zählt, sieht er noch Bedarf bei der internationalen Sichtbarkeit als Exzellenz-Center. Peters lobte jedenfalls die äußerst gute Zusammenarbeit mit der Akademie der Wissenschaften, mit der es einen engen wissenschaftlichen Austausch gebe.
 
Das IMP eröffnete Anfang März dieses Jahres ein neues Institutsgebäude, für das Boehringer Ingelheim 52 Mio. Euro zur Verfügung stellte. Damals erklärte Jan-Michael Peters: „Grundlagenforschung ist der wichtigste Motor für Innovationen und Lösungsstrategien der Zukunft, insbesondere im Bereich des medizinischen Fortschritts“. Dr. Guido Boehmelt, Director External Innovation bei Boehringer Ingelheim RCV, setzte bei der Veranstaltung am 23.3. am IMP nach: „In der pharmazeutischen Forschung und Entwicklung können wir nur vorwärts kommen, wenn wir innovative Ansätze rechtzeitig erkennen und mit Experten zusammenarbeiten. Diese können von akademischen Institutionen, aber auch von Biotech-Unternehmen kommen.“
 
Boehmelt sprach über einen neuen Ansatz, den das Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim verfolgt, Forschung über die bestehenden klassischen Therapiegebiete hinaus durch ein global agierendes „Research Beyond Borders (RBB)“ Team zu unterstützen. Es gehe darum, sich der Erforschung neuer Krankheiten und therapeutischer Ansätze zu widmen, die Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen zu intensivieren, interne Stärken besser zu nützen und den Zugang zu externen Innovationsquellen zu fördern. Als neue Forschungs- und Kollaborationsfelder führte er beispielsweise den Einstieg in die Mikrobiom-Forschung oder regenerative Medizin an.
 
Eva Czernohorszky zeigte in ihrem Vortrag die vielen Möglichkeiten an Forschungs- und Wirtschaftsförderung durch die Stadt Wien auf. „Von der Grundlagen- bis zur angewandten Forschung haben wir viele Förderinstrumente in Österreich. Herausragend ist sicherlich ein Instrument, mit dem Startup-Gründungen mit bis zu einer Million Euro gefördert werden.“ 2014 wurden in Summe 102 Mio. Euro Förderungen für Wiener Forschungs- und Entwicklungsprojekte und Investitionsvorhaben in den Life Sciences zugesagt. Circa 2/3 davon gingen an Forschungseinrichtungen, 1/3 ging an Unternehmen.
 
Allerdings wies Czernohorszky auch auf fehlende Bausteine hin, um die Startup-Landschaft noch weiter zu stärken: „Da geht es beispielsweise darum, schnell und kurzfristig verfügbare Mieteinheiten und Co-Working-Labore zur Verfügung zu haben. Das schnelle Nutzen vorhandener Infrastruktur ist schlicht eine Notwendigkeit. Nicht jeder kann sich eine teure Infrastruktur aufbauen.“

Das Potenzial an Neugründungen liegt laut einer Erhebung der Wirtschaftsagentur Wien bei mindestens 6 bis 9 Neugründungen pro Jahr. Dazu Czernohorszky: „Das bestehende Angebot ist allerdings bei weitem nicht ausreichend, auch wenn es eine steigende Zahl an Unternehmen gibt, die sich in Wien niederlassen wollen.“ Man sei daher nach wie vor verhalten in der Anwerbung, weil die Infrastruktur eben noch nicht ausgereift sei. Es werde aber bereits konkret geplant, diese aufzubauen und zu erweitern.

In der Diskussion im Rahmen der Veranstaltung wurde auch die Notwendigkeit betont, Investoren anzuwerben. Potenzial sei vorhanden, zumal gerade in den USA Forschungsförderung zurückgefahren werde. Europa könnte davon profitieren, und zwar durch die Rekrutierung hervorragender Wissenschaftler und durch das Werben für Unternehmensinvestments. Die Experten betonten, dass es schade wäre, wenn Österreich als einer der führenden Standorte hier nicht profitieren könnte. Es müsse jetzt bereits der Boden dafür vorbereitet werden, um in vier, fünf Jahren dieses Potenzial zu nützen. „Wir müssen in diesem Zusammenhang den Standort Vienna Biocenter, VBC, mehr vermarkten. Die einzelnen Institute sind über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt, aber beim VBC müssen wir noch nachbessern“, so Peters.

Die Zusammenarbeit verschiedener Institutionen zu fördern, dafür wurde die Biotech-Plattform gegründet, die den Rahmen der Veranstaltung am IMP bildete. Die Pharmig, Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs, lud als Initiatorin der Biotech-Plattform die genannten Experten ein, um über das IMP, Forschungsbereiche und Kooperationen in der medizinischen Forschung zu informieren. Dazu Mag. Helga Tieben von der Pharmig: „Wir wollen Menschen und Institutionen zusammenbringen, um Brücken zu bauen und Kooperationen zu ermöglichen. Damit Forschung in Österreich weiter gefördert wird.“

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